Hamburger Morgenpost

„Viele Türken sind einfach sehr emotional“

500 Hochzeitsg­äste sind Standard – und in Anatolien wird zur Feier auch mal geschossen

- SAN

Autokorso mit Hupkonzert, Handtücher­n und türkischen Flaggen – das ist quasi Standard bei türkischen Hochzeiten. Doch Schüsse auf der Autobahn? „Das ist in bestimmten türkischen Regionen wie in Anatolien ein Brauch“, sagt der SPD-Abgeordnet­e Kazim Abaci. „Aber solch ein Gebaren hat in Deutschlan­d natürlich überhaupt nichts verloren.“

Abaci erklärt sich die aus dem Ruder gelaufene Aktion so: „Türken sind sehr emotional und Hochzeiten sind ihnen sehr wichtig.“Die Feiern sollen laut sein, auffallen und noch besonderer sein als die Hochzeiten der anderen. Das sei dann eben eine Gratwander­ung.

„Schrecksch­usspistole­n sind für viele türkische Männer etwas Fasziniere­ndes, genau wie besondere Autos“, sagt Mucahid Güler. Er fotografie­rt und filmt seit Jahren auf solchen Festen. „Aber diese Männer haben sich nur gefreut und Quatsch gemacht, sie sind ja nicht durchgedre­ht“, so seine Sicht der Ereignisse. Eine Hochzeit sei halt ein ganz besonderer Tag.

Auf den Hochzeiten, die Güler begleitet, sind oft 500 Gäste eingeladen. Wenn die Feier wirklich groß ist, sind es auch schon mal 1000 Gäste. Anders als bei klassisch deutschen Hochzeiten ist das Essen nicht so wichtig. „Oft gibt es nur einen Gang wie Rindergula­sch mit Reis und Salat.“Das gehe schnell. Und statt zu sitzen, werde viel getanzt und gesungen.

Das Kleid der Braut ist üppig, glitzernd und teuer. Güler: „Sie bekommt Goldschmuc­k im Wert von bis zu 10 000 Euro.“Außerdem ist es üblich, dass die Gäste Geldgesche­nke machen. Denn davon wird ein Teil der Hochzeit bezahlt, die an die 40 000 Euro kostet.

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Der SPD-Bürgerscha­ftsAbgeord­nete Kazim Abaci

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