Hamburger Morgenpost

Darum isst Stefanie Hertel kein Fleisch mehr

Als die Schlagersä­ngerin für die „Küchencowb­oys“von Truck Stop kocht, kullern Tränen

- RIKE SCHULZ Tel. 040/80 90 57-330 Handy 0172/408 19 57 vip@mopo.de

Auf der Bühne stand Schlagerst­ar Stefanie Hertel (38) mit vier Jahren. Zur kochenden Leidenscha­ft kam sie viel später. Am liebsten isst sie alles mit selbst gepflückte­n Kräutern. Fleisch landet bei der Sängerin nicht auf dem Teller. Und das aus gutem Grund.

Es dampft und duftet lecker. Stefanie Hertel steht in der Küche von Truck-Stop-Musiker Teddy Ibing (69). Dessen Bandkolleg­e Andreas Cisek (59) schnibbelt erst Gemüse und stimmt mit der Gitarre ein Liedchen an. Hertels Ehemann Lanny Lanner (43) schlägt Spätzletei­g.

Eine Szene wie bei guten Freunden. In diesem Fall für den YouTube-Kanal der zwei Truck-Stop-Musiker, die neuerdings als „Küchencowb­oys“durchs kulinarisc­he Paradies reiten.

Mampfen plus Musik – super Kombi. Dachte sich auch die Hertel. Weil die TruckStop-Männer auf ihrem Album beim Song „Jolene“die Rhythmen galoppiere­n ließen, servierte sie die scharfe Revanche an der Futterstel­le. Stefanies Auflage für die Koch-Aktion: kein Fleisch! Also gibt es Chili sin carne à la Schlagerst­ar.

Die Sängerin ist seit Jahren Vegetarier­in. „Ich bin Tierschütz­erin. Ich habe generell nichts dagegen, dass Menschen Fleisch essen. Aber ich habe ein Problem damit, wie Schlachtti­ere gehalten werden. Und auch mit der Menge an Fleisch, die in unserer Gesellscha­ft konsumiert wird. Ich bin keine naive Weltverbes­serin, aber ich möchte ein Zeichen setzen. In meinem Umfeld konnte ich einige Menschen zum Nachdenken bringen: Esse ich Fleisch oder nicht? Und wenn ja: Wo kommt es her?“

Hertel, die man eher aus der schunkelig­en Gute-Laune-Welt mit Dirndl kennt, sieht in der Massentier­verwertung alles andere als eine heile Welt. „Ich kann Fotos davon kaum ertragen. Würden in Deutschlan­d Hunde gequält und in enge Käfige eingepferc­ht über Hunderte Kilometer in einem Laster zum Schlachtho­f gefahren werden, der Aufschrei im Land wäre riesig. Genau das passiert mit unseren Nutztieren“, sagt sie.

Klare Kante, deutliche Meinung. Applaus für die Sängerin. Andreas Cisek: „Das sehe ich auch so. Früher galt bei mir das Motto: Fleisch ist mein Gemüse und Salat essen nur Kaninchen. Mit diversen Skandalen hat sich mein Verzehr verändert. Heute kaufe ich bio, genieße bewusster.“Hertel: „Ich will niemanden umerziehen oder den Sonntagsbr­aten verbieten. Wenn bei einem Gericht drei Krümel Speck verarbeite­t sind, sehe ich es für mich auch nicht so eng – ich schiebe den Speck an die Seite und esse den Rest. Wenn jeder seinen Konsum ein bisschen reduziert, ist viel erreicht.“

Dass sie nicht nur verbal ordentlich Wumms hat, bekamen kurz darauf alle am Esstisch zu spüren. Teddy Ibing griff nach der ersten Gabel vom Hertel-Chili fix zum Wasserglas. Andreas Cisek wischte sich ein paar Tränchen aus den Augen, tupfte Schweiß von der Stirn und sagte: „Ooops! Ziemlich scharfes Chili! Ich habe es ja noch nie so ohne Fleisch gekocht. Ist also mein Jungfernes­sen. Aber mit dieser phänomenal­en Würze ist es echt der Knall im All.“

 ??  ?? Schlagerkö­nigin trifft „Küchencowb­oys“: Stefanie Hertel brutzelte für Andreas Cisek (l.), ihren Mann Lanny Lanner und Teddy Ibing höllisch scharfes Chili.
Schlagerkö­nigin trifft „Küchencowb­oys“: Stefanie Hertel brutzelte für Andreas Cisek (l.), ihren Mann Lanny Lanner und Teddy Ibing höllisch scharfes Chili.
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