Die Hafen-Schlacht: Was geschah wirklich?
Innensenator erklärt schwere Demo-Ausschreitungen
Die heiße Phase der G20Aufarbeitung hat begonnen. Der Sonderausschuss hat sich gestern mit der „Welcome to hell“-Demo am 6. Juli befasst. Der Aufzug am Fischmarkt gilt als Knackpunkt für weitere Gipfel-Ausschreitungen – weil er selbst in einer Hafenschlacht endete.
Die Bilder sind noch immer präsent: Rund 12000 Demonstranten hatten sich am Fischmarkt versammelt, wollten in Richtung Schanze ziehen. Die Polizei war mit Hundertschaften und Wasserwerfern vor Ort, immerhin hatten die Anmelder den „größten schwarzen Block aller Zeiten“angekündigt – mit 8000 Teilnehmern. „Die Gewaltbereitschaft war groß, wir rechneten mit einer Machtdemonstration, allerdings erst vor der Davidwache“, so ein Polizei-Vertreter. Am Ende gab’s die Machtdemonstration mit rund 1500 Schwarzgewandeten schon am Hafen.
Christiane Schneider (Linke) suchte im Ausschuss zwar noch die Schuld bei der Polizei, sagte, diese habe mit dem Anmelder der Demo „nicht im Mindestmaß“kooperiert. Innensenator Andy Grote (SPD) wies das jedoch zurück. Die Polizei habe demnach alles dafür getan, „versammlungsfreundlich“zu sein. Es habe Gespräche im Vorfeld und auch vor Ort mit Flora-Sprecher Andreas Blechschmidt und FloraAnwalt Andreas Beuth – den Anmeldern – gegeben. „Das sind keine einfachen Ansprechpartner, aber das Verfahren mit ihnen ist erprobt“, so Grote mit dem Hinweis, dass Demos vor G20 meist ruhig verliefen.
Noch bevor sich die Demo in Bewegung setzte, bildeten sich vorn zwei Schwarze Blöcke mit vermummten Protestlern. Die Polizei blockierte den Aufzug, verlangte ein Ende der Vermummung – vergebens.
Nur der vordere Teil habe auf Blechschmidt und Beuth gehört. „Auf den hinteren Schwarzen Block hatten die Versammlungsleiter offensichtlich keinen Einfluss“, so Grote. Die Polizei versuchte schließlich, beide Blöcke voneinander zu trennen, dann wurde sie, so ein Vertreter, attackiert – vor allem vor der Flutschutzmauer. Von gewaltbereiten Demonstranten in bunter Alltagskleidung.
Die Lage eskalierte. Die Polizei kesselte die Schwarzen Blöcke ein. Es folgten tumultartige Szenen. Menschen versuchten – laut Schneider in Panik –, die Mauer zu erklimmen. „Das waren flüchtende Straftäter. Keine panische Masse wie bei der Loveparade in Duisburg“, entgegnete ein Polizei-Vertreter. Bis tief in die Nacht gab es Auseinandersetzungen, 714 Straftaten werden der Demo aktuell zugeordnet, gegen 48 Tatverdächtige wird ermittelt.