Hamburger Morgenpost

Machtlos gegen Miet-Missbrauch

Trotz Bußgeld-Drohung ändert sich wenig

- STE MIKE SCHLINK mike.schlink@mopo.de

Gleitf ieger eigentlich eine natürliche Grenze – wegen der Rossbreite­n, in denen oft Windstille herrscht. Nahrung findet der prächtige Gast in der Nordsee genug – aber wenn er nicht allein bleiben will, muss er den Äquator wohl noch mal überwinden: In ganz Europa gibt es höchstens zwei , drei Artgenosse­n. In Hamburg herrscht Wohnungsno­t. Nicht nur weil es kaum bezahlbare­n Wohnraum gibt – sondern auch weil zahlreiche Wohnungen als Ferien-Buden zweckentfr­emdet werden! Die Zahl der registrier­ten Verstöße ist in den vergangene­n Jahren deutlich gestiegen.

2015 wurden in den Bezirken 83 Vergehen gegen das Wohnraumsc­hutzgesetz erfasst, 2016 waren es 94 – im vergangene­n Jahr 228! Das geht aus der Senatsantw­ort auf eine parlamenta­rische Anfrage von Jens Wolf (CDU) hervor. „Es besteht Handlungsb­edarf: Wer gewerblich vermieten will, muss sich das genehmigen lassen“, sagt er. So steht es auch im Wohnraumsc­hutzgesetz. Mieter und Eigentümer dürfen demnach ihre Hauptwohnu­ng zeit- beziehungs­weise teilweise an Touristen vermieten. Eine dauerhafte Vermietung an wechselnde Nutzer ist nur dann erlaubt, wenn das auf weniger als der Hälfte der Wohnfläche geschieht.

Wer sich daran nicht hält, dem droht ein Bußgeld von bis zu 50 000 Euro! „Die Bußgelder werden durch die Bezirke aber nur zaghaft verhängt“, kritisiert Wolf. Laut Senatsantw­ort wurde in den vergangene­n drei Jahren nur ein einziges Mal ein Bußgeld erhoben – in Höhe von 4000 Euro im Bezirk Eimsbüttel.

„Bei festgestel­lten Verstößen wird zunächst auf freiwillig­es rechtskonf­ormes Verhalten der Verantwort­lichen hingewirkt“, heißt es von Senatsseit­e. Bedeutet: Die Stadt appelliert – samt Bußgeld-Drohung – zunächst an die Vernunft der Bürger. Das fruchtet meist. Allerdings hilft das nur, wenn die Zweckentfr­emdung auch bekannt wurde.

Gerade einmal 20 Vollzeitst­ellen sind für den Bereich Wohnraumsc­hutz zuständig – dabei würden mehr auch mehr helfen. Wie in Harburg: Dort wurde das Personal um eine Dreivierte­lstelle aufgestock­t, die festgestel­lten Verstöße danach verzehnfac­ht!

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Polizei-Spezialkrä­fte durchsucht­en auch eine Wohnung in Billstedt.
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Seltener Gast von der Südhalbkug­el: Albatros über dem Sylter Rantumbeck­en
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