Wandale und Liebe
Sehnsucht und Pimmel-Poesie bei Wanda
Beseelt stehen sie Arm in Arm am Bühnenrand, ziemlich verschwitzt, ein bisschen grinsend, in jedem Fall glücklich. Die Musiker der Wiener Erfolgsband Wanda haben der Sporthalle am Sonnabend eine 90-minütige Überdosis „Amore“verpasst – eine Ü30-Party mit Schall und Zigarettenrauch.
Er habe sich beim Masturbieren die rechte Hand gebrochen, behauptet Frontmann Michael Marco Fitzthum (Künstlername Marco Wanda). Klingt natürlich erst mal gelogen, aber wenn man die Show der Band sieht, die Maßlosigkeit, die Ausdauer, dann könnte man sich einen derartigen Unfall bei dem 31-Jährigen durchaus vorstellen. Trotz Gips dreht er an diesem Abend in der nicht ganz ausverkauften Halle voll auf.
„Bologna“, „Luzia“, „Meine beiden Schwestern“, „Weiter, weiter“– Wanda mischen bei ihrer „Niente“-Tour alles Tanzbare ihrer drei Alben. Viele Kritiker lieben die 2012 gegründete Truppe gleichermaßen, wie andere die Texte und Attitüde ablehnen. Und genau deshalb kann man in der Sporthalle auch nicht den typischen Wanda-Fan ausmachen. Zwischen 16 und 66 ist alles vertreten.
Sie alle feiern die Mischung aus Traurigkeit und Todesfantasien („Hamburg, wer will mit mir sterben?“), die Sehnsucht nach Liebe, gepaart mit einem Hauch PimmelPoesie, Zigaretten, auf die Fitzthum auf der Bühne nicht verzichten kann, und natürlich Schnaps, der gerne besungen wird.
Nach „Ein letztes Wienerlied“, einem Highlight mit Streicherinnen, ist das Konzert auf der ekstatischen Zielgeraden. Bei „Bussi Baby“und „1,2,3,4“ist es ein Cocktail aus Wandale und Liebe, Hände und Körper im Innenraum sind eine tanzende Welle. Fitzthum klopft sich immer wieder auf die Brust, wie ein Fußballer beim Torjubel. Ganz klar: Wanda hat Hamburg an diesem Abend amorisiert. Schee wars!