„Die Fußgänger sind doch genauso rücksichtslos“
„Als Fußgänger bist du die ärmste Sau“, schrieb MOPO-Redakteur Thomas Hirschbiegel am Montag. Viele Leser stimmen dem zu. Aber es gibt auch deutlichen Widerspruch.
Fußgänger bleiben auf dem Radweg stehen
Von wegen, als Fußgänger bist du die ärmste Sau! Ich fahre seit vielen Jahren täglich Fahrrad. Was ich schon mit Fußgängern erlebt habe, ist kaum zu übertreffen. Ich bin ein rücksichtsvoller Radfahrer, achte auf alles. Fußgänger sind doch oft genauso rücksichtslos. Sie bleiben mitten auf dem Radweg stehen, binden sich die Schuhe zu, laufen einem direkt ins Fahrrad, ohne auf den Verkehr zu achten, nehmen einem den Platz zum Radeln oder drängen einen an die Seite, obwohl es der Radweg ist. Es soll nicht immer heißen: diese bösen Radfahrer. Auch die Fußgänger sollten ab und zu Rücksicht nehmen. Hanne Draheim
Wir wurden vom Zebrastreifen gerammt
Ich kann die Einschätzung von Herrn Hirschbiegel nur bestätigen: Vor einigen Tagen in Rotherbaum: Meine Freundin und ich überqueren die Straße auf einem Zebrastreifen, sind schon fast in der Mitte, als ein Auto ankommt und ungebremst auf uns zufährt. Ich warne meine Freundin, die das Auto nicht gesehen hat. Sie erschreckt sich, was der Autofahrer zum Anlass nimmt, aufs Gaspedal zu treten. Wir sind dann schnell vom Zebrastreifen gerannt aus Angst, dass der Autofahrer uns umfährt. Ich war echt sauer.
Ich könnte auch solche Geschichten über Radfahrer erzählen: An der Kreuzung Schröderstiftstraße/Rentzelstraße stehen sie über die gesamte Breite des Übergangs an der Ampel. Als Fußgänger muss man sich hinten anstellen, hat dann aber kaum eine Chance, bei Grün die Straße zu überqueren, da die Taktung der Ampel autofahrergerecht sehr knapp ist … Ja, man ist die ärmste Sau im Straßenverkehr. Man fühlt sich echt hilflos und im Stich gelassen. Der Egoismus von Autound Radfahrern ist kaum noch auszuhalten.
Susanne Otto, St. Pauli
Ich finde: Rücksichtslos sind ausnahmslos alle
Ich würde grundsätzlich sagen, dass alle Verkehrsteilnehmer in Sachen Rücksichtnahme noch einiges zu lernen haben. Straßenverkehr erinnert mich an den Wilden Westen. Ob Fußgänger, Radfahrer oder Autofahrer – alle
vergessen heute, dass sie nicht allein auf dieser Welt sind und dass sie zu einer ähnlichen Rücksichtnahme verpflichtet sind, die sie sich auch von den anderen Verkehrsteilnehmern wünschen. Beispiel Fußgänger: Manche blockieren ganze Plätze mit ihren Plauderkränzchen. Ob andere da vorbeiwollen (müssen), ist denen relativ latte! Andere ignorieren die eventuelle Anwesenheit von Kindern (denen sie ein schlechtes Vorbild sind) und laufen noch bei Rot über die Straße.
Beispiel: Radfahrer. Rennradler sind wie „Mercedes-Fahrer“auf zwei Rädern. Denn: Bremsen und/oder klingeln – haben die doch nicht nötig! Achtung: Hier komme ich! Wer nicht umgefahren werden will, weg von der Piste! Bei solchen Leuten würde ich mir oftmals eine verbindliche Kennzeichen-Pflicht wünschen.
Beispiel: Autofahrer. Die parken chronisch die Auffahrten und Radfahrwege zu. Ob da jemand vorbeiwill (muss) – denen doch egal! Hauptsache, der (eigene) Wagen steht!
