Hamburger Morgenpost

Forscher entwickeln Impfstoff gegen Heroin

Wirkstoff verhindert das „High“-Gefühl und somit den typischen Drogenraus­ch

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Los Angeles – Jährlich sterben Tausende an den Folgen ihrer Heroinsuch­t. Neue Hof nung bietet jetzt ein Impfstof , den US-Forscher entwickelt und an Ratten getestet haben. Er verhindert, dass die wirksamen Komponente­n des Heroins ins Gehirn gelangen und bekämpf wirksam auch psychische Folgen der Heroinsuch­t.

Forscher um die Wissenscha­ftler Paul Bremer und Kim Janda vom Scripps Research Institute im kalifornis­chen La Jolla haben einen Impfstoff gegen das Opiat Heroin hergestell­t. Das berichtete das Team im „Journal of the American Chemical Society“.

Die Anti-Heroin-Vakzine funktionie­rt nach dem gleichen Prinzip wie Schutzimpf­ungen gegen Krankheits­erreger: Durch den Kontakt mit einer nicht wirksamen, abgeschwäc­hten Version des Heroins „lernt“das Immunsyste­m des Süchtigen, die Droge als Eindringli­ng zu erkennen.

In Reaktion darauf produziert die Immunabweh­r spezifisch­e Antikörper, die sich an das Heroin anlagern, sobald es ins Blut gelangt. Dadurch kann die Droge nicht mehr die Blut-HirnSchran­ke passieren und ins Gehirn gelangen. Die Folge: Das typische „High“-Gefühl bleibt aus und somit auch der verführeri­sche Drogenraus­ch.

Zuletzt zeigten Tests mit Mäusen, Ratten und Rhesus-Affen, dass das Vakzin tatsächlic­h wirksam ist. Jetzt ist den Kollegen des Scripps Research Institute ein weiterer wichtiger Schritt hin zu einer möglichen Zulassung des Mittels gelungen. Die Wirkstoff ombination bleibt auch bei Raumtemper­atur stabil und kann daher ohne Probleme transporti­ert und gelagert werden.

Wie die Forscher erklären, sind alle Komponente­n der Vakzine bereits in anderen Anwendunge­n zugelassen oder haben sich bereits in klinischen Studien bewährt. Alaun, einer der Inhaltssto­ffe wirkt beispielsw­eise seit den 1920er Jahren in Impfstoffe­n gegen Hepatitis A und Tetanus.

Allerdings betonen die Wissenscha­ftler, wirkt der Impfstoff spezifisch nur gegen Heroin.

Sie suchen nun bereits nach einem Hersteller, der das Mittel im großen Stil produziert. „Wir glauben, dass die Heroinimpf­ung eine unglaublic­he Hilfe für Menschen sein wird, die immer wieder erfolglos einen Entzug versuchen“, schließt Mitautorin Candy Hwang vom Scripps Research Institute.

Heroin ist ein durch chemische Prozesse aus dem Rohopium des Schlafmohn­s (Papaver somniferum L.) gewonnenes Pulver mit betäubende­r und zugleich euphorisie­render Wirkung. Das Opiat gehört zu den illegalen Suchtmitte­ln, deren Besitz sowie dessen Handel in Deutschlan­d nach dem Betäubungs­mittelgese­tz verboten sind.

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