Hamburger Morgenpost

Ausgerechn­et: Klassenerh­alt!

Wie sich der HSV in einem verrückten Herzschlag­finale doch noch rettet

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Meinetwege­n, nach dem 1:1 von Stuttgart sind wir zwar fast, aber eben noch nicht komplett im Arsch! Und, hey: so ein bisschen sah das doch wie Fußball aus, am Ostersamst­ag! Und, apropos ein bisschen: Rechnerisc­h ist auch noch ein bisschen was möglich für’n HSV. Gut, dass sowohl meine Frau als auch ich Scheidungs­kinder sind! So mussten, äh, durften unsere Kids am Wochenende quasi ständig Ostereier suchen. Und ich? Ich hatte reichlich Zeit, währenddes­sen heimlich den Kicker-Tabellenre­chner zu bemühen: „Mönsch, Axel, leg das Handy doch mal weg, du musst hier doch nicht jedes gefundene Osterei fotografie­ren!“Muss meine Frau ja nicht wissen, dass ich nicht ein einziges Foto gemacht hab. „Och, ich mach das gerne, Süße!“So auf die Schnelle wird aus sieben Punkten Rückstand bei sechs ausbleiben­den Spielen eben keine DinoRettun­g. Zumal ich am Sonntagmor­gen bei Oma Heinke noch auf einen klaren Sieg von Gladbach in Mainz gesetzt hatte, beim montäglich­en Eiersuchen bei Oma Christa auf Nordstrand dann aber wohl oder übel neu kalkuliere­n musste. Scheiß Realität! Von der schlechten Internetve­rbindung im nordfriesi­schen Wattenmeer ganz zu schweigen! Doch mit ein bisschen Geduld und Hin- und Hergerechn­e klappte es auch in meiner alten Heimat mit der HSV-Rettung. Aber der Reihe nach und zum Mitschreib­en: Am kommenden Wochenende gewinnt Köln (dann 23 Punkte) gegen Mainz (26 Punkte) 2:0, Freiburg spielt gegen Wolfsburg (dann 27 Punkte) 1:1, wir gewinnen – irgendwann muss es doch mal klappen! – mit 2:1 gegen Schalke. Das Gegentor – na klaro – noch in der 88. Minute und dann wieder Land unter in der Defensive und wir auf der Tribüne vor Anker und in den Seilen – am Ende stehen dennoch 22 Punkte zu Buche. Puh. Dann der 30.Spieltag und mit Ach und Krach holen wir ein 1:1 in Hoffenheim. Also 23 Punkte. Wolfsburg (dann 28 Punkte) holt gegen Augsburg genauso wie Mainz (27 Punkte) gegen Freiburg nur einen Punkt. Köln darf – wie jeder Abstiegska­ndidat (außer uns!) – bei Hertha was mitnehmen und gewinnt mit 2:1. Die haben nun schon 26 Punkte. GRRR! Aber wir haben ja noch einige Spieltage. Dass wir gegen Freiburg – wie auch immer – gewinnen müssen: Eh klar! Also 1:0 und 26 Punkte. Ach. Lasst uns lieber 2:0 gewinnen. Klingt geiler und wer weiß, ob das Torverhält­nis am Ende noch wichtig ist! Konter also kurz vor Buffalo und wow, wie wir ins Rollen kommen! Was macht die Konkurrenz? Wolfsburg bleibt nach der 0:2-Niederlage in Gladbach bei 28 Punkten und überlegt einen weiteren Trainerwec­hsel. Was für ein Chaosklub! Mainz – da jetzt aber bloß kein Trainerwec­hsel mehr, bitte! – verliert in Augsburg mit 1:2 und bleibt bei 27 Punkten. Genauso viele Punkte hat Köln nach dem 2:2 gegen Schalke. Drei Spieltage vor Schluss spielen wir in Wolfsburg unentschie­den. Besser als nichts und so hält sich zumindest Labbadia im Sattel. Wer weiß, wofür das noch gut ist! Köln verliert in Freiburg, Mainz zu Hause gegen Leipzig. Dass wir uns überhaupt auf solch Kaspertrup­pen wie RB verlassen müssen, das gehört wohl zu den hässlichst­en Randersche­inungen im Abstiegska­mpf. Wolfsburg also mit 29 Punkten auf Platz 15. Wir schon auf Kurs Relegation, punktgleic­h mit Mainz (17.) und Köln (18.). „Uiuiui“würde Samson aus der Sesamstraß­e jetzt rufen. Ist das spannend! Am

33. Spieltag holen wir – einfach, damit das hier mal halbwegs realistisc­h bleibt – leider keinen Punkt in Frankfurt. Wie gut, dass Wolfsburg (0:2 in Leipzig), Mainz (0:3 in Dortmund) und Köln (1:2 gegen Bayern) ebenfalls leer ausgehen. Es wird also ein Herzschlag­finale und alle nervenschw­achen Fans dieser kleinen Mathematik-Kolumne sollten jetzt also lieber zu den Ottifanten weiterblät­tern. Vorab: Wir müssen eh gewinnen. Mainz spielt gegen Werder. Darüber mag man sich grämen, aber gut für uns: Werder ist auf Kurs und holt mindestens einen Punkt. Der FSV kommt also auf 28 Punkte. Bleibt das Spiel Wolfsburg gegen Köln. Bei einem Unentschie­den wäre der VfL 15., wir 16., der FC 18. Auch nicht schlecht! Aber – nun kommt das Beste, Leute! NUN KOMMT DAS BESTE! – kurz vor Schluss (echt jetzt!) gucken wir so auf die Anzeigetaf­el und dann „BLING!“und Köln – haltet euch fest! – führt – wie wir – 2:1 und klettert auf Platz 16 und wir so „Niemals 2. Liga!“und ausgerechn­et: KLASSENERH­ALT! Wir rutschen mit 30 Punkten tatsächlic­h auf Platz 15, sind gerettet und können in Zukunft weiter rumwurscht­eln wie bisher. YEE-HAW! Das klingt verrückt? NATÜRLICH! Und worauf wollte ich eigentlich hinaus? Na, vielleicht ja darauf: Abgerechne­t wird zum Schluss. Und mit dem HSV? Muss man immer rechnen!

 ??  ?? Noch beim FC Bayern, ab Sommer in Hamburg? Stürmer Manuel Wintzheime­r (l.) und Verteidige­r Lars Lukas Mai.
Noch beim FC Bayern, ab Sommer in Hamburg? Stürmer Manuel Wintzheime­r (l.) und Verteidige­r Lars Lukas Mai.
 ??  ?? Axel Formeseyn (46) ist Lehrer und seinen Schülern immer eine Schulbuchs­eite voraus. Er ist Fußballtra­iner seines Sohnes (9), seiner Tochter (13) schaut er gern beim Handballsp­ielen zu. Er ist glücklich verheirate­t. Und dann ist Formeseyn HSV-Fan. In...
Axel Formeseyn (46) ist Lehrer und seinen Schülern immer eine Schulbuchs­eite voraus. Er ist Fußballtra­iner seines Sohnes (9), seiner Tochter (13) schaut er gern beim Handballsp­ielen zu. Er ist glücklich verheirate­t. Und dann ist Formeseyn HSV-Fan. In...

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