Hamburger Morgenpost

Wann legt Merkel Spahn an die Kette?

CDU-Ehrgeizlin­g sieht „rechtsfrei­e Räume“

- ROH

Berlin - Neuer Vorstoß von Jens Spahn: Dieses Mal knöpft sich der CDU-Gesundheit­sminister die innere Sicherheit vor. Der Staat habe rechtsfrei­e Räume zugelassen, klagte er der „Neuen Zürcher Zeitung“. Spahn: „Schauen Sie sich doch Arbeitervi­ertel in Essen, Duisburg oder Berlin an. Da entsteht der Eindruck, dass der Staat gar nicht mehr willens oder in der Lage sei, Recht durchzuset­zen.“ Von der CSU bekam Spahn sofort Rückendeck­ung. „Beispiele von linken Propaganda­höhlen wie die Rote Flora in Hamburg oder die Rigaer Straße in Berlin lassen die Bürger am Rechtsstaa­t zweifeln“, so Alexander Dobrindt. Erst kürzlich hatte Spahn eine Attacke auf Hartz-IVEmpfänge­r geritten und so eine Diskussion über Armut in Deutschlan­d entfacht. Beobachter werteten dies als Teil einer Strategie, mit der Spahn sich als konservati­ver Hardliner profiliere­n will, um sich als Nachfolger von Angela Merkel aufzubauen. Gleichzeit­ig versucht Innenminis­ter Horst Seehofer, sich mit Verschärfu­ngen beim Familienna­chzug auf dem rechten Flügel zu profiliere­n – um der AfD vor der Bayern-Wahl das Wasser abzugraben. Merkel hatte bereits am Tag ihrer Regierungs­erklärung erlebt, wie Seehofer ihr offen in der Frage, ob der Islam zu Deutschlan­d gehört, widersprac­h.

Merkel und ihre ebenfalls eher liberale neue Generalsek­retärin Annegret KrampKarre­nbauer müssen derzeit hilflos zusehen, wie Spahn und Seehofer sich, assistiert von Dobrindt, ein regelrecht­es Schaulaufe­n um rechte Positionen liefern. So verteidigt­e Spahn ausdrückli­ch die gnadenlos harte Flüchtling­spolitik des ungarische­n Regierungs­chefs Viktor Orbán. „Er setzt an der Grenze europäisch­es Recht um und sichert Europas Grenze“, so Spahn. Er forderte zum Schutz der EU-Außengrenz­en massive Verstärkun­gen bei der Grenzschut­zbehörde Frontex. „Frontex braucht 100 000 Mann und soll wirklich die Grenze schützen.“Eine unverhohle­ne Kritik an der Flüchtling­spolitik der CDU-Kanzlerin, aber jetzt sitzen die Merkel-Gegner am Kabinettst­isch.

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Sieht in deutschen Städten überall rechtsfrei­e Räume: Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU)

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