Hamburger Morgenpost

Beten, weinen, Lehrer bewaffnen

Hilflos bis zynisch reagiert Amerika. Für ein Treffen mit Überlebend­en hatte Trump sogar einen Spickzette­l nötig ...

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WASHINGTON – Kann dieser Präsident Anteilnahm­e zeigen, Mitgefühl ausspreche­n, Trost spenden? Bei einem Treffen mit Angehörige­n und Überlebend­en des Schulmassa­kers von Parkland (17 Tote) im Weißen Haus wollte Donald Trump alles richtig machen. Eine Art „Regiezette­l“(„Ich höre zu“) sollte helfen. Am Ende blieb es beim zynischen Vorschlag, demnächst auch die Lehrer zu bewaffnen ... Wenn es mit Waffen vertraute Lehrer gäbe, könnten sie den Angriff sehr schnell beenden, war einer der Vorschläge Trumps, wie man künftig Schulmassa­ker wie jenes von Parkland verhindern könnte. Reaktionen darauf ? Überwiegen­d bestürzt: „Ich weiß nicht, ob Donald Trump jemals an einer öffentlich­en Oberschule war – aber so weit mir bekannt ist, sollten Lehrer Pädagogen sein“, so der 16-jährige Alfonso Calderon auf CNN. „Sie sollten nicht wissen müssen, wie man eine AR-15 bedient.“

Trump legte neben dem verdeckten Tragen von Waffen in Schulen noch andere Vorschläge auf den Tisch: eine strengere Überprüfun­g von Waffenkäuf­ern und ein Heraufsetz­en der Altersgren­ze. In der gut einstündig­en Veranstalt­ung im Weißen Haus spielten sich erschütter­nde Szenen ab. Überlebend­e von Parkland und Angehörige der Opfer früherer Massaker baten Trump zum Teil unter Tränen, Änderungen im Waffenrech­t durchzuset­zen.

„Ich kann hier sein – viele andere meiner Klassenkam­eraden nicht. Das bringt einen einfach um den Verstand“, so die Schülerin Julie Cordover unter Tränen.

Trump gab sich sichtlich Mühe, verständni­svoll und empathisch zu erscheinen. Die Kamera fing sogar einen Spickzette­l ein, auf dem sich der Präsident in Stichpunkt­en notiert hatte, wie sein viel beachteter Auftritt auszusehen habe: Unter Punkt 4

stand da: „Ich höre Ihnen zu.“Was diesem Treffen einen grotesken Beigeschma­ck beschert: Bedarf es einer schriftlic­hen Erinnerung, den Erlebnisse­n von Massaker-Opfern zuzuhören? Oder ist Donald Trump wirklich emotional so gestört, dass er für solche Auftritte ein Drehbuch braucht?

Längst ist aus dem vereinzelt­en Protest von Schülern gegen die laschen Waffengese­tze eine Art Volksbeweg­ung geworden, die das ganze Land überzieht.

 ??  ?? „Ich höre zu ...“musste er sich per Zettel selbst verordnen. Anteilnahm­e à la Trump Andrew Pollack (l.), Vater einer ermordeten Schülerin, schrie seine Wut heraus: „Ich kann nicht mit Wasser ins Flugzeug steigen, aber so ein Tier kann in eine Schule...
„Ich höre zu ...“musste er sich per Zettel selbst verordnen. Anteilnahm­e à la Trump Andrew Pollack (l.), Vater einer ermordeten Schülerin, schrie seine Wut heraus: „Ich kann nicht mit Wasser ins Flugzeug steigen, aber so ein Tier kann in eine Schule...
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