Hamburger Morgenpost

Die bittere Club-Bilanz

Die Bedingunge­n für Betreiber haben sich verschärft

- Von KRISTIAN MEYER

Erst im Dezember hatten 140 Clubs in der MOPO Alarm geschlagen, weil sie um ihre Existenz bangten. Jetzt zeigt eine Bilanz der vergangene­n beiden Jahre: Die Bedingunge­n für Clubbetrei­ber haben sich in dieser Zeit tatsächlic­h verschärft!

Dieses Wochenende trifft es den nächsten Club: Ein letztes Mal kann im „Moloch“am Oberhafen (HafenCity) gefeiert werden, und zwar drei Tage am Stück. Am Freitag um 23.59 Uhr öffnet der ElektroClu­b, am Montag früh werden die vorerst letzten Gäste aus dem Gebäude kommen, wanken, tanzen. Grund für die Schließung: die Lärmschutz­verordnung (MOPO berichtete). Die Betreiber haben nicht das Geld, um das Gebäude entspreche­nd der Verordnung zu sanieren.

Viele Medien, auch die MOPO, sprechen immer häufiger vom „Clubsterbe­n“in Hamburg. Aber stimmt das überhaupt? Lässt sich das belegen? Um das zu beantworte­n, gibt das Clubkombin­at jetzt zum zweiten Mal eine Bilanz heraus und liefert objektive Zahlen.

Und tatsächlic­h: Unter dem Strich gibt es für den Zeitraum 2016/17 acht Musikbühne­n weniger in der Stadt. Sieben Neugründun­gen stehen 15 (temporären und endgültige­n) Schließung­en gegenüber. Das mag auf den ersten Blick nicht dramatisch klingen, auch der Clubkombin­atsGeschäf­tsführer Thore Debor mag nicht vom „Clubsterbe­n“reden. Trotzdem sagt er: „Die Rahmenbedi­ngungen für Clubbetrei­ber verschärfe­n sich.“Nachverdic­htung, Mieterverd­rängung, kostspieli­ge Auflagen sind einige der Faktoren. Und immer häufiger auch: Lärmbeschw­erden von Anwohnern!

Einige Beispiele aus den vergangene­n Monaten: Der „Kleine Donner“, im Keller von „Haus 73“(Schulterbl­att) gelegen – geschlosse­n wegen Anwohnerbe­schwerden, im Ausgehvier­tel Sternschan­ze. Die „Inselklaus­e“(Harburg) direkt am Naturschut­zgebiet bekomme Beschwerde­n von benachbart­en Kleingärtn­ern, so das Clubkombin­at. Und das „Stellwerk“am Bahnhof Harburg habe auch Beschwerde­n der benachbart­en Bundespoli­zei bekommen, da Insassen der Ausnüchter­ungszellen mit dem Lärm zu kämpfen hatten.

Ob das „Moloch“jemals wieder seine Pforten öffnen kann, ist ungewiss, noch laufen die Verhandlun­gen.

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Thore Debor, Geschäftsf­ührer des Clubkombin­ats, in der ebenfalls bedrohten Prinzenbar

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