Das miese Geschäft mit KundenParkplätzen
Pözlich ist das Auto weg: Viele Hamburger erleben beim Parken vor Lidl, Edeka & Co eine böse Überraschung
Der Ärger beim Einfaufen:
Für die meisten sind Parkplätze graue Betonflächen – doch für manche Firmen sind sie wahre Goldgruben: Seit Jahren zocken Unternehmen Kunden auf den Parkplätzen vor Discountern, Bäckereien & Co. ab! Ein lukratives Geschäft, das für Empörung sorgt.
Etwa bei Hannelore Schmidt (Name geändert): Im April vergangenen Jahres war sie im Edeka-Markt Gillert an der Wandsbeker Chaussee einkaufen. Ein Wocheneinkauf, bei dem sie sich Zeit ließ – ein Fehler. „Ich wurde abgeschleppt, weil ich zu lange auf deren Parkplatz stand“, sagt sie. Damit wurde sie Opfer der Abschlepp-Firma „ABT Logistics“.
Die dubiose Firma ist längst stadtbekannt, gilt als Nachfolger von „Aktiv Transport“, über deren Machenschaften die MOPO mehrfach berichtete und denen am Ende die Lizenz entzogen wurde. Unter dem neuen Namen überwachen die Abzocker private Parkplätze, stellen Schilder mit strengen Parkregeln auf – und schleppen gnadenlos ab, wenn diese nicht eingehalten werden, etwa wenn die erlaubte Parkdauer überschritten wurde.
Weil das Unternehmen aber keine „güterkraftverkehrliche Genehmigung“besitzt, übernimmt die „M.A.S.H. Transport GmbH“den Abschleppvorgang. Den Autoknast am Hogenfeld (Bahrenfeld) betreibt „ABT“dagegen selbst – und schreibt auch die gepfefferten Rechnungen.
„Ich musste 250 Euro in bar zahlen, um mein Auto auszulösen“, schimpft Hannelore Schmidt. Laut Verbraucherzentrale ist das zu viel, zahl-
reiche Gerichtsurteile hätten dies bestätigt. Schmidts Wut trifft aber nicht nur die Abschlepp-Abzocker, sondern auch den Supermarkt. „Als langjährige Kundin halte ich nichts davon, dass der Markt mit einem moralisch so fragwürdigen Unternehmen zusammenarbeitet.“
Auch andere Kunden beschwerten sich – und das fruchtete: Mittlerweile hat Edeka Gillert die Zusammenarbeit mit „ABT Logistics“eingestellt. Derzeit fände „keine Parkraumüberwachung statt“, teilt Edeka mit.
Erstaunlich, immerhin kämpfen Firmen mit den Abschleppdiensten gegen Fremdparker. „Der Grund dafür ist, dass der Parkplatz oft bis auf den letzten Platz voll war – aber leider so gut wie keine Gäste im Restaurant waren“, heißt es etwa von McDonald’s. Die Filiale an der Amsinckstraße setzt daher weiter auf „ABT“– und riskiert damit, Kunden zu verlieren.
Das Unternehmen Budni glaubt derweil an eine andere Lösung. Da auch hier kostenfreie Kundenparkplätze zugeparkt wurden – ohne dass Kunden in den Läden einkauften –, sind an vier Standorten die Parkraumbewirtschafter von „Park & Control“aktiv. Die schleppen nicht ab, verteilen jedoch 30-Euro-Straftickets. „Beschwerden gibt es dazu sehr, sehr selten“, heißt es von Budni. Stattdessen würden sich die Kunden sogar bedanken – weil sie endlich einen freien Parkplatz finden und so entspannt einkaufen können.
Aber wehe dem, der vergisst, eine Parkscheibe einzulegen! Dann wird man sofort zur Kasse gebeten. Deswegen ist das „Park & Control“-Modell auch nicht unumstritten. Ein Kritikpunkt: Die Hinweisschilder für die Parkraumüberwachung sind zu unauffällig. Verbraucherschützer glauben zudem, dass es dabei nicht nur um das Abschrecken von Dauerparkern geht, sondern darum, Kasse zu machen.
So wird gemutmaßt, dass sich die Märkte von „Park & Control“eine Pacht zahlen lassen. Um das Geld wieder reinzubekommen, würden dann möglichst viele Strafzettel geschrieben.
„Bei der Zusammenarbeit handelt es sich um eine Kooperation, für die weder eine Pacht bezahlt wird noch eine Bezahlung seitens der Geschäfte erfolgt“, entgegnet „Park & Control“. Auf allen 26 Parkplätzen, die das Unternehmen betreut, seien die Hinweisschilder deutlich sichtbar. Dennoch werden zahlreiche Tickets verteilt ...
Morgen: So wehren Sie sich gegen Abschlepp-Abzocker