Hollerbach lässt Profis leiden
Der frühere Spieler des VfL 93 verrät, wie hart es ist, unter dem neuen HSV-Coach zu spielen
Für Bernd Hollerbach (48) schließt sich mit seinem Engagement beim HSV ein Kreis. Als Spieler (1996 bis 2004) avancierte er beim Dino zum Fanliebling, in Hamburg begann aber auch seine Karriere als Trainer. 2005 heuerte die „Holler-Axt“für eine Spielzeit beim Traditionsverein VfL 93 an – und führte den Klub zur Meisterschaft sowie zum Aufstieg in die Oberliga Nord. In der MOPO erinnert sich sein damaliger Zögling Ilias Antoniou (36) an die Saison unter dem ehemaligen Abwehr-Raubein und verrät: So hart war es mit Trainer Hollerbach.
Als bekannt wurde, dass Hollerbach im Sommer 2005 die Stadtpark-Kicker übernehmen sollte, ging ein Beben durch die
Hamburger Amateurfußballszene. Ein ehemaliger HSVStar trieb sich plötzlich in der Verbandsliga herum – für viele eine echte Sensation. Auch für Ilias Antoniou, der sich damals die Buffer für VfL 93 schnürte. „Ich konnte es zunächst gar nicht glauben, dass Bernd Hollerbach mein Trainer werden sollte“, sagt der gebürtige Hamburger beim Besuch der MOPO. Angesprochen auf sein Jahr unter Hollerbach gerät der ehemalige Defensiv-Allrounder ins Schwärmen. „Es war die beste Saison meiner Karriere. Ich hatte weder davor, noch danach einen derart guten Trainer.“
Auch der damalige Manager Olaf Ohrt, der „Holler“ins Borgweg-Stadion lotste, ahnte 2005 bereits, dass es der beinharte Außenverteidiger auch als Trainer weit bringen wird. „Er hat den kompletten Verein auf links gedreht und professionalisiert“, sagt Ohrt und fügt an: „Als Trainer hat er einen exzellenten Job geleistet, jeder Spieler wusste, woran er bei ihm war. Für Bernd zählte nur das Leistungsprinzip.“
Dem kann Antoniou beipflichten. Während die anderen Amateurvereine oftmals nur halbgar trainierten, ging Hollerbach das Projekt wie im Profifußball an. „Wir haben vier Mal die Woche trainiert, manchmal um 8 Uhr morgens. In der Vorbereitung ging’s regelmäßig zur Himmelsleiter an der Elbe. Wir haben die Treppenläufe als Spieler gehasst. Wer sich übergeben musste, wurde zwar für den Tag geschont, musste aber die restlichen Läufe am Folgetag nachholen“, erinnert sich der heutige Barbesitzer und fügt an: „Die Schinderei hat sich aber gelohnt. Wir waren die fitteste Mannschaft der Liga.“Das Training war für einige Amateurkicker so hart, dass sie im Winter den Verein fluchtartig verließen. Am Ende hatte Hollerbach einen Kader aus Abbildern seiner selbst geschaffen – und packte den Aufstieg in die viertklassige Oberliga.
„Leidenschaft und Einsatz standen bei ihm stets über allem. Ich war technisch limitiert, aber der Trainer mochte meinen Willen. Deshalb war seine Vorgabe für mein Spiel, dass ich mich auf das Zerstören des Gegners beschränken sollte. Wenn ich mal die Mittellinie überqueren wollte, brüllte mich Hollerbach von der Seitenlinie an. Ich habe jedes Mal gekocht, meine Wut aber runtergeschluckt“, sagt Antoniou.
Kuriositäten oder verrückte Geschichten habe es allerdings nie gegeben. „Ich habe in der Saison vielleicht fünf Mal ein Vier-Augen-Gespräch geführt, sonst waren seine Ansprachen kurz und trocken.“Wortkarg als Spieler, wortkarg als Trainer. Doch an einen Moment erinnert sich Antoniou noch heute ganz besonders: Nach einem starken Auftritt betrat Hollerbach am nächsten Trainingstag die Kabine, ernannte ihn zum Vize-Kapitän und beorderte ihn anschließend ins Trainerbüro. „Dort sagte er mir, dass ich so weitermachen solle und verdoppelte aus freien Stücken mein Gehalt.“
Um den Aufstieg zu schaffen, griff Hollerbach aber auch zu psychologischer Kriegsführung. „Er sagte: ,Unsere Gegner sollen uns hassen’“, erinnert sich Antoniou: „Wir haben die gesamte Saison nur mit weißen Trikots gespielt, zu Auswärtsspielen nur einen Satz mitgenommen, damit sich die anderen Mannschaften nach uns richten mussten.“
Für seine neue Aufgabe drückt HSV-Fan Antoniou seinem Ex-Coach nun kräftig die Daumen: „Wenn es ein Trainer mit dem Dino packen kann“, sagt er, „dann ist es Bernd Hollerbach.“