St. Pauli verschenkt zwei Punkte
Zwischen Lebenszeichen und brutaler Enttäuschung – die Kiezkicker bleiben im Tabellenkeller
Der FC St. Pauli hat seinen freien Fall gestoppt, den Befreiungsschlag allerdings verpasst. Am zweiten Advent verschenkten die Kiezkicker zwei Punkte, kassierten beim Debüt des neuen Trainers Markus Kauczinski gegen den MSV Duisburg in Unterzahl den späten Ausgleich zum 2:2 (0:1) und sind nun schon seit acht Spielen in Serie ohne Sieg.
Die Körpersprache nach dem Abpfiff sprach Bände. Nein, das Remis war auch gefühlt kein Erfolgserlebnis. Einige Kiezkicker sanken zu Boden, gingen in die Hocke, stemmten die Hände in die Hüften, schauten auf den Boden, schauten in den Himmel.
Der ersehnte, der erlösende Sieg war in greif arer Nähe gewesen. Der Dreier, der aufgrund der guten zweiten Halbzeit verdient gewesen wäre, ging durch eigenes Verschulden f öten.
„Der Punkt bringt uns nicht weiter“, ärgerte sich Johannes Flum über den verpassten Dreier. Auch Lasse Sobiech war frustriert. „Für mich ist dieser Punkt viel zu wenig, nachdem wir uns so zurückgekämpft haben.“
Es war ein turbulentes, ein hitziges Spiel am mit 29 546 Zuschauern ausverkauften Millerntor gewesen. Zwei zweifelhafte, ja unberechtigte Elfmeter, ein dämlicher Platzverweis für St. Pauli, Proteste und wütende Pfiffe gegen den Schiedsrichter.
Referee Christian Dietz hatte den Gästen in der 31. Minute einen fragwürdigen Strafstoß zugesprochen, nachdem der Duisburger Fröde nach einem leichten Ellenbogeneinsatz von Aziz Bouhaddouz etwas zu schnell zu Boden gegangen war. „Ein unberechtigter Elfer“, kritisierte Sportchef Uwe Stöver.
Ebenso unberechtigt und schmeichelhaft war auch der Elfmeter für die Kiezkicker, den Sami Allagui in der 61. Minute gegen MSV-Keeper Flekken herausgeholt hatte. Sobiech verwandelte vom Punkt eiskalt zur 2:1Führung, nachdem fünf Minuten zuvor Sobota den Ausgleich erzielt hatte.
Die unverzeihliche Rote Karte für Bouhaddouz (siehe Seite XII) riss ein übles Schlagloch in die Siegerstraße. Der MSV schöpfte neuen Mut, St. Pauli geriet unter Druck und machte fatale Fehler. Beim späten 2:2 durch Iljutcenko (81.) gingen Avevor und Zander nicht entschieden genug auf Ball und Gegner.
„Es ist bitter, dass wir nicht konsequent gewesen sind beim Ausgleich“, haderte Sobiech, der 84 Prozent seiner Zweikämpfe gewonnen hatte und bester Hamburger war.
Kapitän Bernd Nehrig versuchte der Partie nach anfänglicher Enttäuschung Positives abzugewinnen. „Wir haben gezeigt, dass wir nach zwei Klatschen in Folge und den Turbulenzen durch den Trainerwechsel noch leben.“Alles andere wäre allerdings auch eine Katastrophe gewesen.
Es ist bitter, dass wir nicht konsequent gewesen sind beim Ausgleich. Lasse Sobiech