Polenböller zerstörte meine Hand
Der gefährliche Leichtsinn des Möbelpackers
„Hände weg von illegalem Feuerwerk!“Jedes Jahr warnt die Feuerwehr vor Silvester. Und jedes Jahr kommt es dennoch zu Explosionen mit fatalen Folgen. Philipp M. (26, Name geändert) hat so einen halben Mittelf nger und die Daumenkuppe der rechten Hand verloren. Der Unfall hat auch Auswirkungen auf seinen Beruf. Philipp M. will anonym bleiben. Für das, was ihm widerfahren ist, schämt er sich. Zig Leute hätten ihn gewarnt, gibt er im Gespräch mit der MOPO zu. Aber er habe nicht auf sie gehört. Ihm sei zwar bewusst gewesen, wie gefährlich ein Polenböller sein kann. Aber: Er wollte Silvester eben mit den lautesten Knallkörpern auf der Straße stehen ...
„Es wird Monate dauern, bis ich mit der Hand arbeiten kann, sagt der Arzt. Ich muss erst lernen, ohne die fehlenden Gliedmaßen zu greifen und zu halten“, sagt Philipp M. „Mir wurde künstliche Haut transplantiert.“Wie lange er noch in der Agaplesion-Klinik in Eimsbüttel liegen muss, ist unklar.
Aber warum hat er sich bloß in Gefahr begeben? „Ich hätte ja nicht gedacht, dass wirklich etwas passiert“, sagt Philipp M. Ein Kumpel habe ihn auf die Idee mit den Polenböllern gebracht. „Dann habe ich YouTube-Videos angeguckt, in denen die Dinger explodieren. Das hat mich fasziniert, weil sie so irre laut sind.“
Schließlich setzte sich der junge Mann mit seinem Kumpel ins Auto und fuhr nach Polen. „Der wusste auch, wo es dort einen Schwarzmarkt gibt, eine Art Lagerverkauf war das.“
Philipp M. deckte sich dann richtig ein: 50 Knallkörper nahm er mit nach Hause. Die Kosten: 2,50 Euro für fünf Böller.
Als Philipp M. dann am Silvesterabend an der Straße Wiebischenkamp in Eidelstedt stand und seinen zehnten Böller zünden wollte, kam es zum Unglück. „Kaum hatte ich das Feuerzeug an die Lunte gehalten, explodierte der Böller auch schon“, sagt er. Vor den Augen seiner Schwester (14), die einen Schock erlitt. „Ich wünschte, ich hätte die Dinger nie gekauft. Aber man lernt ja erst, wenn es schon zu spät ist.“