Eklat auf dem Gipfel: Polizeischutz für Özdemir
Ex-Grünen-Chef: Bedrohung durch türkische Delegation, die im selben Hotel wohnte
MÜNCHEN – Als der frühere Grünen-Chef Cem Özdemir bei der Sicherheitskonferenz in München sein Hotelzimmer verlassen wollte, um zu frühstücken, stand vor seiner Tür ein halbes Dutzend Polizisten. Sie seien abgestellt, ihn zu beschützen. Den Grund, so Özdemir zur „Welt“, habe er später von Polizeibeamten erfahren: Im selben Hotel sei die türkische Regierungsdelegation untergebracht. Die habe sich nach einer zufälligen Begegnung mit Özdemir darüber beschwert, dass ein „Terrorist“im selben Hotel wohne. Die Bitte der Personenschützer, Kaffee und Croissant aus Sicherheitsgründen ausnahmsweise auf dem Zimmer zu sich zu nehmen, lehnte Özdemir ab.
Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu wies die Darstellung Özdemirs zurück. Cavusoglu: „Er lügt. Er will sich nur wichtig machen.“
Cavusoglu nannte Özdemir und den gerade aus türkischer Haft freigelassenen Journalisten Deniz Yücel in einem Atemzug und sagte über die beiden Deutschtürken: „Ihr Ziel ist es, unsere bilateralen Beziehungen zu ruinieren. Wir sollten es ihnen nicht erlauben, unsere bilateralen Beziehungen als Geisel zu nehmen.“
Özdemir machte die Bundesregierung wegen „permanenten Schönredens der Situation in Ankara“mitverantwortlich für den Zwischenfall bei der Sicherheitskonferenz. Es sei „bizarr“, einem „Geiselnehmer wie Erdogan“noch zu danken, wenn er eine seiner Geiseln nach einem Jahr freilasse und zu den gleichzeitig zu lebenslanger Haft verurteilten Journalisten nichts zu sagen habe.