Ein Abschied mit Beigeschmack
Jetzt also auch Olaf Scholz. Nach dem Noch-Parteichef Martin Schulz („Ich werde nie in ein Kabinett unter Merkel eintreten“) reiht sich auch unser Bürgermeister in die Riege der Was-schert-mich-meinGeschwätz-von-gestern-Politiker ein. Es ist keine zwei Monate her, dass Scholz hoch und heilig beteuerte, 2020 selbstverständlich wieder als Spitzenkandidat für das Hamburger Rathaus anzutreten. Die Nachfrage, ob er denn einen Ruf nach Berlin ignorieren könnte, beantwortete er in seiner unbescheidenen Art mit: „Klar“. Klar ist nun, dass er das alles nicht so gemeint hat, wie er es gesagt hat. Dass er Ambitionen auf ein Ministeramt und den damit verbundenen Prestigeposten als Vizekanzler hat, kann man ihm kaum verdenken. Nur: Warum hat er dann so oft das Gegenteil behauptet? Mit Verlaub, Herr Scholz, hanseatisch ist das nicht.
Die Art seines Abgangs trübt den Blick auf die Verdienste von Scholz. Denn „King Olaf “war trotz seiner Fehler, von denen G20 am schwersten wiegt, ein guter Bürgermeister. Er brachte die intrigante Hamburger SPD auf Linie, holte sensationell die absolute Mehrheit, ließ die Elphi genauso konsequent zu Ende bauen wie neue Wohnungen.
Wenn ihm die SPD-Mitglieder nicht noch einen Strich durch die Rechnung machen, ist er bald da, wo er sich schon immer sah: ganz oben. Die Nummer zwei in Deutschland. Der Mann hinter Merkel. Wir wünschen ihm viel Glück dabei. Er wird es brauchen.