Der Talente-Check
Nachwuchs-Chef Roger Stilz stellt St. Paulis fünf größte Hoffnungsträger vor
Ivan Klasnic, Zlatan Bajramovic und Christian Rahn – diese drei Namen stehen für Eigengewächse des FC St. Pauli, die sich als Stammspieler dauerhaft durchgesetzt und beim Bundesliga-Aufstieg 2001 mitgeholfen haben. Danach hat es keiner mehr geschafft. Die MOPO fragte bei Roger Stilz (40), Chef des Nachwuchsleistungszentrums (NLZ), nach: Wie sieht’s aus im Talentschuppen?
Stilz, seit 2016 Nachwuchschef, stellt die fünf größten Talente der Braun-Weißen vor.
➤ Florian Carstens (19) aus der U23:
„Flo ist ein technisch ausgereifter Innenverteidiger, der trotzdem hart und kompromisslos im defensiven Eins-gegen-Eins agiert. Er hat zudem ein gutes Timing beim Kopfball. Für sein Alter erstaunlich: Er macht keine unüberlegten Fouls, hat ein Gespür dafür, wann er zum Ball gehen oder wegbleiben muss. Auf dem Weg nach vorn kann er Ideen schnell umsetzen, füttert die vorderste Front mit guten flachen Steck- und Diagonalpässen. Flo muss aber zügig lernen, körperlich an die Grenzen zu gehen. Im Bereich der Athletik ist Luft nach oben.“
➤ Luis Coordes (19) aus der U19:
„Kann wie Cenk Sahin und Waldemar Sobota auf den Flügelpositionen eingesetzt werden und hat das beste offensive Eins-gegen-Eins bei uns im NLZ. Er ist beidfüßig, kann über beide Seiten dribbeln. Das macht ihn mit seiner Schnelligkeit und seinem Fintenreichtum so gefährlich. Leider ist er zuletzt immer wieder verletzt ausgefallen, kann hoffentlich demnächst wieder spielen. Er muss zuerst wieder voll belastbar sein, der Rest kommt danach.“
➤ (17) aus der U19:
„Ein intelligenter Fußballer! Spielt auf der Sechs oder in der Innenverteidigung, kann den Rhythmus des Spiels auf diesen zentralen Positionen bestimmen. Er hat ein gutes Gespür dafür, ob es schnell oder langsam werden soll. Seine Passqualität ist sehr gut. Ich wünsche mir, dass Jakob in den defensiven Duellen noch entschlossener und kompromissloser agiert. Anders formuliert: Er muss bissigere Zweikämpfe führen.“
➤ Finn Ole Becker (17) aus der U19:
„Er ist regelmäßig bei der deutschen U18 dabei. Er ist ein Allrounder, der auf der Sechs, auf der Zehn und außen im Mittelfeld spielen kann. Das größte Plus des Linksfußes: ausgefeilte Technik und Spielverständnis. Auffällig: Er hat auch bei erhöhtem Raumund Gegnerdruck Lösungen parat. Finn Ole ist fleißig, hat eine gute Einstellung und kann vorgegebene Aufgaben schnell umsetzen. Es freut mich, dass er den früheren Vorwurf, nicht torgefährlich zu sein, jüngst widerlegt hat. Gerade am Wochenende hat er das erste Tor beim 2:1-Erfolg in Niendorf erzielt. Was ihm noch fehlt, ist die defensive Galligkeit.“
➤ Leon Flach (17) aus der U17: „Wie Becker ein Linksfuß, einsetzbar auf der defensiven und offensiven Sechs und auch als linker Verteidiger. Klasse: Leon wehrt sich, lässt sich nichts gefallen, ist einer mit St. Pauli-Mentalität. Er ist ein geschickter Ballklauer, ein Mann für enge Spiele, ich mag seine fußballerische Intelligenz und dass er schnell neue Aufgaben bewältigt. Besser werden muss die Passgenauigkeit, wenn er unter Druck gesetzt wird.“
Stilz traut allen Top-Talenten zu, sich bei den Profis zu behaupten – wenn sie hartnäckig an sich arbeiten. Wäre doch schön, wenn es endlich wieder eine neue Generation Klasnic & Co. geben würde.