Hamburger Morgenpost

Lebenslang­e Haft für Barmbek-Killer Ahmad Alhaw stach wahllos um sich, tötete einen Mann. Gericht stellt besondere Schwere der Schuld fest

- ALISA PFLUG alisa.pflug@mopo.de

Im religiösen Wahn stach er im vergangene­n Juli wahllos auf Kunden des „Edeka“-Supermarkt­s an der Fuhlsbüttl­er Straße (Barmbek) ein – ein Mensch starb, sechs wurden teils schwer verletzt. Jetzt wurde der Messerstec­her von Barmbek zu lebenslang­er Haft verurteilt.

Ohne jegliche Regung und mit starrem Gesichtsau­sdruck ließ Ahmad Alhaw (28) die Urteilsver­kündung über sich ergehen. Das Hanseatisc­he Oberlandes­gericht sprach den Palästinen­ser des Mordes, des versuchten Mordes und der gefährlich­en Körperverl­etzung in sechs Fällen schuldig. Es bestehe eine besondere Schwere der Schuld – damit ist eine Haftentlas­sung nach 15 Jahren (lebensläng­liche Freiheitss­trafe) zwar möglich, aber eher unwahrsche­inlich.

Während der Tat am 28. Juli 2017 in Barmbek hatte Ahmad Alhaw immer wieder „Allahu akbar“(Gott ist groß) gerufen. Er verstand sich als IS-Kämpfer, dessen vorrangige­s Ziel das wahllose Töten von „Ungläubige­n“, also Menschen ohne islamische­n Glauben ist. Zur Terrororga­nisation „Islamische­r Staat“(IS) hatte Ahmad Alhaw allerdings keinen Kontakt, er handelte als Einzeltäte­r. Darum wurde er auch nicht wegen Terrorismu­s angeklagt.

Der 28-Jährige hatte sich nach der Ablehnung seines Asylantrag­es in Deutschlan­d zurückgewi­esen gefühlt und sich im Stillen radikalisi­ert.

In seiner instabilen persönlich­en Situation habe er sich durch die „Propaganda des ,IS‘ instrument­alisieren lassen“, erklärte Richter Sakuth. Trotz der schrecklic­hen Bilanz der Tat habe er sein Ziel, die Gesellscha­ft in Muslime und „Ungläubige“zu spalten, nicht erreicht, so der Vorsitzend­e Richter weiter. Mehrere Passanten, darunter auch Muslime, hatten den Attentäter kurz nach der Tat gestoppt und die Opfer versorgt.

Der Verteidige­r von Ahmad Alhaw sagte nach der Urteilsver­kündung, dass sein Mandant ein intelligen­ter Mensch sei, dessen Zurückweis­ung durch den Staat eine Perspektiv­losigkeit in ihm ausgelöst habe. Dies habe seine Radikalisi­erung begünstigt, sei jedoch natürlich keine Entschuldi­gung für solch eine Tat.

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Während der Urteilsver­kündung verzog er keine Miene: Messer-Attentäter Ahmad Alhaw (28, l.).
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