So sehen Sieger aus!
Doppel-Gold! Friedrich und Anschieber Margis nach vier Läufen zeitgleich mit dem Duo aus Kanada
Francesco Friedrich holt in einem Thriller-Finale Gold im Zweier-Bob - zeitgleich mit dem Kanadier Justin Kripps. Was für eine große Show im Eiskanal von Pyeongchang.
Thorsten Margis zog eine grauenhafte Grimasse. Dann nahm er seine Piloten Francesco Friedrich zwischen seine kräftigen Arme, gemeinsam rannten sie dem kanadischen Bob entgegen, der hinter dem Zielstrich an Tempo verlor. Justin Kripps und sein Bremser Alexander Kopacz konnten noch nicht mal ihre Helme richtig ausziehen, schon wurden sie von den beiden Deutschen liebkost. „Plötzlich standen die Jungs vor unserem Bob“, wunderte sich Kripps.
Wenn man so will war diese Szene ein Zeichen der internationalen Völkerverständigung: Denn Team Friedrich und Team Kripps fuhren nach vier Läufen die identische Zeit: 3:16,86. Im Zweierbob gab es also vier Goldmedaillengewinner. Friedrich sagte: „Es ist die pure Freude. Jedes Jahr kämpfen wir gegeneinander, jetzt sind wir beide Olympiasieger. Verrückt.“Margis machte sich sogar Sorgen um die Zeremonie heute. „Ich hoffe, sie haben vier goldene dabei“, sagte er.
Bei diesem Gruppenkuscheln der wuchtigen Männer fehlten auch die anderen beiden deutschen Teams nicht: Die Piloten Nico Walther und Johannes Lochner hatten mit Christian Poser und Christopher Weber aber nicht ganz so viel Spaß bei der Sause im Zielraum. Beide Crews durften sich vor dem letzten Lauf noch Hoffnungen auf eine Medaille machen, mussten wegen zu vieler Fahrfehler aber dem lettischen Duo Oskars Melbardis und Janis Strenga den Vortritt lassen. Bundestrainer René Spies sollte recht behalten. „Ich habe ja immer gesagt, das werden die härtesten Rennen“, sagte er. Bereits vorher hatte er prognostiziert, „dass fünf bis sechs Schlitten um den Sieg fahren, im Vierer dann sogar zehn.“
Für Friedrich waren diese vier olympischen Rennen das pure emotionale Chaos. Wieder einmal schob er zusammen mit Margis den Bob zu absoluten Traumzeiten am Start. Diesen Vorteil konnte er zunächst aber nicht nutzen. Über Nacht machte er sich Gedanken, wie er die Fehler reduzieren könnte und tüftelte am Setup des Schlittens. „Das war richtig stressig, wir haben nur drei Stunden geschlafen.“
Doch offensichtlich haben Friedrich und Margis die richtigen Gedanken gefasst.