Psychothriller mit Wortwitz und Anspielungen
ENGLISH THEATRE Publikum begeistert von „The Picture Of Dorian Gray“
Ein Riesenerfolg am English Theatre: Neu-Intendant Paul Glaser feierte seinen Einstand mit der Inszenierung eines Klassikers der Weltliteratur: „The Picture Of Dorian Gray“. Er präsentierte den mit Wortwitzen und pikanten Anspielungen gespickten Skandalroman Oscar Wildes über die Viktorianische Gesellschaft vor einem begeisterten Publikum als dramatisch-düsteren Psychothriller.
Sich ewige Jugend und Schönheit zu erhalten – für Dorian Gray (wirklich schön: Andrew Horton) geht dieser Traum tatsächlich in Erfüllung. Um so attraktiv zu bleiben, wie er ist, verkauft der Jüngling sogar seine Seele. Fortan altert nicht er selbst, sondern das Porträt, das sein Geliebter, der Maler Basil Hallward (Edmund Sage-Green) von ihm angefertigt hat.
Die erste Frau, die Dorians scheinbar unverdorbener Schönheit zum Op fällt, is Sybil Vane (Emily Byrt). Was sie nicht ahnt: Ihr geliebter „Prinz Charming“ist ein unmoralischer, korrupter Genussmensch – vom teuflisch charmanten Salonlöwen Lord Henry (Timothy George) in die Rolle eines rücksichtslosen OberklasseAngehörigen von grenzenlosem Egoismus getrieben.
Erzählt wird die Geschichte im minimalistisch ausgestatteten Bühnenraum mit Nischen und beweglicher Treppe. Schlagfertige Dialoge und freche Anekdoten, Bühnennebel und Musik schaffen eine atmosphärisch dichte Aufführung, konzentriert auf vier hervorragende Schauspieler, die in eine Fülle unterschiedlicher Figuren schlüpfen, aber auch als Bühnenarbeiter mit anpacken. Ihre ansprechende Aufführung über die Selbstzerstörung eines Menschen, dem seine Sehnsucht nach ewiger Jugend zum Fluch wird – eine tiefgründige und zeitlos gültige Auseinandersetzung mit dem, was uns alle angeht: die im 19. Jahrhundert beginnende Anbetung des schönen Scheins als Ersatz für die Moral.
English Theatre, bis 14.4., (Di-Sa, jew. 19.30), Lerchenfeld 14, Karten 12 bis 31 Euro, Tel. 227 70 89