Hamburger Morgenpost

Ein Abschied mit Beigeschma­ck

- FRANK NIGGEMEIER chefredakt­ion@mopo.de

Jetzt also auch Olaf Scholz. Nach dem Noch-Parteichef Martin Schulz („Ich werde nie in ein Kabinett unter Merkel eintreten“) reiht sich auch unser Bürgermeis­ter in die Riege der Was-schert-mich-meinGeschw­ätz-von-gestern-Politiker ein. Es ist keine zwei Monate her, dass Scholz hoch und heilig beteuerte, 2020 selbstvers­tändlich wieder als Spitzenkan­didat für das Hamburger Rathaus anzutreten. Die Nachfrage, ob er denn einen Ruf nach Berlin ignorieren könnte, beantworte­te er in seiner unbescheid­enen Art mit: „Klar“. Klar ist nun, dass er das alles nicht so gemeint hat, wie er es gesagt hat. Dass er Ambitionen auf ein Ministeram­t und den damit verbundene­n Prestigepo­sten als Vizekanzle­r hat, kann man ihm kaum verdenken. Nur: Warum hat er dann so oft das Gegenteil behauptet? Mit Verlaub, Herr Scholz, hanseatisc­h ist das nicht.

Die Art seines Abgangs trübt den Blick auf die Verdienste von Scholz. Denn „King Olaf “war trotz seiner Fehler, von denen G20 am schwersten wiegt, ein guter Bürgermeis­ter. Er brachte die intrigante Hamburger SPD auf Linie, holte sensatione­ll die absolute Mehrheit, ließ die Elphi genauso konsequent zu Ende bauen wie neue Wohnungen.

Wenn ihm die SPD-Mitglieder nicht noch einen Strich durch die Rechnung machen, ist er bald da, wo er sich schon immer sah: ganz oben. Die Nummer zwei in Deutschlan­d. Der Mann hinter Merkel. Wir wünschen ihm viel Glück dabei. Er wird es brauchen.

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