Heimliche Futtersünden der Starköche Beim „Pottkieker“Kochfestival in der Rindermarkthalle gaben die Stars am Herd tiefe Einblicke
Zehn der besten Köche mit insgesamt mehr als einem Dutzend Sternen. Und jeder serviert was Feines. Beim „Pottkieker Festival“wurde den Gästen in der Rindermarkthalle an allen Gastroständen lecker was geboten.
„Die Herausforderung sieht für mich heute so aus: 800 Portionen Steinbutt mit Beurre blanc zu machen“, sagte Thomas Martin. Der Zwei-Sterne-Chefkoch aus dem „Louis C. Jacob“zauberte eine Komposition, die so auch im Nobelrestaurant aufgetischt wird.
Ein Ziel bei der von der MOPO präsentierten Veranstaltung: Hemmschwellen abbauen. „Wir Sterneköche sind ganz lockere Jungs. Wer zu uns kommt, muss sich keinen Besenstiel in den Rücken binden, um aufrecht zu sitzen. Es geht darum, Essen höchster Qualität in entspannter Atmosphäre zu genießen.“
Um das zu vermitteln, ließen sich Martin und Co. direkt in die Pötte gucken. Wer nicht nur auf Kulinarisches achtete, bemerkte: Fast alle Spitzenköche tragen Turnschuhe, manche Tattoos (bevorzugt Food-Motive). So viel zum Thema Lässigkeit.
Tel. 040/80 90 57-330 Handy 0172/408 19 5 vip@mopo.de
„Die Gäste, die wir hier beim Festival haben, sind die Gäste, die wir morgen bestenfalls in unseren Restaurants begrüßen“, so Johannes King (2 Sterne, „Söl’ring Hof “auf Sylt). In seiner Küche geht es – wie in denen seiner Kollegen – sehr zivilisiert zu. „Ein Irrglaube, dass Köche immer cholerisch sind. Bei mir wird nicht geflucht und mit Pfannen nach Mitarbeitern geworfen. Wer souve- rän ist, schreit nicht rum. Ich mag den Gemeinschaftssinn. Deshalb bin ich auch hier. Sonntags könnte ich im Bett liegen bleiben, aber es ist eine Möglichkeit, sein Netzwerk zu pflegen.“
Wichtigste Lektion neben Kochkunst und Klopfen auf Kollegenschultern: „Immer lächeln, wenn Kameras auf dich gerichtet sind. Das habe ich bei Kochbuch-Produktionen und bei TVAuftritten gelernt“, sagt
Der Küchenchef aus dem „Haebel“hat noch keinen Stern. Glaubt man dem Flurfunk beim Festival, gilt er aber als sehr heißer Anwärter. „Das wäre natürlich ein Traum. Ich würde gern dazu beitragen, dass die Leute verstehen, dass Sterneküche nicht spießig sein muss“, so Haebel. GuteLaune-Selfies wurden zumindest einige gemacht.
Wie ist die Stimmung unter Top-Köchen, wenn so viele Könner aufeinanderprallen? „Wie beim Klassentreffen! Wir sind befreundet. Unser Teamwork funktio- niert weltweit“, so Karlheinz Hauser (2 Sterne, „Süllberg“).
Weinexpertin Natalie Lumpp: „Die meisten Top-Köche sind tolle Kumpeltypen. Natürlich gibt es auch ein paar Diven – aber die sind heute nicht hier.“
Bleibt die Frage, ob die Super-Gourmets privat nur edelste Dinge speisen. Johannes King: „Ich liebe schlotzigen Kartoffelsalat. In meiner Heimat werden die Kartoffeln dünner als hier im Norden geschnitten. Diese Kartoffelbrocken, nee, das ist doch Moppelkotze.“Hauser kann bei Kinderschoki nicht widerstehen. Thomas Martin setzt auf Bitter-Schokolade. (1 Stern, „Orangerie“) über seine heimliche Sünde? „Ohne Gummibärchen gehe ich nie ins Bett.“Und (2 Sterne, „Restaurant Meierei Dirk Luther“): „Kohlwurst ist mein Laster. Leider verträgt der Genuss sich gar nicht gut mit meiner Figur.“