Amokfahrer (48) rast in Straßenlokal
Mehr als 20 Verletzte – Täter Jens R. (48) erschießt sich.
Münster im Herzen Westfalens, Stadt des Westf lischen Friedens – gestern wurde der mittelalterliche Stadtkern zu einem Ort des Schreckens. Bei sommerlichen 24 Grad f anierten viele Münsteraner auf dem Platz am Kiepenkerl oder saßen in einem der Cafés, als gegen 16 Uhr ein VW-Bus in eine Menschengruppe raste. Dabei kamen mindestens zwei Menschen ums Leben, mehr als 20 wurden verletzt, sechs von ihnen schwer. Der Amokfahrer erschoss sich im Fahrzeug. Es soll sich um den Deutschen Jens R. (48) aus Münster handeln.
Das Datum des Anschlags weckt böse Erinnerungen an islamistischen Terror: Genau vor einem Jahr war ein Attentäter mit einem gestohlenen Lkw in der Stockholmer Innenstadt in eine Fußgängerzone gefahren – hatte fünf Menschen getötet. Deswegen schlossen die Behörden auch in Münster einen Terror-Anschlag zunächst nicht aus – Spezial- und AntiTerror-Einheiten der Polizei waren im Einsatz. Doch die Ermittlungen ergaben: Der Täter ist Deutscher. Er soll laut „Süddeutscher Zeitung“psychisch labil gewesen und zuvor schon mehrfach auffällig geworden sein. Laut ZDF soll er vor Kurzem einen Selbstmordversuch unternommen haben. Ein Spezialkommando der Polizei umstellte sein Haus und durchsuchte es auf Sprengstoff.
Den ganzen Nachmittag kreisten Hubschrauber über der Altstadt von Münster. Die Beamten riefen die Bevölkerung zu besonnenem Handeln auf. Es gebe einen Großeinsatz an dem Lokal „Kiepenkerl“. „Bitte den Bereich um den Kiepenkerl meiden. Wir sind vor Ort.“Wenig später ergänzten sie: „Bitte auch den weiträumigen Innenstadtbereich verlassen, damit die Rettungskräfte in Ruhe arbeiten können.“
„Ich habe einen lauten dumpfen Schlag gehört und mit einem Mal schrien die Leute auf: ,Oh mein Gott!‘ Alle liefen nach vorne. Eine Minute später waren schon Streifenwagen da“, so ein Augenzeuge im MDR.
Studentin Lena (21), eine andere Augenzeugin, sagte zu „Bild“: „Ich war mit Freunden mit dem Fahrrad unterwegs, wir wollten eigentlich zum Aasee, auf einmal kamen schreiende Menschen angerannt, sie schrien: ,Weg, weg, da ist einer in Menschen gerast, das ist Terror.‘“
Jens R. war mit seinem Camping-Bus in die voll besetzte Außengastronomie des Traditionslokals „Großer Kiepenkerl“gerast, blieb erst kurz vor dem Eingang des Gasthauses stehen.
Der Kiepenkerl ist ein Standbild eines reisenden Händlers aus dem Münsterland im Herzen der historischen Innenstadt von Münster. Er ist ein Wahrzeichen der gut 300000 Einwohner zählenden Stadt. Die beiden umliegenden bei Einheimischen und Touristen beliebten Traditionslokale heißen „Großer Kiepenkerl“und der „Kleiner Kiepenkerl“.
Das Gerücht machte die Runde, es habe mehrere Täter gegeben, die Polizei ging ihm nach. Im Einsatz waren Spezialeinheiten der Bundespolizei, darunter auch die Anti-TerrorEinheit „BFE+“. Zudem hieß es, dass in dem Camping-Bus ein verdächtiger Gegenstand gefunden worden sei. Deshalb sei der Tatort weiträumig abgesperrt worden, so ein Polizeisprecher. Um was für einen Gegenstand es sich handele und ob davon eine Gefahr ausgehe, müsse nun geklärt werden.
„Unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen.“Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) dankte auf Twitter den Rettungskräften vor Ort.