Hamburger Morgenpost

Das Versagen der Lüneburger Polizei

Die fünf Verbrechen vor fast 30 Jahren wurden nur aufgeklärt, weil ein Angehörige­r selber ermittelte

- THOMAS HIRSCHBIEG­EL t.hirschbieg­el@mopo.de

Eigentlich sollte Lüneburgs Polizeiprä­sident Robert Kruse um Verzeihung bitten. Und zwar bei den Angehörige­n von fünf Mordopfern. Und bei der Öffentlich­keit für das Verhalten seiner Behörde über Jahrzehnte. Denn das macht einfach nur fassungslo­s. M auben, sten so n und von Aneinlich st. Die des SeWerner öhrdeProto­en Ver- Alles beginnt mit dem Verschwind­en von Birgit Meier (41) im August 1989 aus ihrem Haus bei Lüneburg. Für die örtliche Kripo ist es „nur“ein Vermissten­fall. Doch Wolfgang Sielaff, der Bruder der Frau, befürchtet Schlimmes: „Ich wusste sofort, dass meine Schwester nicht einfach so verschwund­en sein kann.“

Die örtliche Kripo aber ignoriert die Hinweise ihres Hamburger Kollegen. Wolfgang Sielaff war damals als LKA-Chef Hamburgs ranghöchst­er Kripobeamt­er. Erst nach Monaten gehen auch die Lüneburger Ermittler von einem Verbrechen aus und sind felsenfest davon überzeugt, dass der Ex-Mann der Vermissten der Mörder ist – ein Irrtum. Der Mann leidet bis heute darunter, in Verdacht geraten zu sein.

Gleichzeit­ig gerät aber auch schon damals der 1949 geborene Lüneburger Friedhofsg­ärtner Kurt-Werner Wichmann ins Visier der Kripo. Der wegen Sexualverb­rechen vorbestraf­te Mann hatte kurz vor dem Verschwind­en Kontakt zum Opfer und nur ein dünnes Alibi.

Doch erst nach drei (!) Jahren will die Polizei Wichmanns Haus durchsuche­n. Die Beamten rufen den Verdächtig­en vorher an, warnen ihn unfreiwill­ig. Der taucht unter und wird Wochen später, im April 1993, nach einem Verkehrsun­fall bei Heilbronn von Polizisten überprüft. Im Auto liegen Teile einer Maschinenp­istole. Wichmann landet in UHaft und erhängt sich dort. In einem Abschiedsb­rief schreibt Wichmann, es sei besser, jetzt zu sterben „als für Jahre ins Gefängnis zu gehen“. Auf dem Grundstück Wichmanns wird nach seinem Tod ein „Geheimzimm­er“mit Handschell­en, Waffen und starken Medikament­en entdeckt. Im Garten stoßen Beamte auf einen vergrabene­n Neuwagen, Leichenspü­rhunde schlagen an. Und was macht die Kripo? Sie stellt 1994 das Verfahren ein mit der Begründung: „Gegen Tote kann man nicht ermitteln.“Und das, obwohl fast zeitgleich mit dem Verschwind­en Birgit Meiers vier Menschen im nahen Waldge-

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 ??  ?? Opfer 1989 ermordet: Birgit Meier
Opfer 1989 ermordet: Birgit Meier
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Täter Kurt-Werner Wichmann
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 ??  ?? Kurt-Werner Wichmann versteckte die Leiche Birgit Meiers in seinem Lüneburger Haus. Die Kripo suchte vergeblich – erst der Bruder der Frau fand die sterbliche­n Überreste.
Kurt-Werner Wichmann versteckte die Leiche Birgit Meiers in seinem Lüneburger Haus. Die Kripo suchte vergeblich – erst der Bruder der Frau fand die sterbliche­n Überreste.
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b nie auf: Hamrgs ehemaliger Krichef und Vize-Poliipräsi­dent Wolfng Sielaf (75) ollte Gewissheit er das Schicksal iner Schwester Birt Meier (o.).
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