HSV-Jungstar droht Gefängnis
Janjicic rast im AMG mit 160 km/h durch den Elbtunnel und rammt andere Autofahrer. Er hat 381 PS – aber keinen Führerschein. Und dann belügt er auch noch die Polizei
Es gibt Fälle, die machen sprachlos. Ein 19-Jähriger kommt mit 160 Sachen aus dem Elbtunnel, rast betrunken und ohne Führerschein auf der A7 Richtung Süden. Ein unüberlegter Spurwechsel ist dann der Beginn einer Kettenreaktion: Crashs, Verletzte, Vollsperrung. Wer am Steuer saß? Niemand Geringeres als der HSV-Profi Vasilije Janjicic!
Um kurz nach 1 Uhr in der Nacht zu Donnerstag brettert Mittelfeldspieler Janjicic in seinem weißen Mercedes CLA 45 AMG (381 PS, Neupreis ca. 60000 Euro) mit Karacho durch den Elbtunnel.
Auf Höhe der Abfahrt Waltershof will der Schweizer vom linken auf den mittleren Streifen wechseln. Dabei übersieht er einen Toyota – es kommt zum folgenschweren Crash.
Beide Fahrzeuge schleudern über die Fahrbahn, kollidieren mit einem Laster, landen schließlich an der Leitplanke. Ein Golf-Fahrer kann nicht rechtzeitig bremsen, fährt über das Trümmerfeld direkt in die Unfallstelle hinein.
Alle Wagen werden bei der Massenkarambolage beschädigt, sind zum Teil schrottreif. Die genaue Schadenshöhe steht noch nicht fest. Janjicic und seine drei Begleiter bleiben unverletzt, der Toyota-Fahrer (49) verletzt sich leicht.
Die A7 muss Richtung Süden drei Stunden voll gesperrt werden. Um kurz nach 4 Uhr gibt die Polizei die Fahrbahn wieder frei – noch rechtzeitig vor dem ersten Pendlerstrom.
Besonders dreist: Bei der Aufnahme der Personalien belügt Janjicic die Polizisten. Er gibt zunächst die Daten seines Zwillingsbruders an – er selbst besitzt gar keinen Führerschein. Der Schwindel fliegt sofort auf. Als die Beamten ihn pusten lassen, messen sie 0,64 Promille.
Die Polizisten nehmen den Schweizer mit auf die Wache. Der 19-Jährige hat jetzt mehrere Verfahren am Hals, unter anderem wegen fahrlässiger Körperverletzung. Durch den neuen Paragrafen 315d im Strafgesetzbuch, der Raser-Delikte schärfer bestraft, drohen ihm bis zu fünf Jahre Haft.
„Er hat einen ganz großen Bock geschossen“, sagt HSVSport-Manager Jens Todt zur MOPO. „Wir sind heilfroh, dass niemand ernsthaft verletzt wurde und es zum größten Teil nur bei Blechschäden blieb. Wir haben Vasilije sehr deutlich gesagt, dass wir sein Verhalten für verantwortungslos halten.“
Janjicic habe sich gestern Morgen beim Verein gemeldet, seinen Fehler eingeräumt und sich vor der Mannschaft entschuldigt.
In einem vom Verein veröffentlichten Statement des Spielers heißt es: „Ich habe einen schwerwiegenden Fehler begangen und weiß, dass ich die Folgen nun verantworten muss.“Laut Todt erwarten ihn empfindliche interne Sanktionen.
Beim Training am Nachmittag war Janjicic wieder dabei. Auch ist offenbar nicht ausgeschlossen, dass er im Nord-Derby am Wochenende in Bremen zum Einsatz kommt. Todt: „Wir stehen hinter unseren Spielern – auch bei Fehlern.“
Der 1,80-Meter-DefensivMann, der 2016 vom FC Zürich zum HSV wechselte, kam bisher auf sechs Einsätze (0 Tore). Zuletzt sorgte er für Aufsehen, als er mit mehr als sechs Kilo Übergewicht in die Saison-Vorbereitung startete. Noch immer kommt der bullige 19-Jährige bei Tempoläufen kaum mit.