Rettet die katholischen Schulen!
Warum die Kirche ihre Pläne ändern muss. Heute Demo:
Als ich erfuhr, dass die katholische Kirche in Hamburg bis zu acht ihrer Schulen schließen will, war ich total schockiert. Ich saß gerade in der Bahn und erfuhr die bittere Nachricht aus der MOPO. Ich konnte mir vorstellen, wie sich die Eltern und Kinder, die ihre Schule lieben, gefühlt haben müssen, völlig unvorbereitet diese Nachricht zu empfangen. Noch dazu in der Schulanmeldungsphase. Mir war gleich klar, dass man das nicht hinnehmen kann und dagegen kämpfen muss. Am Sonnabend nun tragen wir unseren Protest auf die Straße.
Ich bin überzeugt: Die Schulen sind das Allerbeste und Wichtigste an der katholischen Kirche im Norden. Als Erzbischof Heße vor drei Jahren aus Köln nach Hamburg kam, konnte ich ihn bei seiner Einführung auf die Schulen ansprechen und bat ihn, unbedingt die Schulen im Blick zu behalten. Die katholischen Schulen in Hamburg sind anerkanntermaßen gut, schaffen Integration und Wertevermittlung, die beispiellos ist – gerade an schwierigen Standorten.
Meine Kinder waren auf katholischen Schulen und wir haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Tatsächlich mussten wir schon einmal um eine dieser Schulen kämpfen: 2006 wollte die katholische Kirche die Sophie-Barat-Schule an der Moorweide verkaufen und die Schule sollte an die Willy-Brandt-Straße verlagert werden. Das wäre eine Katastrophe gewesen. Denn durch die Nähe zum Dammtor-Bahnhof können dort Kinder aus allen Stadtteilen zur Schule gehen. Wir haben schon damals mit einer Demo auf der Moorweide für den Erhalt der Schule gekämpft. Mit Erfolg.
Das werden wir hoffentlich auch jetzt wieder schaffen. Und es lohnt sich zu kämpfen. Auf die Schulen der bedrohten Standorte gehen Kinder aller Nationalitäten und aus allen sozialen Schichten. Denn das Schulgeld ist nach dem Einkommen gestaffelt. Ich verstehe auch wirklich nicht, wie in einer Stadt wie Hamburg, in der viele staatliche Schulen wirklich kein Ruhmesblatt sind, ausgerechnet Schulen geschlossen werden, die besonders gute Arbeit leisten.
Die Motivation der Lehrer an diesen Schulen ist enorm. Nur wenige Schulen in Hamburg können sich mit Schulen in Bayern und Baden-Württemberg messen, katholische Schulen wie die Gymnasien Sophie Barat und Sankt Ansgar gehören dazu.
Außerdem leben wir im christlich geprägten Abendland und da finde ich es wichtig, dass den Kindern auch in der Schule ein christliches Wertesystem angeboten wird.
Die katholischen
Schulen haben auch immer Kinder anderer Konfessionen oder konfessionslose Kinder aufgenommen und standen für Toleranz und Integration.
An vielen staatlichen
Schulen gibt es fast keinen Religionsunterricht mehr, dort können die Kinder nur Ethik oder Philosophie wählen.
Dass jetzt schon in kurzer Zeit die Genossenschaft, die ein Konzept erarbeitet, um die Schulen zu retten, von so vielen Menschen unterstützt wird, zeigt eines: Es gibt in der Stadt ganz viele, egal ob katholisch oder nicht, die diese Schulen retten wollen. Umso unverständlicher ist es für mich, dass die katholische Kirche nicht selbst versucht hat, rechtzeitig Sponsoren anzusprechen, das Schulgeld für die Eltern, die es sich leisten können, gestaffelt zu erhöhen und andere kreative Lösungen auszuarbeiten.
Auch mit dem Senat wurde offensichtlich nicht rechtzeitig gesprochen, obwohl sich alle Parteien im Wahlkampf Bildung auf die Fahnen geschrieben haben. Ganz zu schweigen von den anderen Bistümern, die Hamburg finanziell unterstützen könnten. Stattdessen wurden die Empfehlungen von Ernst & Young einfach eins zu eins übernommen. Wirtschaftsprüfer bewerten die katholischen Schulen natürlich wie ein Unternehmen und setzen emotionslos den Rotstift an. Dass Schulen keine profitablen Unternehmen sind, liegt auf der Hand. Da ist ein Genossenschafts-Modell schon sinnvoller. Aber dabei müsste die katholische Kirche natürlich am Steuer bleiben!
An diesem Sonnabend (12 Uhr, Gänsemarkt) werden wir unseren Protest noch einmal mit einer großen Demonstration auf die Straße bringen. Dann wird sich auch zeigen, dass es eine ganz große Solidarität in der Stadt für diese Schulen gibt. Längst nicht nur unter Katholiken. Alle rücken durch diese Krise wieder ein Stück zusammen. Und das ist das Schöne an der sonst so dramatischen Situation der Schulen. In der Krise liegt die Chance.
Ich verstehe nicht, warum gerade die Schulen geschlossen werden, die besonders gute Arbeit leisten. Alexandra von Rehlingen