Hamburger Morgenpost

St. Pauli verschenkt zwei Punkte

Zwischen Lebenszeic­hen und brutaler Enttäuschu­ng – die Kiezkicker bleiben im Tabellenke­ller

- VOM MILLERNTOR BERICHTEN STEFAN KRAUSE, NILS WEBER UND BUTTJE ROSENFELD redaktion-sport@mopo.de

Der FC St. Pauli hat seinen freien Fall gestoppt, den Befreiungs­schlag allerdings verpasst. Am zweiten Advent verschenkt­en die Kiezkicker zwei Punkte, kassierten beim Debüt des neuen Trainers Markus Kauczinski gegen den MSV Duisburg in Unterzahl den späten Ausgleich zum 2:2 (0:1) und sind nun schon seit acht Spielen in Serie ohne Sieg.

Die Körperspra­che nach dem Abpfiff sprach Bände. Nein, das Remis war auch gefühlt kein Erfolgserl­ebnis. Einige Kiezkicker sanken zu Boden, gingen in die Hocke, stemmten die Hände in die Hüften, schauten auf den Boden, schauten in den Himmel.

Der ersehnte, der erlösende Sieg war in greif arer Nähe gewesen. Der Dreier, der aufgrund der guten zweiten Halbzeit verdient gewesen wäre, ging durch eigenes Verschulde­n f öten.

„Der Punkt bringt uns nicht weiter“, ärgerte sich Johannes Flum über den verpassten Dreier. Auch Lasse Sobiech war frustriert. „Für mich ist dieser Punkt viel zu wenig, nachdem wir uns so zurückgekä­mpft haben.“

Es war ein turbulente­s, ein hitziges Spiel am mit 29 546 Zuschauern ausverkauf­ten Millerntor gewesen. Zwei zweifelhaf­te, ja unberechti­gte Elfmeter, ein dämlicher Platzverwe­is für St. Pauli, Proteste und wütende Pfiffe gegen den Schiedsric­hter.

Referee Christian Dietz hatte den Gästen in der 31. Minute einen fragwürdig­en Strafstoß zugesproch­en, nachdem der Duisburger Fröde nach einem leichten Ellenbogen­einsatz von Aziz Bouhaddouz etwas zu schnell zu Boden gegangen war. „Ein unberechti­gter Elfer“, kritisiert­e Sportchef Uwe Stöver.

Ebenso unberechti­gt und schmeichel­haft war auch der Elfmeter für die Kiezkicker, den Sami Allagui in der 61. Minute gegen MSV-Keeper Flekken herausgeho­lt hatte. Sobiech verwandelt­e vom Punkt eiskalt zur 2:1Führung, nachdem fünf Minuten zuvor Sobota den Ausgleich erzielt hatte.

Die unverzeihl­iche Rote Karte für Bouhaddouz (siehe Seite XII) riss ein übles Schlagloch in die Siegerstra­ße. Der MSV schöpfte neuen Mut, St. Pauli geriet unter Druck und machte fatale Fehler. Beim späten 2:2 durch Iljutcenko (81.) gingen Avevor und Zander nicht entschiede­n genug auf Ball und Gegner.

„Es ist bitter, dass wir nicht konsequent gewesen sind beim Ausgleich“, haderte Sobiech, der 84 Prozent seiner Zweikämpfe gewonnen hatte und bester Hamburger war.

Kapitän Bernd Nehrig versuchte der Partie nach anfänglich­er Enttäuschu­ng Positives abzugewinn­en. „Wir haben gezeigt, dass wir nach zwei Klatschen in Folge und den Turbulenze­n durch den Trainerwec­hsel noch leben.“Alles andere wäre allerdings auch eine Katastroph­e gewesen.

Es ist bitter, dass wir nicht konsequent gewesen sind beim Ausgleich. Lasse Sobiech

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Am Boden zerstört: Waldemar Sobota macht aus seiner Enttäuschu­ng nach dem 2:2 gegen Duisburg keinen Hehl.
 ??  ?? Torschütze Stanislav Iljutcenko (2.v.r.) und Kingsley Onuegbu feiern das 2:2. Robin Himmelmann, Luca Zander und Jan-Philipp Kalla (v.l.) sind konsternie­rt.
Torschütze Stanislav Iljutcenko (2.v.r.) und Kingsley Onuegbu feiern das 2:2. Robin Himmelmann, Luca Zander und Jan-Philipp Kalla (v.l.) sind konsternie­rt.

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