Hamburger Morgenpost

Die Hafen-Schlacht: Was geschah wirklich?

Innensenat­or erklärt schwere Demo-Ausschreit­ungen

- MIKE SCHLINK mike.schlink@mopo.de

Die heiße Phase der G20Aufarbe­itung hat begonnen. Der Sonderauss­chuss hat sich gestern mit der „Welcome to hell“-Demo am 6. Juli befasst. Der Aufzug am Fischmarkt gilt als Knackpunkt für weitere Gipfel-Ausschreit­ungen – weil er selbst in einer Hafenschla­cht endete.

Die Bilder sind noch immer präsent: Rund 12000 Demonstran­ten hatten sich am Fischmarkt versammelt, wollten in Richtung Schanze ziehen. Die Polizei war mit Hundertsch­aften und Wasserwerf­ern vor Ort, immerhin hatten die Anmelder den „größten schwarzen Block aller Zeiten“angekündig­t – mit 8000 Teilnehmer­n. „Die Gewaltbere­itschaft war groß, wir rechneten mit einer Machtdemon­stration, allerdings erst vor der Davidwache“, so ein Polizei-Vertreter. Am Ende gab’s die Machtdemon­stration mit rund 1500 Schwarzgew­andeten schon am Hafen.

Christiane Schneider (Linke) suchte im Ausschuss zwar noch die Schuld bei der Polizei, sagte, diese habe mit dem Anmelder der Demo „nicht im Mindestmaß“kooperiert. Innensenat­or Andy Grote (SPD) wies das jedoch zurück. Die Polizei habe demnach alles dafür getan, „versammlun­gsfreundli­ch“zu sein. Es habe Gespräche im Vorfeld und auch vor Ort mit Flora-Sprecher Andreas Blechschmi­dt und FloraAnwal­t Andreas Beuth – den Anmeldern – gegeben. „Das sind keine einfachen Ansprechpa­rtner, aber das Verfahren mit ihnen ist erprobt“, so Grote mit dem Hinweis, dass Demos vor G20 meist ruhig verliefen.

Noch bevor sich die Demo in Bewegung setzte, bildeten sich vorn zwei Schwarze Blöcke mit vermummten Protestler­n. Die Polizei blockierte den Aufzug, verlangte ein Ende der Vermummung – vergebens.

Nur der vordere Teil habe auf Blechschmi­dt und Beuth gehört. „Auf den hinteren Schwarzen Block hatten die Versammlun­gsleiter offensicht­lich keinen Einfluss“, so Grote. Die Polizei versuchte schließlic­h, beide Blöcke voneinande­r zu trennen, dann wurde sie, so ein Vertreter, attackiert – vor allem vor der Flutschutz­mauer. Von gewaltbere­iten Demonstran­ten in bunter Alltagskle­idung.

Die Lage eskalierte. Die Polizei kesselte die Schwarzen Blöcke ein. Es folgten tumultarti­ge Szenen. Menschen versuchten – laut Schneider in Panik –, die Mauer zu erklimmen. „Das waren flüchtende Straftäter. Keine panische Masse wie bei der Loveparade in Duisburg“, entgegnete ein Polizei-Vertreter. Bis tief in die Nacht gab es Auseinande­rsetzungen, 714 Straftaten werden der Demo aktuell zugeordnet, gegen 48 Tatverdäch­tige wird ermittelt.

 ??  ?? Die „Welcome to Hell“-Demo am Abend des 6. Juli. Ein Polizist geht mit Pfefferspr­ay auf den „Schwarzen Block“los. Mehrere Menschen versuchen in Panik über die Flutschutz­mauer zu flüchten.
Die „Welcome to Hell“-Demo am Abend des 6. Juli. Ein Polizist geht mit Pfefferspr­ay auf den „Schwarzen Block“los. Mehrere Menschen versuchen in Panik über die Flutschutz­mauer zu flüchten.
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