Tiertrainerin erklärt Hunde-Attacke
Mutter und Sohn überfordert, Kampfhund im Stahlkäfig. „Kein Wunder, dass Chico durchdrehte.“
HANNOVER - Der Tod von zwei Menschen in Hannover, die vermutlich von einem Kampfhund getötet wurden, gibt weiter Rätsel auf. Die Polizei ermittelt, eine Obduktion der Leichen wurde angeordnet. Der Hund, ein StaffordshireTerrier-Mischling, wird vermutlich eingeschläfert. Doch es bleiben Fragen.
Warum die Obduktion?
Es soll geklärt werden, ob es tatsächlich der Hund war, der Lezime K. (52), eine im Rollstuhl sitzende Frau, und ihren kleinwüchsigen Sohn (27) getötet hat. Ein Ergebnis soll aber erst heute vorliegen. Warum hielten sich die Opfer so einen gefährlichen Hund?
Chico, so sein Name, soll als Welpe in das Haus gekommen sein. Also als kleiner süßer Hund. Doch Mutter und Sohn hatten wohl unterschätzt, wie schnell aus dem „Hündchen“ein Kampfhund werden kann.
War Chico auffällig?
Nachbarn schildern, dass der Hund häufig gebellt hat und sie ihn als aggressiv empfanden. Ernsthafte Vorfälle habe es wohl nicht gegeben.
Warum kam es dann zur Tragödie?
„Das macht ein Hund nicht von heute auf morgen“, sagt Hundetrainerin Patricia Both von der Hundeschule Martin.Rütter-Dogs in Kassel. Sie vermutet, dass das Tier entweder krank oder schon vorher auffällig war. „Mir ist kein Fall bekannt, wo der Hund gestern freundlich war und heute Menschen totbeißt. Das hat eine Vorgeschichte.“
Was könnte den Hund so aggressiv gemacht haben? Tiertrainerin Both zur MOPO: „Wenn man einen Hund – wie in diesem Fall – in einem Stahlzwinger in einem Zimmer hält, muss man sich nicht wundern, wenn das Tier durchdreht. Das ist alles andere als artgerecht.“
Hätte die Tragödie verhindert werden können?
Vermutlich waren Mutter und Sohn mit Chicos Erziehung völlig überfordert. „Ich frage mich, warum sich die Leute keine Hilfe gesucht haben“, sagt Both.
Es ist ja nicht der erste Vorfall. Wie reagiert die Politik?
Seit Juni 2000, als in Hamburg zwei Kampfhunde den sechsjährigen Volkan zu Tode bissen, haben die Innenminister der Länder mit schärferen Gesetzen reagiert. Aber nicht einheitlich.