Eine Stadt macht gegen die AfD mobil
Burladingen: Bürgermeister tritt Rechtspartei bei. Bürger fürchten um den Ruf ihres Ortes
STUTTGART – Ein Städtchen in Baden-Württemberg hadert mit seinem Bürgermeister: Der einst als Parteiloser gewählte Verwaltungschef Harry Ebert ist jüngst in die AfD eingetreten. Das missfällt vielen in Burladingen in der Schwäbischen Alb. Ändern können sie es nicht.
Ebert ist der erste AfD-Bürgermeister im „Ländle“. Wirklich überrascht hat sein Eintritt in die AfD aber kaum jemanden. Schon voriges Jahr hatte der Bürgermeister viele Einwohner des 5500-Seelen-Orts schockiert: Einen Besuch des Gemeinderats im örtlichen Flüchtlingsheim (zehn bis 20 Bewohner) bezeichnete er als „Asylantenschau“und die ehrenamtlichen Politiker als „Landeier“. Das brachte Ebert ein Disziplinarverfahren ein, er musste sich entschuldigen.
Nun fürchten viele – wie die Pfarrers-Frau Karin Dinkelacker – um das Image des Ortes, in dem der Textil-Hersteller Trigema (die mit dem Affen) der größte Arbeitgeber ist. „Der Bürgermeister spricht nicht in meinem Namen“, erklärt Dinkelacker. So wie sie sehen das viele. Deshalb hat sich auch die Initiative „Burladingen bleibt bunt“gegründet.
Ebert selbst versteht die Aufregung um seinen AfD-Eintritt nicht: „Das ist Privatsache und hat keinen Einfluss auf meine kommunalpolitische Arbeit.“Rosi Steinberg, Chefin der Freien Wähler vor Ort, sieht das anders: Die Zusammenarbeit sei zuletzt „absolut unkonstruktiv“gewesen.
Eberts Gegner sinnen nun darauf, ihn loszuwerden. Das Problem: Es gibt kein Gesetz, auf dessen Grundlage er seines Amtes enthoben werden könnte. Und so setzen viele nun auf Neuwahlen. Prominentester Unterstützer dieser Idee: Trigema-Chef Wolfgang Grupp.