Hamburger Morgenpost

Feuer frei auf den Marderhund

Warum der Allesfress­er immer ofter ins Visier gerat:

- SANDRA SCHÄFER sandra.schaefer@mopo.de

Er ist ein Allesfress­er und zudem ein schlaues Kerlchen, das sich auch schon mal totstellt, wenn der Jäger kommt und dann im letzten Moment Fersengeld gibt. Der Marderhund fühlt sich in Norddeutsc­hland pudelwohl. Das gef llt nicht jedem. Allein in Schleswig-Holstein haben Jäger in der vergangene­n Jagdsaison 5164 Marderhund­e geschossen. 18 Prozent mehr als im Jahr davor. In Hamburg waren es nur 114.

Der kleine Räuber, der wie der Bruder des Waschbären aussieht, ist nur in der Dämmerung und nachts aktiv. Sonst würde er sicherlich noch deutlich öfter ins Visier der Jäger geraten. Er wohnt unter der Erde in Alt-Bauten von Füchsen und Dachsen und ernährt sich vielseitig, etwa von Beeren, Eicheln, Amphibien, Mäusen und Vögeln.

„Die Tiere sind sehr schlau und nicht leicht zu bejagen“, sagt Hendrik Löff er, Sprecher des Landesjagd­verbandes Schleswig-Holstein. Er kann dem Pelztier mit der Maske nicht viel Positives abgewinnen. „Marderhund­e schaden dem Niederwild, und das hat eh einen schweren Stand bei uns.“So sei der Räuber etwa eine Gefahr für Eier und Jungvögel von Bodenbrüte­rn. Gezielt ins Visier genommen werden Marderhund­e von Jägern nicht. Sie sind eher ein zufälliges Ziel, bei der Jagd auf Rehe oder bei Drückjagde­n. Und trotzdem diese hohe Zahl der Abschüsse!

Der Nabu sieht den Marderhund als „gut integriert­en Neubürger“. Daher hält der Naturschut­zverband nichts von den Abschüssen. Dass das Pelztier Niederwild oder Jungvögeln schade, sei nicht nachgewies­en. Außerdem könnten die Tiere durch Bejagen nicht dezimiert werden. „Untersuchu­ngen in Skandinavi­en haben gezeigt, dass eine intensive Bejagung die Reprodukti­on und Ausbreitun­g eher verstärkt“, heißt es beim Nabu.

Marderhund­e kommen ursprüngli­ch aus Ostasien. Doch sie wurden in Russland als Pelztiere ausgewilde­rt und sind von dort in den 60er Jahren nach Deutschlan­d gewandert. Obwohl sie Überlebens­künstler sind, haben sie sich bisher nur im Nordosten Deutschlan­ds stark vermehrt. Ihnen gefällt es in Mecklenbur­g-Vorpommern, Brandenbur­g, Schleswig-Holstein und Niedersach­sen. In Bayern und Baden-Württember­g gibt es bisher nur einzelne Exemplare.

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Der Marderhund gehört zur Familie der Hunde. Die Tiere werden vier bis acht Kilo schwer.

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