Die Rückkehr der Minimalisten
Mit dem fünften 1:0 der Saison hat sich St. Pauli „ein bisschen von unten abgesetzt“– und oben rangepirscht!
Wirklich aussagekräftig ist so ein Statistik-Zahlenwerk im Fußball beileibe nicht immer. 5:18 Torschüsse verbuchte der FC St. Pauli am Sonnabend beim FC Ingolstadt, dazu kamen 2:11 Eckbälle. Aber wen schert das schon, wenn man bei Abpfiff 1:0 gewonnen hat? Klar ist nur: Der Minimalismus ist zurück auf dem Kiez. Und mit dem sind diejenigen in Braun und Weiß immer sehr gut gefahren. Februar-Tag: Es war sein erster Sieg im Audi-Sportpark. Und das, obwohl der 47-Jährige die Schanzer in der Saison 2016/17 trainiert hat, wenngleich nur zehn Spieltage lang.
„Klar, das ist etwas Besonderes, gegen seinen alten Verein zu spielen“, sagte Kauczinski, das sei in der Vorbesprechung aber „nur ein Nebensatz“gewesen. „Ich wollte den Jungs da keinen Druck aufbürden.“
Den hatten sich die Profis angesichts der irren Tabellensituation im Unterhaus schon selbst gemacht. Den Atem der Abstiegskämpfer im Nacken, mauerten sich die Hamburger gegen permanent, aber unklug anrennende Bayern zum Sieg. „Wir haben als komplette Mannschaft verteidigt und defensiv gut gestanden“, lobte Abwehrchef Lasse Sobiech, derweil sich sein Trainer freute: „Es war wichtig zu sehen, dass, wenn alle kämpfen, alle alles reinwerfen, man jeden Gegner schlagen kann“, meinte Kauczinski und bilanzierte: „Wir haben uns ein bisschen von unten abgesetzt.“
Und, was nicht unerwähnt bleiben sollte, ein bisschen oben herangepirscht. Denn das aberwitzig anmutende Tableau weist St. Pauli mit nunmehr 31 Zählern (zur Erinnerung: So viele Punkte hatte der Kiezklub im Vorjahr nach 29 Partien Mitte April) zwar nur als Elften, aber lediglich sechs Punkte hinter dem Dritten aus Kiel aus. Dass Holstein trotz nunmehr zehn Spielen ohne Sieg (!) immer noch dort steht, ist ein weiteres Kuriosum dieser verrückten Saison.
Und dass St. Pauli den „Störchen“mit einem Sieg im direkten Duell am nächsten Sonntag sogar gewaltig auf die Pelle rücken kann, hätte man zu Weihnachten auch beim besten Willen nicht für möglich gehalten.