Plötzlich wieder wichtig
Einige aussortierte egradierung zurück
Frühestens nach dem nächsten Spiel am kommenden Sonnabend in Stuttgart soll es für Walace eine Chance auf die Rückkehr zu den Profis geben. Der Weg zurück führt für ihn in erster Linie über Christian Titz. Der Brasilianer muss auf den Coach zugehen, um ein Gespräch bitten, sich in diesem einsichtig zeigen und für sein Verhalten entschuldigen. Hilfreich wäre im Vorfeld sicherlich auch ein tadelloses Verhalten abseits des Platzes.
Reichlich Tipps könnte sich Walace bei einigen ehemaligen HSV-Spielern holen. Mit Johan Djourou, Ivo Ilicevic, Gojko Kacar, Slobodan Rajkovic, Robert Tesche, Paul Scharner, Emir Spahic oder Marcus Berg wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche HSV-Profis im Laufe der Saison aus dem BundesligaKader gestrichen. Die meisten wurden genau wie jetzt Walace zunächst zum HSV II „abgeschoben“. Teilweise als Strafe, teilweise auch einfach nur, um sie so zu einem Vereinswechsel zu bewegen.
Scharner, Djourou und Spahic machten nach ihrer Degradierung kein Spiel mehr für den HSV. Djourou trainierte bei den Amateuren und ließ seinen Kontrakt auslaufen, bei Scharner und Spahic wurden die Verträge vorzeitig aufgelöst. Doch es gibt auch ganz andere Beispiele. Dazu gehören die Fälle Ilicevic, Kacar und Rajkovic.
Kacar und Ilicevic waren in ihrer HSV-Zeit gleich mehrfach zu den Amateuren geschickt worden: Sie durften teilweise nicht mal mehr mit in die Trainingslager der Profis fahren und mussten stattdessen unter anderem in Ochsenzoll trainieren.
Bei beiden wollten die HSVVerantwortlichen durch die Degradierung einen Vereinswechsel forcieren. Kacar sagte damals: „Sie wollen mir zeigen, dass ich überflüssig bin und mich mental schwach machen, damit ich mir einen neuen Verein suche.“Letztlich blieben beide in Hamburg. Zum Glück für den HSV! Denn unter Bruno Labbadia wurden sie plötzlich wieder ganz wichtig. Mit drei Tore an den letzten vier Spieltagen der Saison 2014/15 war Kacar maßgeblich für das Erreichen der Relegation verantwortlich. Beim 1:1 im RelegationsHinspiel gegen Karlsruhe war Ilicevic der Torschütze.
Auch Rajkovic stand damals mit auf dem Platz, dabei war der Serbe eigentlich drei Jahre zuvor schon von Trainer Thorsten Fink aussortiert worden. Rajkovic hatte Fink unter anderem als „Mädchen“und „Lügner“bezeichnet. Er musste eine Geldstrafe zahlen und lange bei den Amateuren trainieren. Sieben Monate machte er kein Spiel für die Profis. Dann kam er zurück. 2015 köpfte Rajkovic den HSV am letzten Spieltag beim 2:0 gegen Schalke in die Relegation.
Welchen Weg wählt nun Walace? Klar ist: Der Brasilianer hat trotz seiner Verfehlungen sein Schicksal weiter in den eigenen Händen. Sollte er bereit sein, alles dem Team unterzuordnen, kann es schon bald ein Comeback geben. Es dürfte auch in seinem Interesse sein. Nur über den HSV kann er sich wieder in den Vordergrund spielen und damit auch seine Zukunft beeinflussen. Die Vergangenheit hat im Volkspark immer wieder gezeigt: Alles ist möglich – auch in schlechten Zeiten.