Seit Jahren: Saga lässt Wohnungen leerstehen
Seit 2013 verfällt das Wohnhaus des städtischen Konzerns
Mitten in Altona-Altstadt, in Sichtweite der Wohnung von Olaf Scholz, stehen seit Jahren acht Wohnungen leer. Das Gründerzeithaus in Traumlage gehört der städtischen Wohnungsgesellschaft Saga. Die früheren Mieter mussten in teurere Wohnungen umziehen – für eine Sanierung, die bisher nicht stattfand.
„Städtisch und fürsorglich war das nicht, was mit uns gemacht wurde“, erklärt eine frühere Bewohnerin des Hauses Schillerstraße 16. Bis 2014 hat sie in dem Haus mit der hübschen Gründerzeitfassade gewohnt, schräg gegenüber vom Bürgermeister. Die Mutter von zwei Kindern spricht von „Druck“, der auf die Bewohner ausgeübt wurde, seit die Saga 2012 die Sanierung des denkmalgeschützten Hauses angekündigt hatte. So hat die Saga etwa – erfolglos – versucht, die Wohnungen beim Bezirksamt Altona für „unbewohnbar“erklären zu lassen.
Andree Wenzel, ihr einstiger Nachbar, nennt das Vorgehen des städtischen Vermieters „skandalös“: „Die haben das Haus entmietet und lassen es jetzt verfallen.“Gestern, bei minus acht Grad, stand ein Fenster im ersten Stock offen.
Einige Wohnungen stehen seit 2013 leer. Im Januar 2015 waren sieben Familien ausgezogen, die letzte Mieterin strich 2016 die Segel. Anschließend wurde die Heizung herausgerissen und einige Decken geöffnet. Sonst passierte – nichts. Wie kann das sein?
Das städtische Unternehmen schiebt den Schwarzen Peter dem Bezirksamt Altona zu: „Die Saga-Unternehmensgruppe hat am 4. Dezember 2015 einen Antrag für die Baugenehmigung eingereicht“, erklärt Saga-Sprecher Gunnar Gläser, „eine endgültige Baugenehmigung erhielt das Unternehmen erst am 9. Februar 2018.“Das Bezirksamt konnte die lange Bearbeitung gestern noch nicht erklären.
Das Wohnen an der Schillerstraße war günstig: 760 Euro warm für 85 Quadratmeter mit Zugang zum Garten – ein Traum. „Die Wohnung, die die Saga uns als Ersatz geboten hat, kostet uns jeden Monat 400 Euro mehr“, erklärt die frühere Bewohnerin. Die Wohnungen waren in Ordnung: „Wenn wir kleinere Reparaturen, etwa im Treppenhaus, forderten, wurden wir abgewimmelt – und plötzlich tat die Saga so, als stünde das Haus vor dem Zusammenbruch.“
Jurist Marc Meyer von „Mieter helfen Mietern“, der die Bewohner 2013 im Streit mit der Saga vertreten hat, ist entsetzt: „Es ist unter sozialen und rechtlichen Aspekten unerträglich, dass das städtische Wohnungsunternehmen ein gut funktionierendes Mietshaus entmietet und jahrelang leerstehen lässt.“
Ursprünglich sollten die Bauarbeiten Ende 2014 fertig sein. Neuer Termin: Baubeginn frühestens Oktober 2018. Bezugsfertig wären die Wohnungen ein Jahr später.