Gewinner und Verlierer
Wochenende der Wahrheit beim HSV: Am Tag nach der Pleite gegen Leverkusen und den Attacken von Fans auf die Profis wurde Bernd Hoffmann zum neuen Vereins-Präsidenten gewählt. Wie er auf den Abstiegskampf Einfluss nehmen will:
Die Wachablösung ist perfekt – und Bernd Hoffmann sitzt beim HSV künftig wieder am Hebel! Der Ex-Vorstandsboss wurde von den Mitgliedern mit hauchdünnem Vorsprung zum Präsidenten des Gesamtvereins gewählt und bekommt damit auch einen Sitz im Aufsichtsrat der AG. Unglaublich: Der 55-Jährige erhielt nur ganze 25 Stimmen mehr als sein Vorgänger Jens Meier. Knapper geht es kaum.
Was für ein Tag für Bernd Hoffmann. Und was für ein Getöse in der „Kuppel“an der Trabrennbahn Bahrenfeld. Als um 17.50 Uhr das Wahlergebnis verkündet wurde, war die Spannung greifbar. 585 Stimmen heimste der neue Chef des Vereins ein, 560 Stimmen erhielten Meier und sein Team. 51,09 Prozent votierten also für Hoffmann – und sorgten damit dafür, dass der Ex-Vorstandschef sieben Jahre nach seinem Rückzug wieder ein enorm gewichtiges Wort im Verein mitzusprechen hat.
Die Reaktion einiger Mitglieder zeigte: Der Präsident spaltet den Klub sofort wieder. „Hoffmann raus“hallte es aus den Kehlen seiner Gegner, kurzzeitig drohten sogar Handgreiflichkeiten, ehe sich die Lage beruhigte. Da mahnte der neue Boss: „Wir leben von Emotionen. Aber wenn wir den Gegner im eigenen Verein sehen, werden wir es zu nichts bringen.“
Hoffmanns Comeback. Vorangegangen war eine fast dreistündige, teilweise extrem hitzige Diskussion, in der beide Lager sich vorstellten und dann von den Mitgliedern befragt wurden. Zunächst machten Hoffmanns Anhänger den vor allem lauteren Eindruck. Doch das Blatt wendete sich - weil Meiers Team um Vize Henning Kinkhorst und Schatzmeister Ralph Hartmann den unter dem Strich klar besseren Eindruck hinterließen als Hoffmanns Mitstreiter Moritz Schaefer und Thomas Schulz.
Es wurde mit harten Bandagen in der „Kuppel“gekämpft, die übrigens locker allen anwesenden Mitgliedern Platz bot. 1159 Personen legten um genau 17 Uhr ihre Stimmzettel in die Wahlurnen, der Ausgang war komplett offen. 50 Minuten später das Resultat – unfassbar knapp. Ovationen für Hoffmann, aber auch riesiger und anerkennender Applaus für Meier und sein Team.
Und nun? Möglich, dass Hoffmann sehr schnell handeln wird. Der gerade von Meier zusammengestellte Aufsichtsrat steht auf der Kippe, Hoffmann wird alle Personalien genau prüfen und bereits heute mit dem neuen Kontrolleursboss Michael Krall telefonieren. Es gilt als ausgemacht, dass der Präsident seinerseits den Vorsitz im Gremium anstrebt, denn er stellt klar: „Ich halte eine besondere Rolle des Präsidenten im Aufsichtsrat für geboten! Ich bin nicht einer von sechs.“
Völlig offen ist, wer neben Hoffmann im Gremium verbleiben wird. Bislang sitzen dort neben Krall noch Ex-Nationalspieler Marcell Jansen, die alten Räte Felix Goedhart und Andreas Peters sowie Remondis-Vorstand Max Arnold Köttgen. Hoffmann hat die Möglichkeit, dem Beirat Vorschläge zur Änderung des Rates vorzulegen.
Offen auch, wie es künftig für Vorstandsboss Heribert Bruchhagen und Sportchef Jens Todt weiter geht. Hoffmann sieht unter anderem die Besetzung dieser Positionen als wegweisend für den Erfolg des Vereins, meint dazu: „Sind wir da wirklich entsprechend aufgestellt? Diese Frage werde ich ganz klar im Aufsichtsrat stellen.“Allerdings sagte er auch: „Den Zusammenhang zwischen Vorstand und der Situation auf dem Platz kann ich gerade nicht erkennen.“Klingt so, als würde zumindest Bruchhagen bis Saisonende weiter im Sattel sitzen.
Ein Tag des Triumphs für Hoffmann, den er genüsslich ausklingen ließ. Im Restaurant „Remo“in der Hegestraße genoss er ein Gläschen Wein mit Lebensgefährtin Sandra und seinen Präsidiumskollegen. Ab heute nun beginnt die Arbeit: Der Boss ist zurück!