Darum isst Stefanie Hertel kein Fleisch mehr
Als die Schlagersängerin für die „Küchencowboys“von Truck Stop kocht, kullern Tränen
Auf der Bühne stand Schlagerstar Stefanie Hertel (38) mit vier Jahren. Zur kochenden Leidenschaft kam sie viel später. Am liebsten isst sie alles mit selbst gepflückten Kräutern. Fleisch landet bei der Sängerin nicht auf dem Teller. Und das aus gutem Grund.
Es dampft und duftet lecker. Stefanie Hertel steht in der Küche von Truck-Stop-Musiker Teddy Ibing (69). Dessen Bandkollege Andreas Cisek (59) schnibbelt erst Gemüse und stimmt mit der Gitarre ein Liedchen an. Hertels Ehemann Lanny Lanner (43) schlägt Spätzleteig.
Eine Szene wie bei guten Freunden. In diesem Fall für den YouTube-Kanal der zwei Truck-Stop-Musiker, die neuerdings als „Küchencowboys“durchs kulinarische Paradies reiten.
Mampfen plus Musik – super Kombi. Dachte sich auch die Hertel. Weil die TruckStop-Männer auf ihrem Album beim Song „Jolene“die Rhythmen galoppieren ließen, servierte sie die scharfe Revanche an der Futterstelle. Stefanies Auflage für die Koch-Aktion: kein Fleisch! Also gibt es Chili sin carne à la Schlagerstar.
Die Sängerin ist seit Jahren Vegetarierin. „Ich bin Tierschützerin. Ich habe generell nichts dagegen, dass Menschen Fleisch essen. Aber ich habe ein Problem damit, wie Schlachttiere gehalten werden. Und auch mit der Menge an Fleisch, die in unserer Gesellschaft konsumiert wird. Ich bin keine naive Weltverbesserin, aber ich möchte ein Zeichen setzen. In meinem Umfeld konnte ich einige Menschen zum Nachdenken bringen: Esse ich Fleisch oder nicht? Und wenn ja: Wo kommt es her?“
Hertel, die man eher aus der schunkeligen Gute-Laune-Welt mit Dirndl kennt, sieht in der Massentierverwertung alles andere als eine heile Welt. „Ich kann Fotos davon kaum ertragen. Würden in Deutschland Hunde gequält und in enge Käfige eingepfercht über Hunderte Kilometer in einem Laster zum Schlachthof gefahren werden, der Aufschrei im Land wäre riesig. Genau das passiert mit unseren Nutztieren“, sagt sie.
Klare Kante, deutliche Meinung. Applaus für die Sängerin. Andreas Cisek: „Das sehe ich auch so. Früher galt bei mir das Motto: Fleisch ist mein Gemüse und Salat essen nur Kaninchen. Mit diversen Skandalen hat sich mein Verzehr verändert. Heute kaufe ich bio, genieße bewusster.“Hertel: „Ich will niemanden umerziehen oder den Sonntagsbraten verbieten. Wenn bei einem Gericht drei Krümel Speck verarbeitet sind, sehe ich es für mich auch nicht so eng – ich schiebe den Speck an die Seite und esse den Rest. Wenn jeder seinen Konsum ein bisschen reduziert, ist viel erreicht.“
Dass sie nicht nur verbal ordentlich Wumms hat, bekamen kurz darauf alle am Esstisch zu spüren. Teddy Ibing griff nach der ersten Gabel vom Hertel-Chili fix zum Wasserglas. Andreas Cisek wischte sich ein paar Tränchen aus den Augen, tupfte Schweiß von der Stirn und sagte: „Ooops! Ziemlich scharfes Chili! Ich habe es ja noch nie so ohne Fleisch gekocht. Ist also mein Jungfernessen. Aber mit dieser phänomenalen Würze ist es echt der Knall im All.“