Hamburger Morgenpost

Todesfalle Elbe

Erst wird eine Leiche in Rissen aus dem Fluss gezogen, dann stürzt ein Matrose ins Wasser

- Von MAX WEINHOLD

Am Donnerstag wurden Polizei und Feuerwehr nach Rissen zu einem Leichenfun­d am Elbufer gerufen. Keinen Tag später passiert der nächste tragische Unfall: Ein Matrose stürzt am frühen Freitagmor­gen ins Wasser und verschwind­et spurlos – er wäre das nächste Opfer der Todesfalle Elbe.

Um 5.50 Uhr geht ein Notruf bei der Feuerwehr ein: Auf Höhe des Elbdeiches Kaltehofe ist ein Mann über Bord gegangen! Es handelt sich um einen 49-jährigen Polen. Der Matrose gehörte zur Besatzung eines Schubverba­ndes. Das Schiff hatte gerade erst abgelegt und sich auf die Fahrt nach Braunschwe­ig begeben, als der Mann plötzlich aus bislang ungeklärte­r Ursache ins eiskalte Wasser stürzt. Seine Kollegen sind sofort alarmiert, werfen ihm einen Rettungsri­ng hinterher. In der Dunkelheit verliert die Besatzung den Decksmann aber trotz seiner roten Jacke schnell aus den Augen.

Auch Feuerwehr und Polizei haben keinen Erfolg bei der Suche. Die Einsatzkrä­fte suchen mithilfe von vier Booten nach dem verscholle­nen Mann, ein Helikopter mit Wärmebildk­amera kreist über dem Wasser. Doch die Suchtrupps finden lediglich den weißen Helm und den Rettungsri­ng.

Die Hoffnung, den Mann noch lebend zu finden, ist extrem gering. „Bei den aktuellen Temperatur­en von zwei bis vier Grad kann ein Mensch nur wenige Minuten im Wasser überleben“, sagt Werner Nölken, Pressespre­cher der Feuerwehr. Überhaupt werde die Gefährlich­keit der Elbe viel zu oft unterschät­zt.

Auch deswegen sterben immer wieder Menschen in Hamburgs größtem Strom. In den vergangene­n zehn Jahren berichtete die MOPO über Dutzende Todesfälle – die eigentlich­e Zahl dürfte jedoch deutlich höher liegen, nicht alle Leichenfun­de werden bekannt. Einige erlangen traurige Bekannthei­t: Wie der des HSV-Managers Timo Kraus, der im Januar 2017 der Todesfalle Elbe zum Opfer fiel.

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Feuerwehr und Polizei suchten mit Booten und einem Helikopter vergeblich nach dem vermissten Mann.

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