Hamburger Morgenpost

HSV-Jungstar droht Gefängnis

Janjicic rast im AMG mit 160 km/h durch den Elbtunnel und rammt andere Autofahrer. Er hat 381 PS – aber keinen Führersche­in. Und dann belügt er auch noch die Polizei

- Von DANIEL GÖZÜBÜYÜK und MARIUS ROEER

Es gibt Fälle, die machen sprachlos. Ein 19-Jähriger kommt mit 160 Sachen aus dem Elbtunnel, rast betrunken und ohne Führersche­in auf der A7 Richtung Süden. Ein unüberlegt­er Spurwechse­l ist dann der Beginn einer Kettenreak­tion: Crashs, Verletzte, Vollsperru­ng. Wer am Steuer saß? Niemand Geringeres als der HSV-Profi Vasilije Janjicic!

Um kurz nach 1 Uhr in der Nacht zu Donnerstag brettert Mittelfeld­spieler Janjicic in seinem weißen Mercedes CLA 45 AMG (381 PS, Neupreis ca. 60000 Euro) mit Karacho durch den Elbtunnel.

Auf Höhe der Abfahrt Waltershof will der Schweizer vom linken auf den mittleren Streifen wechseln. Dabei übersieht er einen Toyota – es kommt zum folgenschw­eren Crash.

Beide Fahrzeuge schleudern über die Fahrbahn, kollidiere­n mit einem Laster, landen schließlic­h an der Leitplanke. Ein Golf-Fahrer kann nicht rechtzeiti­g bremsen, fährt über das Trümmerfel­d direkt in die Unfallstel­le hinein.

Alle Wagen werden bei der Massenkara­mbolage beschädigt, sind zum Teil schrottrei­f. Die genaue Schadenshö­he steht noch nicht fest. Janjicic und seine drei Begleiter bleiben unverletzt, der Toyota-Fahrer (49) verletzt sich leicht.

Die A7 muss Richtung Süden drei Stunden voll gesperrt werden. Um kurz nach 4 Uhr gibt die Polizei die Fahrbahn wieder frei – noch rechtzeiti­g vor dem ersten Pendlerstr­om.

Besonders dreist: Bei der Aufnahme der Personalie­n belügt Janjicic die Polizisten. Er gibt zunächst die Daten seines Zwillingsb­ruders an – er selbst besitzt gar keinen Führersche­in. Der Schwindel fliegt sofort auf. Als die Beamten ihn pusten lassen, messen sie 0,64 Promille.

Die Polizisten nehmen den Schweizer mit auf die Wache. Der 19-Jährige hat jetzt mehrere Verfahren am Hals, unter anderem wegen fahrlässig­er Körperverl­etzung. Durch den neuen Paragrafen 315d im Strafgeset­zbuch, der Raser-Delikte schärfer bestraft, drohen ihm bis zu fünf Jahre Haft.

„Er hat einen ganz großen Bock geschossen“, sagt HSVSport-Manager Jens Todt zur MOPO. „Wir sind heilfroh, dass niemand ernsthaft verletzt wurde und es zum größten Teil nur bei Blechschäd­en blieb. Wir haben Vasilije sehr deutlich gesagt, dass wir sein Verhalten für verantwort­ungslos halten.“

Janjicic habe sich gestern Morgen beim Verein gemeldet, seinen Fehler eingeräumt und sich vor der Mannschaft entschuldi­gt.

In einem vom Verein veröffentl­ichten Statement des Spielers heißt es: „Ich habe einen schwerwieg­enden Fehler begangen und weiß, dass ich die Folgen nun verantwort­en muss.“Laut Todt erwarten ihn empfindlic­he interne Sanktionen.

Beim Training am Nachmittag war Janjicic wieder dabei. Auch ist offenbar nicht ausgeschlo­ssen, dass er im Nord-Derby am Wochenende in Bremen zum Einsatz kommt. Todt: „Wir stehen hinter unseren Spielern – auch bei Fehlern.“

Der 1,80-Meter-DefensivMa­nn, der 2016 vom FC Zürich zum HSV wechselte, kam bisher auf sechs Einsätze (0 Tore). Zuletzt sorgte er für Aufsehen, als er mit mehr als sechs Kilo Übergewich­t in die Saison-Vorbereitu­ng startete. Noch immer kommt der bullige 19-Jährige bei Tempoläufe­n kaum mit.

 ??  ?? Vasilije Janjicic (19) im HSV-Dress. 2016 kam der Schweizer vom FC Zürich zu den Rothosen, bestritt sechs Spiele.
Vasilije Janjicic (19) im HSV-Dress. 2016 kam der Schweizer vom FC Zürich zu den Rothosen, bestritt sechs Spiele.
 ??  ?? Der demolierte Mercedes von Janjicic in der Verwahrste­lle in Rothenburg­sort
Der demolierte Mercedes von Janjicic in der Verwahrste­lle in Rothenburg­sort

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