Saskia Schneider, Harburg
Radfahrer denken, ihnen gehört die Straße
Dem Artikel von Thomas Hirschbiegel stimme ich voll und ganz zu. Ich – schwerbehindert und 70 Jahre alt – bin auf einen Rollator angewiesen. Seit hier im Horner Weg eine Radfahrstraße eingerichtet wurde, denken die Radfahrer, dass die Straße ihnen alleine gehört. Wenn ich über die Straße will, muss ich ein paar Mal gucken, dass kein Radfahrer von links oder rechts kommt. Die zischen so schnell an einem vorbei, dass man sich wirklich erschreckt. Der Fußgänger zählt im Straßenverkehr wirklich nichts mehr. Gisela Neudahl,
Horner Weg 65, Hamm-Nord
Radfahrer blockieren den ganzen Verkehr
Sehr geehrter Herr Hirschbiegel, dass Sie die Osterstraße nach dem Umbau so loben, verstehe ich nicht. Immer wenn ich mit dem Bus Linie 4 durch dieselbe fahre, wird der Bus von Radlern, die auf der Straße fahren, ausgebremst. Da blockiert ein Radfahrer zig Menschen, die von A nach B wollen! Und das ist nicht nur in der Osterstraße so, sondern ganz oft dort, wo die Fahrradspur auf die Straße verlegt wurde.
Wolfgang Blieninger, Högenstr.75, 22527 Hamburg
Kennzeichen für Fahrräder wären gut
Konflikte und Unfälle mit Radfahrern (und Autofahrern) entstehen weil sehr, sehr viele (nicht alle!!!) Radfahrer einfach nicht anhalten und absteigen wollen (weiter, weiter, weiter), unangemessen schnell unterwegs sind, häufig gegen Verkehrsregeln verstoßen, sich oft egoistisch und rücksichtslos verhalten, offenbar nicht wissen, wozu ihre Klingel dient usw. Ich fahre selbst oft mit dem Rad, fordere dennoch Nummernschilder und Haftpflichtversicherung für Fahrräder – so wie für Mofas. Dies würde sicherlich zu einer Disziplinierung beitragen. Ewa Stachal
Fahrverbote für Radfahrer fordere ich
Herr Hirschbiegel, Sie sprechen mir aus der Seele. Ich gehe die Ottenser Hauptstraße mehrmals am Tag entlang, und fast immer muss ich Angst haben, von schnell fahrenden Radlern auf dem Fußweg angefahren zu werden. Keiner nimmt die Straße, weil denen das Kopfsteinpflaster zu huckelig ist. Es wäre doch einfach, ein Fahrradverbotsschild aufzustellen, ein Polizist müsste anfangs natürlich kontrollieren.
Aber ich denke, Sie haben recht, es fehlt für die Fußgänger eine Lobby, es ist zu hoffen, dass die Grünen eine „Offensive für Fußgänger“starten, das wäre sehr zu begrüßen.
Regina Meinecke, Ottensen
Wir sind die Lobby der Fußgänger
In Ihrem begrüßenswerten Artikel „Sind Fußgänger Freiwild?“beklagt der Autor unter anderem, dass Auto- und Radfahrer jeweils mehrere Lobby-Verbände haben, die Fußgänger aber keine Vertretung hätten. Wir möchten dazu anmerken, dass auch die Hamburger Fußgänger eine Vertretung durch Fuß e.V. haben: Scheplerstraße 80, Hamburg, Tel. 43280837, www.hamburg-zufuss.de. Wie sind leider noch ein relativ kleiner Verein, freuen uns deshalb über jede Art von Unterstützung. FUSS e.V. Hamburg
Sonja Tesch
Ersetzt endlich das Kopfsteinpflaster!
Zu Ihrem Artikel „Als Fußgänger bist du die ärmste Sau!“muss ich sagen, ich gehöre auch zu jenen Radfahrern, die auf den Fußwegen fahren, natürlich im Schritttempo und ohne zu klingeln!
Der Grund: die miserablen, unzumutbaren Kopfsteinpflasterstraßen, auf denen man als Radfahrer durchgeschüttelt wird. Das ist trotz guter Federung nervig. Solche miserablen Straßen gibt es heute nicht mal mehr auf dem Land – zumindest nicht im Westen. Wenn man endlich mal dieses Kopfsteinpflaster durch Asphalt ersetzen würde, wäre das eine gute Investition auch für die Fußgänger; dann bräuchten wir Radfahrer nicht mehr auf den Fußwegen fahren. Wäre mir wirklich lieber, ist viel entspannter! Franz Hätscher