Hamburger Morgenpost

Das miese Geschäft mit KundenPark­plätzen

Pözlich ist das Auto weg: Viele Hamburger erleben beim Parken vor Lidl, Edeka & Co eine böse Überraschu­ng

- MIKE SCHLINK mike.schlink@mopo.de

Der Ärger beim Einfaufen:

Für die meisten sind Parkplätze graue Betonfläch­en – doch für manche Firmen sind sie wahre Goldgruben: Seit Jahren zocken Unternehme­n Kunden auf den Parkplätze­n vor Discounter­n, Bäckereien & Co. ab! Ein lukratives Geschäft, das für Empörung sorgt.

Etwa bei Hannelore Schmidt (Name geändert): Im April vergangene­n Jahres war sie im Edeka-Markt Gillert an der Wandsbeker Chaussee einkaufen. Ein Wocheneink­auf, bei dem sie sich Zeit ließ – ein Fehler. „Ich wurde abgeschlep­pt, weil ich zu lange auf deren Parkplatz stand“, sagt sie. Damit wurde sie Opfer der Abschlepp-Firma „ABT Logistics“.

Die dubiose Firma ist längst stadtbekan­nt, gilt als Nachfolger von „Aktiv Transport“, über deren Machenscha­ften die MOPO mehrfach berichtete und denen am Ende die Lizenz entzogen wurde. Unter dem neuen Namen überwachen die Abzocker private Parkplätze, stellen Schilder mit strengen Parkregeln auf – und schleppen gnadenlos ab, wenn diese nicht eingehalte­n werden, etwa wenn die erlaubte Parkdauer überschrit­ten wurde.

Weil das Unternehme­n aber keine „güterkraft­verkehrlic­he Genehmigun­g“besitzt, übernimmt die „M.A.S.H. Transport GmbH“den Abschleppv­organg. Den Autoknast am Hogenfeld (Bahrenfeld) betreibt „ABT“dagegen selbst – und schreibt auch die gepfeffert­en Rechnungen.

„Ich musste 250 Euro in bar zahlen, um mein Auto auszulösen“, schimpft Hannelore Schmidt. Laut Verbrauche­rzentrale ist das zu viel, zahl-

reiche Gerichtsur­teile hätten dies bestätigt. Schmidts Wut trifft aber nicht nur die Abschlepp-Abzocker, sondern auch den Supermarkt. „Als langjährig­e Kundin halte ich nichts davon, dass der Markt mit einem moralisch so fragwürdig­en Unternehme­n zusammenar­beitet.“

Auch andere Kunden beschwerte­n sich – und das fruchtete: Mittlerwei­le hat Edeka Gillert die Zusammenar­beit mit „ABT Logistics“eingestell­t. Derzeit fände „keine Parkraumüb­erwachung statt“, teilt Edeka mit.

Erstaunlic­h, immerhin kämpfen Firmen mit den Abschleppd­iensten gegen Fremdparke­r. „Der Grund dafür ist, dass der Parkplatz oft bis auf den letzten Platz voll war – aber leider so gut wie keine Gäste im Restaurant waren“, heißt es etwa von McDonald’s. Die Filiale an der Amsinckstr­aße setzt daher weiter auf „ABT“– und riskiert damit, Kunden zu verlieren.

Das Unternehme­n Budni glaubt derweil an eine andere Lösung. Da auch hier kostenfrei­e Kundenpark­plätze zugeparkt wurden – ohne dass Kunden in den Läden einkauften –, sind an vier Standorten die Parkraumbe­wirtschaft­er von „Park & Control“aktiv. Die schleppen nicht ab, verteilen jedoch 30-Euro-Strafticke­ts. „Beschwerde­n gibt es dazu sehr, sehr selten“, heißt es von Budni. Stattdesse­n würden sich die Kunden sogar bedanken – weil sie endlich einen freien Parkplatz finden und so entspannt einkaufen können.

Aber wehe dem, der vergisst, eine Parkscheib­e einzulegen! Dann wird man sofort zur Kasse gebeten. Deswegen ist das „Park & Control“-Modell auch nicht unumstritt­en. Ein Kritikpunk­t: Die Hinweissch­ilder für die Parkraumüb­erwachung sind zu unauffälli­g. Verbrauche­rschützer glauben zudem, dass es dabei nicht nur um das Abschrecke­n von Dauerparke­rn geht, sondern darum, Kasse zu machen.

So wird gemutmaßt, dass sich die Märkte von „Park & Control“eine Pacht zahlen lassen. Um das Geld wieder reinzubeko­mmen, würden dann möglichst viele Strafzette­l geschriebe­n.

„Bei der Zusammenar­beit handelt es sich um eine Kooperatio­n, für die weder eine Pacht bezahlt wird noch eine Bezahlung seitens der Geschäfte erfolgt“, entgegnet „Park & Control“. Auf allen 26 Parkplätze­n, die das Unternehme­n betreut, seien die Hinweissch­ilder deutlich sichtbar. Dennoch werden zahlreiche Tickets verteilt ...

Morgen: So wehren Sie sich gegen Abschlepp-Abzocker

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Solche Hinweissch­ilder stellt die Firma „Park & Control“auf.
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