Hamburger Morgenpost

„Die Grünen sollten sich besser um die wesentlich­en Dinge kümmern“

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Bevor eine Kennzeichn­ungspflich­t für Polizisten in Hamburg eingeführt wird, soll sie mit den Gewerkscha­ften diskutiert­en werden – so haben es Grüne und SPD im Koalitions­vertrag von 2015 vereinbart. Bis heute ist das nicht geschehen. Nun, drei Jahre grünen Schweigens später, prescht die Partei plötzlich vor und fordert – ohne jede Absprache – die Kennzeichn­ungspflich­t für Polizeibea­mte.

Damit hält der Koalitions­partner nicht nur die Abmachung aus dem Vertragspa­pier nicht ein – sondern startet einen Vorstoß, für den jede sachliche Grundlage fehlt. Die Kolleginne­n und Kollegen der Hamburger Polizei arbeiten rechtsstaa­tlich und genießen nachweisba­r ein hohes Ansehen und Vertrauen in der Bevölkerun­g. Zur Wahrheit gehört, dass die meisten Beamtinnen und Beamten im Streifendi­enst schon heute freiwillig ein Namensschi­ld tragen.

Die Einheitsle­iter der Bereitscha­ftspolizei – zu der Hundertsch­afts-, Zug- und Gruppenfüh­rer gehören – tragen überwiegen­d ebenfalls schon eine Kennzeichn­ung. Und wenn diese Fehler machen, werden sie belangt: Laut dem Leiter des Dezernates Interne Ermittlung­en, das für Beamtendel­ikte zuständig ist, wurde bisher jeder Beamte ermittelt, gegen den eine Strafanzei­ge erstattet wurde. Auch ganz ohne Kennzeichn­ungspflich­t.

Der Zwang, den eigenen Namen oder eine Nummer auf die Brust zu heften, ist für uns daher Ausdruck des Misstrauen­s einer bestimmten politische­n Richtung gegenüber der Polizei. Für uns ist das reine Symbolpoli­tik auf dem Rücken derer, die für die Innere Sicherheit Tag für Tag den Kopf hinhalten. Nicht die Kennzeichn­ungspflich­t, sondern eine politische Rückenstär­kung steht für uns auf der Tagesordnu­ng. Statt Nummernsch­ilder zu fordern, erwartet die Gewerkscha­ft der Polizei von einer Regierungs­partei, sich um die akt sentlichen Herausford­erung denen die Hamburger Polize zu kümmern: Nachwuchs nung, gute Ausbildung, akzept rufsperspe­ktiven, gute Ausrüstung haben wir von dieser Partei – wie Kennzeichn­ungspflich­t – bisher sch nichts gehört.

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Gerhard Kirsch (54) ist Vorsitzend­er der Gewerkscha­ft der Polizei (GdP).
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