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SPD-Fraktions-Chef Andreas Dressel (43) gilt als heißester Favorit für den Posten
Auf den König folg der Kronprinz. Das gilt nicht nur f r Adelshäuser, sondern auch f r Hamburgs Politik. Sollte Olaf Scholz (SPD) nach Berlin gehen, wird Andreas Dressel (SPD) in dessen Fußstapfen treten – und Hamburgs neuer Bürgermeister werden!
An dem Zwei-Meter-Hünen führt nicht nur optisch kein Weg vorbei. Auch formell hat Dressel (43) als Fraktionsvorsitzender der größten Regierungspartei das erste Zugriffsrecht auf das Bürgermeister-Amt. Weitere potenzielle Scholz-Nachfolger – Innensenator Andy Grote (SPD), Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD) und Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) – sind dadurch quasi chancenlos.
Wären sie wohl aber auch ohne diese Formalie. Denn in Parteikreisen gilt Dressel längst als Favorit auf die Scholz-Nachfolge, traut sich dessen Job auch zu. Ein offenes Wort dazu gibt’s von ihm jedoch nicht: „Sollten sich aus einem positiven Votum und der Kabinettsbildung in Berlin Nachfolgefragen in Hamburg stellen, werden wir zu gegebener Zeit solidarisch und gemeinschaftlich in Partei und Fraktion einen Personalvorschlag unterbreiten“, sagt Dressel zur aktuellen Situation.
Man habe seit 2011 in Hamburg viel erreicht und noch viel vor. „Das war eine große Teamleistung und das wird so blei- ➤ Elbvertiefung: Mit diesem Projekt kann sich Scholz nicht schmücken. Seit Jahren bemängeln Reedereien und Terminal-Betreiber, dass ihnen durch die fehlende Elbvertiefung Millionen durch die Lappen gehen. Für Hamburg als Hafen- und Wirtschaftsmetropole ist die Vertiefung und Verbreiterung der Fahrrinne aber immens wichtig: Wenn die MegaPötte in Zukunft nicht mehr einlaufen können, verliert ben“, so der Jurist. Die Rollenverteilung bei dieser „Teamleistung“wird sich jedoch ändern. Als Krisenmanager musste Dressel – gemeinsam mit Anjes Tjarks (Grüne) – gefühlt viel zu oft Brandherde im Senat löschen: Volksinitiativen mit aufgebrachten Bürgern mussten besänftigt, Kompromisse bei Themen wie Flüchtlingsunterbringung, Ganztagsbetreuung oder Inklusion geschlossen werden. Und nach dem G20-Chaos musste er die ein oder andere Scholz-Formulierung, etwa zur Roten Flora, zurechtrücken und sich an Infoständen der Wut der Bürger stellen. Als Bürgermeister müsste Dressel weiter in die Macher-Rolle wachsen.
Dass er das kann, hat er bereits bewiesen: Seit sieben Jahren leitet er die Geschicke seiner Fraktion (wurde mit 89 Prozent zum Vorsitzenden gewählt), ging keiner Debatte mit der Opposition aus dem Weg. Die hat bereits ein konkretes Anforderungsprofil für den neuen Bürgermeister aufgestellt – zumindest die Linksfraktion. Die wünscht sich „einen Menschen, der ein Herz hat, wo bei Olaf Scholz nur ein Taschenrechner ist“.
Fehlende Empathie kann man dem dreifachen Familienvater Dressel nicht vorwerfen. Er ist volksnah, hört sich bei einem Tchibo-Kaffee die Probleme und Ängste „seiner“Walddörfer an, ist aber auch in den weniger betuchten Vierteln unterwegs – und versucht es allen recht zu machen. Ganz wie sein politisches Vorbild: Helmut Schmidt.