Der KuschelRocker kann auch anders
Chris Norman frönt im Mehr!-Theater den Gitarren-Soli
„Erinnert sich hier noch jemand an Dieter Bohlen?“, fragt Chris Norman am Montag im vollbestuhlten Mehr! Theater. Der Applaus des Publikums ist an dieser Stelle eher verhalten. „Midnight Lady“, der größte Solo-Hit des ehemaligen Sängers der Band Smokie, wurde 1986 von besagtem Poptitan geschrieben. Ganz schön schmalzig klingt das Stück – aber es soll die einzige Ballade des Abends bleiben.
Denn Norman frönt im fortgeschrittenen Alter von 67 lieber den Gitarrensoli – Album und Tour tragen den Titel „Don’t Knock The Rock“. Das Publikum feiert ihn dafür: Viele Fans der Ü50-Generation sind bis an die Bühne gelaufen, andere tanzen zwischen den Sitzreihen.
„Wer spricht hier Englisch?“, will Norman wissen. Viele Hände gehen nach oben. „Besser als in Chemnitz“, lacht er. Sein Deutsch klingt indes ziemlich gut. Um den Sänger mit der unverkennbaren Reibeisenstimme herumdrapiert ist seine fünfköpfige Liveband, die die Vorliebe für den Rock’n’Roll offenbar gerne mit ihm teilt.
Auch frisurentechnisch ist man auf einer Wellenlänge. Der Brite trug das Haar schon immer lang, wie Einspielfilme aus den Siebzigern auf der Leinwand beweisen. Wenn er dazu dann noch die Smokie-Hits „Lay Back In The Arms Of Someone“und „Needles And Pins“darbietet oder das Duett „Stumblin’ In“, darf man nostalgisch werden.
Dass das Publikum Norman wirklich ernst nimmt, zeigt sich, als er „Living Next Door To Alice“spielt. Nicht einer brüllt ihm die Textzeile „Who the fuck is Alice?“der Alternativ-Version entgegen. Es geht auch sehr gut ohne.