Hamburger Morgenpost

„Die Polizei braucht individuel­le Kennzeichn­ung nicht zu fürchten“

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Transparen­z ist elementar für das Vertrauen der Menschen in den Rechtsstaa­t. Wer den Staat repräsenti­ert, der sollte auch erkennbar sein. Es ist unvorstell­bar, dass eine Richterin anonym ein Urteil fällt oder ein Mitarbeite­r des Jugendamte­s vermummt ein Kind in Obhut nimmt. Staatliche Eingriffe müssen nachvollzi­ehbar und überprüfba­r sein.

Polizistin­nen und Polizisten sind bei Großeinsät­zen wie Demonstrat­ionen oder Fußballspi­elen kaum voneinande­r zu unterschei­den. Wenn sie dabei Helme und Sturmhaube­n tragen, muss die individuel­le Erkennbark­eit auf andere Weise gewährleis­tet werden. Wir Grünen machen uns seit vielen Jahren dafür stark. Um keine Missverstä­ndnisse aufkommen zu lassen: Niemand verlangt von den Einsatzkrä­ften, dass sie am 1. Mai in der Schanze ihre Namen und Adressen auf dem Helm tragen. Es geht um eine Nummer, die – wenn nötig – auch von Einsatz zu Einsatz wechseln kann. Entscheide­nd ist, dass die Kennzeichn­ung gut sichtbar und eindeutig zuzuordnen ist.

Das Argument, Polizistin­nen und Polizisten würden so unter Generalver­dacht gestellt, kann ich nicht nachvollzi­ehen. Im Gegenteil. Die Kennzeichn­ung hilft, wenn Fehler passieren, diese eindeutig zuzuordnen und aufzukläre­n. Und sie hilft, Polizistin­nen und Polizisten vor falschen Anschuldig­ungen zu schützen und haltlose Vorwürfe schnell auszuräume­n. Transparen­z, Kontrolle und Aufklärung sind Grundlagen unseres Rechtsstaa­tes.

Es wird oft argumentie­rt, dass Polizeibea­mte und ihre Familien durch eine Kennzeichn­ung privat erkannt und bedroht werden könnten. Acht Bundesländ­er machen seit Jahren gute Erfahrunge­n mit Namens- ode mernschild­ern. Es gibt keine Belege dass Beamte in Berlin, Brandenbur­g od sen seit Einführung der Kennzeichn­un ger bedroht oder angezeigt werden als

Mit ihrem Widerstand gegen die zeichnungs­pflicht tun die Polizeige schaften ihren Mitglieder­n keinen Gef – im Gegenteil. Die Polizei macht ei guten Job und braucht eine Kennzeic nung nicht zu fürchten. Vielmehr hil diese dabei, Fehlverhal­ten Einzelne aufzukläre­n und Vertrauen in die Polizei und den Rechtsstaa­t zu stärken.

 ?? Die Autorin Anna Gallina (34) ist Parteichef­in der Grünen in Hamburg. Als parlamenta­rische Beobachter­in hat sie an vielen Demonstrat­ionen teilgenomm­en. ??
Die Autorin Anna Gallina (34) ist Parteichef­in der Grünen in Hamburg. Als parlamenta­rische Beobachter­in hat sie an vielen Demonstrat­ionen teilgenomm­en.
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