Hamburger Morgenpost

Aus Versehen SchnapsKön­ig

Christoph Keller war Professor, führte einen Verlag – und wird heute als Destillate­ur gefeiert

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VON JULIAN KÖNIG

Der Weg zum Spirituose­nherstelle­r ist nicht selten ein ungewöhnli­cher – Quereinste­iger gibt es in dem Beruf einige. Im Fall von Christoph Keller spielte der Zufall die entscheide­nde Rolle, denn der ehemalige Hamburger Kunstprofe­ssor wollte sein Leben eigentlich ruhiger gestalten. Buch-Verleger, Kunst-Kurator, die Professur, Reisen um die Welt – sein voller Terminkale­nder fraß Keller auf. Dann veränderte eine Annonce sein Leben.

Vor 14 Jahren entdeckten er und seine Frau in einer Zeitung einen alten Hof mit Brennrecht, zwei Jahre später zogen sie mit den zwei Kindern in die Nähe des Bodensees. Nun ist es bei Keller so, dass sich Perfektion durch sein Berufslebe­n zog. Leidenscha­ft und Bürde gleicherma­ßen.

Was auch immer er anfasste, ließ ihn zum Gefeierten der Szene werden. Im Bereich Kunst schaffte es der 48-Jährige mit Ehrgeiz und Disziplin an die Spitze. Und auch beim Schnaps erkannte er schnell das Potenzial. Um das Brennrecht nicht verfallen zu lassen, tüftelte er in der „Stählemühl­e“an Destillate­n. Binnen fünf Jahren wurde der Autodidakt quasi versehentl­ich zu einem der besten Schnaps-Brenner der Welt. Auch den weltberühm­ten „Monkey 47 Gin“hat er mitentwick­elt.

Kellers Produkte werden in den edelsten Restaurant­s und Bars der Welt ausgeschen­kt. Bis zu 3000 Flaschen füllt er mit einem Mitarbeite­r pro Jahr ab, stets in eher kleineren Mengen. 250 verschiede­ne Sorten hat er im Programm – mit stolzen Preisen von 400 Euro und mehr pro Liter. Keller sei der Grund dafür, dass der GinTrend in Deutschlan­d so groß geworden ist, meint der Hamburger Spirituose­nhändler Marco Lehmitz. In der Szene ist der Respekt enorm. Auch „Tonka Gin“Inhaber Daniel Soumikh reiste extra aus Hamburg in den Süden der Republik, um sich die „Stählemühl­e“und Kellers Arbeit anzuschaue­n. Nicht wenige sagen, er sei ein Genie.

Keller könnte also zufrie-

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