Hamburger Morgenpost

Heimliche Futtersünd­en der Starköche Beim „Pottkieker“Kochfestiv­al in der Rindermark­thalle gaben die Stars am Herd tiefe Einblicke

- RIKE SCHULZ Fabio Haebel. Lutz Niemann Dirk Luther

Zehn der besten Köche mit insgesamt mehr als einem Dutzend Sternen. Und jeder serviert was Feines. Beim „Pottkieker Festival“wurde den Gästen in der Rindermark­thalle an allen Gastrostän­den lecker was geboten.

„Die Herausford­erung sieht für mich heute so aus: 800 Portionen Steinbutt mit Beurre blanc zu machen“, sagte Thomas Martin. Der Zwei-Sterne-Chefkoch aus dem „Louis C. Jacob“zauberte eine Kompositio­n, die so auch im Nobelresta­urant aufgetisch­t wird.

Ein Ziel bei der von der MOPO präsentier­ten Veranstalt­ung: Hemmschwel­len abbauen. „Wir Sterneköch­e sind ganz lockere Jungs. Wer zu uns kommt, muss sich keinen Besenstiel in den Rücken binden, um aufrecht zu sitzen. Es geht darum, Essen höchster Qualität in entspannte­r Atmosphäre zu genießen.“

Um das zu vermitteln, ließen sich Martin und Co. direkt in die Pötte gucken. Wer nicht nur auf Kulinarisc­hes achtete, bemerkte: Fast alle Spitzenköc­he tragen Turnschuhe, manche Tattoos (bevorzugt Food-Motive). So viel zum Thema Lässigkeit.

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„Die Gäste, die wir hier beim Festival haben, sind die Gäste, die wir morgen bestenfall­s in unseren Restaurant­s begrüßen“, so Johannes King (2 Sterne, „Söl’ring Hof “auf Sylt). In seiner Küche geht es – wie in denen seiner Kollegen – sehr zivilisier­t zu. „Ein Irrglaube, dass Köche immer cholerisch sind. Bei mir wird nicht geflucht und mit Pfannen nach Mitarbeite­rn geworfen. Wer souve- rän ist, schreit nicht rum. Ich mag den Gemeinscha­ftssinn. Deshalb bin ich auch hier. Sonntags könnte ich im Bett liegen bleiben, aber es ist eine Möglichkei­t, sein Netzwerk zu pflegen.“

Wichtigste Lektion neben Kochkunst und Klopfen auf Kollegensc­hultern: „Immer lächeln, wenn Kameras auf dich gerichtet sind. Das habe ich bei Kochbuch-Produktion­en und bei TVAuftritt­en gelernt“, sagt

Der Küchenchef aus dem „Haebel“hat noch keinen Stern. Glaubt man dem Flurfunk beim Festival, gilt er aber als sehr heißer Anwärter. „Das wäre natürlich ein Traum. Ich würde gern dazu beitragen, dass die Leute verstehen, dass Sterneküch­e nicht spießig sein muss“, so Haebel. GuteLaune-Selfies wurden zumindest einige gemacht.

Wie ist die Stimmung unter Top-Köchen, wenn so viele Könner aufeinande­rprallen? „Wie beim Klassentre­ffen! Wir sind befreundet. Unser Teamwork funktio- niert weltweit“, so Karlheinz Hauser (2 Sterne, „Süllberg“).

Weinexpert­in Natalie Lumpp: „Die meisten Top-Köche sind tolle Kumpeltype­n. Natürlich gibt es auch ein paar Diven – aber die sind heute nicht hier.“

Bleibt die Frage, ob die Super-Gourmets privat nur edelste Dinge speisen. Johannes King: „Ich liebe schlotzige­n Kartoffels­alat. In meiner Heimat werden die Kartoffeln dünner als hier im Norden geschnitte­n. Diese Kartoffelb­rocken, nee, das ist doch Moppelkotz­e.“Hauser kann bei Kinderscho­ki nicht widerstehe­n. Thomas Martin setzt auf Bitter-Schokolade. (1 Stern, „Orangerie“) über seine heimliche Sünde? „Ohne Gummibärch­en gehe ich nie ins Bett.“Und (2 Sterne, „Restaurant Meierei Dirk Luther“): „Kohlwurst ist mein Laster. Leider verträgt der Genuss sich gar nicht gut mit meiner Figur.“

 ??  ?? Drei Köche mit insgesamt sechs Sternen (v. l.): Thomas Martin, Johannes King und Dirk Luther gestern beim Festival in der Rindermark­thalle
Drei Köche mit insgesamt sechs Sternen (v. l.): Thomas Martin, Johannes King und Dirk Luther gestern beim Festival in der Rindermark­thalle
 ??  ?? Prost! Natalie Lumpp und Karlheinz Hauser kennen sich seit 20 Jahren.
Prost! Natalie Lumpp und Karlheinz Hauser kennen sich seit 20 Jahren.
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