In Bergstedt sagt man Tschüs
Das „Stüffel“zieht um – zum Abschiedsbesuch gab es exzellente Kost
Ein Lebenslauf mit vielen Glanzlichtern? Ondrej Kovar hat ihn. Darunter: Chefsommelier im Hotel „Adlon“in Berlin, Leiter der Gastronomie im Salzburger Gourmet-Tempel „Hangar 7“und in Tim Mälzers „Bullerei“. Seit 2014 ist Kovar Herr im eigenen Haus, eröffnete, selbst Walddörfler, das „Restaurant Stüffel“auf dem Gelände des SV Bergstedt. Sein Versprechen: regionale Küche, internationale Weine, lässige Atmosphäre, faire Preise. Klingt verlockend! Ein Besuch.
Unser erster Eindruck: Hier hat sich einer viele Gedanken gemacht, damit die Gäste ihre eigenen abschalten können. Die Stühle zum Versinken bequem, die Lampen so ausgerichtet, dass die Speisen im besten Licht erscheinen und die sonntagsmüden Gesichter im Halbschatten verschwinden dürfen. Ein Spieltisch für Kinder, den Eltern von überall gut im Blick haben, ist ebenso vorhanden.
Der zweite Eindruck: Das geht mit der abwechslungsreichen, aber übersichtlichen Karte genauso überlegt weiter. Fünf Vorspeisen, zwei Gerichte für zwischendurch, sechs Hauptgänge und vier Desserts sind, so man möchte, in 3 bis 5 Gängen (37, 44, 56 Euro) kombinierbar. Das komplexeste Gebilde ist die Weinkarte. Mehr als 200 Exemplare von Kanada bis Korsika sind vertreten –ohne dass man tief ins Portemonnaie greifen müsste (Flasche ab 17, offener Wein ab 3,50 Euro für 0,1 l).
Doch auch hier darf man sich zurücklehnen, denn der Hausherr ist zur Stelle, empfiehlt zum Bio-Wollschwein mit dicken Bohnen einen Cabernet Sauvignon-Shiraz vom Traditions-Weingut Boschendal aus Südafrika (0,2 Liter für 7,50 Euro). Der fließt herb und würzig über die Lippen, tut dem tadellosen, geschmacklich aber etwas farblosen Gericht gut. Die Rinderroulade mit Steinpilzpüree und Wirsing hat dagegen keine Nachhilfe nötig – ein perfekter Genuss! Auch das Pastinakensüppchen vorweg, nur mit Kresseöl veredelt, zeigt, wie wundervoll eine Küche sein kann, die sich aufs Wesentliche konzentriert. Und dass sie Überraschungen bereithalten kann: Beim Dessert konkurrieren zwei Menschen, die keine Eisfans sind, um ein phänomenales Limonensorbet, das ein fluffiges Beerengratin begleitet. Ja, die Reise nach Bergstedt würden wir wieder antreten. Doch Kovar ist auf dem Sprung zur nächsten Station: Sein „Stüffel“zieht um – an den Isekai (Eppendorf ). Nur der Standort soll sich ändern, verspricht er. ➤ „Restaurant Stüffel“: Stüffel 8 (Bergstedt), ab 1.6. Isekai 1 (Eppendorf), Mi-Fr ab 17.30 Uhr, Sa/So 12-14.30 Uhr u. 17.30-21.30 Uhr, Tel. 609 02050