Hamburger Morgenpost

Zehn Jahre Unterschie­d können sie nicht trennen

Richard Neudecker (21) und Bernd Nehrig (31) sind dicke Freunde. „Man muss sehen, wer Papa und wer Sohn ist“

- BUTTJE ROSENFELD r.rosenfeld@mopo.de

Normalerwe­ise rotten sich in einer Fußballtru­ppe Gleichaltr­ige zusammen. Bei zwei Kiezkicker­n gibt’s eine Ausnahme: Bernd Nehrig (31) ist einer der Oldies im Team, Richard Neudecker (21) einer der Youngster – aber auch zehn Jahre Unterschie­d können sie nicht trennen. Sie sind dicke Freunde!

Dies bereits seitdem Neudecker im Sommer 2016 von den Münchner Löwen kam. Er erinnert sich: „Es hat vom ersten Moment an gestimmt zwischen uns. Bernd hat mich gleich an die Hand genommen, als ich verletzt gekommen bin. Er sagte: ,Komm, wir gehen was essen, du musst dich hier erstmal richtig einleben.’“

Das hat Neudecker beeindruck­t. Über den Altersunte­rschied sagt er frech grinsend: „Stimmt, er ist zehn Jahre älter – zumindest von der Geburt her. Im Kopf sind wir aber auf gleicher Höhe ...“

Der Jung-Profi mag am alten Hasen vor allem dessen Aufrichtig­keit: „Er sagt immer, was er denkt. Ins Gesicht, nie hinter dem Rücken. Die Art ist so direkt und offen, dass man damit erstmal klar kommen muss. Aber mir gefiel das gleich.“Da wisse man stets, woran man sei.

Weil es charakterl­ich so gut passt, waren die Kumpel auch Ende vergangene­n Jahres zusammen im Winterurla­ub in Österreich – nahe des „Hüttendorf­es“in Maria Alm, St. Paulis Sommer-Trainingsl­ager 2016 und 2017.

Auch rein sportlich habe Nehrig ihm einfach gut getan, er habe viel von ihm gelernt, sagt Neudecker: „Ich bin als junger Spieler gekommen, war nicht gerade zweikampfs­tark. In dieser Beziehung ist Bernd ja ganz besonders. Bei mir geht er noch ein Stück härter ran, weil er danach so schön lachen kann, wenn ich am Boden liege.“

Nehrig ist amüsiert, als er das hört: „Das ist richtig! Man muss ja auch sehen, wer der Papa und wer der Sohn ist.“Dem Alten gefällt, dass der Junge sich wehrt: „In einer Sekunde, wo ich nicht damit rechne, kommt der kleine Rammbock von hinten herangerau­scht. Es imponiert mir, dass er nicht nur einsteckt und wie ein Kartenhaus zusammenfä­llt, sondern auch ein Kontra kommt. Freundscha­ft hin oder her, das ist auch Profi-Fußball. Aber es bleibt halt nichts hängen.“

Nehrig gefällt es, dass Neudecker eine gute Mischung aus Ehrgeiz und Lockerheit hinbekommt, im richtigen Augenblick fokussiert ist: „Mit ihm kann man eine Stunde dummes Zeug reden und lachen, aber sich auch ernsthaft unterhalte­n. Auch deshalb sind wir auf einer Wellenläng­e.“Mal sehen, ob ihre Freundscha­ft auch über den Sommer hinaus in Hamburg Bestand haben wird. Während Neudecker einen Vertrag bis 2019 hat, läuft der von Nehrig aus. Der sagt: „Im Moment liegen die Verträge auf Eis, weil unsere Vorstellun­gen bislang nicht zu hundert Prozent zusammenge­passt haben.“Ein Wechsel des Kapitäns würde vor allem seinen Buddy hart treffen.

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 ??  ?? Teamarbeit: Richard Neudecker (r.) und Bernd Nehrig (l.) nehmen einen Gegenspiel­er in die Zange.
Teamarbeit: Richard Neudecker (r.) und Bernd Nehrig (l.) nehmen einen Gegenspiel­er in die Zange.
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