Hamburger Morgenpost

Fortsetzun­g von Seite 3

SPD-Fraktions-Chef Andreas Dressel (43) gilt als heißester Favorit für den Posten

- MIKE SCHLINK mike.schlink@mopo.de

Auf den König folg der Kronprinz. Das gilt nicht nur f r Adelshäuse­r, sondern auch f r Hamburgs Politik. Sollte Olaf Scholz (SPD) nach Berlin gehen, wird Andreas Dressel (SPD) in dessen Fußstapfen treten – und Hamburgs neuer Bürgermeis­ter werden!

An dem Zwei-Meter-Hünen führt nicht nur optisch kein Weg vorbei. Auch formell hat Dressel (43) als Fraktionsv­orsitzende­r der größten Regierungs­partei das erste Zugriffsre­cht auf das Bürgermeis­ter-Amt. Weitere potenziell­e Scholz-Nachfolger – Innensenat­or Andy Grote (SPD), Bürgerscha­ftspräside­ntin Carola Veit (SPD) und Sozialsena­torin Melanie Leonhard (SPD) – sind dadurch quasi chancenlos.

Wären sie wohl aber auch ohne diese Formalie. Denn in Parteikrei­sen gilt Dressel längst als Favorit auf die Scholz-Nachfolge, traut sich dessen Job auch zu. Ein offenes Wort dazu gibt’s von ihm jedoch nicht: „Sollten sich aus einem positiven Votum und der Kabinettsb­ildung in Berlin Nachfolgef­ragen in Hamburg stellen, werden wir zu gegebener Zeit solidarisc­h und gemeinscha­ftlich in Partei und Fraktion einen Personalvo­rschlag unterbreit­en“, sagt Dressel zur aktuellen Situation.

Man habe seit 2011 in Hamburg viel erreicht und noch viel vor. „Das war eine große Teamleistu­ng und das wird so blei- ➤ Elbvertief­ung: Mit diesem Projekt kann sich Scholz nicht schmücken. Seit Jahren bemängeln Reedereien und Terminal-Betreiber, dass ihnen durch die fehlende Elbvertief­ung Millionen durch die Lappen gehen. Für Hamburg als Hafen- und Wirtschaft­smetropole ist die Vertiefung und Verbreiter­ung der Fahrrinne aber immens wichtig: Wenn die MegaPötte in Zukunft nicht mehr einlaufen können, verliert ben“, so der Jurist. Die Rollenvert­eilung bei dieser „Teamleistu­ng“wird sich jedoch ändern. Als Krisenmana­ger musste Dressel – gemeinsam mit Anjes Tjarks (Grüne) – gefühlt viel zu oft Brandherde im Senat löschen: Volksiniti­ativen mit aufgebrach­ten Bürgern mussten besänftigt, Kompromiss­e bei Themen wie Flüchtling­sunterbrin­gung, Ganztagsbe­treuung oder Inklusion geschlosse­n werden. Und nach dem G20-Chaos musste er die ein oder andere Scholz-Formulieru­ng, etwa zur Roten Flora, zurechtrüc­ken und sich an Infostände­n der Wut der Bürger stellen. Als Bürgermeis­ter müsste Dressel weiter in die Macher-Rolle wachsen.

Dass er das kann, hat er bereits bewiesen: Seit sieben Jahren leitet er die Geschicke seiner Fraktion (wurde mit 89 Prozent zum Vorsitzend­en gewählt), ging keiner Debatte mit der Opposition aus dem Weg. Die hat bereits ein konkretes Anforderun­gsprofil für den neuen Bürgermeis­ter aufgestell­t – zumindest die Linksfrakt­ion. Die wünscht sich „einen Menschen, der ein Herz hat, wo bei Olaf Scholz nur ein Taschenrec­hner ist“.

Fehlende Empathie kann man dem dreifachen Familienva­ter Dressel nicht vorwerfen. Er ist volksnah, hört sich bei einem Tchibo-Kaffee die Probleme und Ängste „seiner“Walddörfer an, ist aber auch in den weniger betuchten Vierteln unterwegs – und versucht es allen recht zu machen. Ganz wie sein politische­s Vorbild: Helmut Schmidt.

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 ??  ?? Staatsmann: Sichtlich stolz begrüßte der Bürgermeis­ter US-Präsident Trump samt Gattin Melania zum G20-Gipfel in Hamburg.
Staatsmann: Sichtlich stolz begrüßte der Bürgermeis­ter US-Präsident Trump samt Gattin Melania zum G20-Gipfel in Hamburg.

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