Hamburger Morgenpost

Ahoi, Frau Kapitän!

Nicole Langosch (34) ist die erste Deutsche, die ein Kreuzfahrt­schiff führt. Gestern legte sie in Hamburg an

- STEPHANIE LAMPRECHT s.lamprecht@mopo.de

„Allmählich wird mir bewusst, dass wir hier richtig Geschichte schreiben“, sagt Nicole Langosch (34) und lacht. Die zierliche Frau in der weißen Uniform ist die erste deutsche Kapitänin auf einem Kreuzfahrt­schiff. Gestern hat sie mit der „Aida Sol“in ihrem „Heimathafe­n“Hamburg angelegt und plauderte auf der Brücke über Männerdomä­nen, Führungsst­il und die gelegentli­che Sehnsucht nach den Bergen.

„Frau Kapitän“? Oder „Kapitänin“? Wie nennt man denn die erste Frau, die einen Ozeanriese­n dirigiert? Nicole Langosch zeigt auf ihr Namensschi­ld „Kapitän“steht da. „Ich bin Frau Kapitän“, sagt sie, fügt aber mit einem Lächeln hinzu, dass viele Passagiere lieber „Kapitänin“sagen. Für die Crew heißt der Chef an Bord eh „Captain“, egal, ob Mann oder Frau. Blöde Sprüche, darauf legt Nicole Langosch Wert, gab’s von keinem Kollegen. Und wie reagieren die Passagiere? „Bisher waren alle begeistert, dass das Schiff von einer Frau gefahren wird, die meisten sagen: ,Endlich!‘“

Am 4. März hat sie im Hafen von Gran Canaria das Kommando über die „Aida Sol“übernommen, ist für rund 2200 Passagiere und 620 Angestellt­e verantwort­lich. Ihre „Dienstwohn­ung“liegt direkt neben der Brücke, ihr Zuhause an Land ist seit einigen Jahren Hamburg.

Die Liebe zum Wasser hat die junge Frau Kapitän früh entdeckt. Geboren in Osterode im Harz und in Hessen aufgewachs­en, verbrachte Nicole die Ferien von Kindheit an mit den Eltern beim Segeln im Mittelmeer. „Nach dem Abi habe ich dann das Schiffspra­ktikum fürs Nautikstud­ium gemacht, ein halbes Jahr lang mit einem Containers­chiff um die Welt, die hochmodern­e Technik, das fand ich spannend.“ Das Nautik-Studium absolviert­e sie in Leer, hängte ein Logistikst­udium dran, arbeitete für eine Container-Reederei in Neuseeland und für die EUKommissi­on in Brüssel. „Ein internatio­nales Arbeitsumf­eld, das liegt mir.“Vor zehn Jahren kam sie zu Aida, wurde vor fünf Jahren Vize-Kapitänin. Die große Crew auf einem Kreuzfahrt­schiff, darunter viele Frauen, das war dann doch angenehmer, als als einzige Frau mit 20 Männern auf einem Containers­chiff zu fahren.

Dass sie die erste ihrer Art ist, macht sie stolz, sagt Nicole Langosch, um im gleichen Atemzug zu betonen: „Ich fahre das Schiff aber nicht anders als meine männlichen Kollegen.“Wenn sie etwas speziell Weibliches nennen soll, dann vielleicht ihren Führungsst­il: „Kollegial, ansprechba­r, ich glaube, ich bin schon nett.“

Warum das Führen von Kreuzfahrt­schiffen in Deutschlan­d bisher eine Männerdomä­ne war? Da muss Nicole Langosch nicht lange überlegen: „Drei Monate an Bord, drei Monate an Land, immer im Wechsel, das ist nicht sehr familienfr­eundlich.“

Wo macht jemand Urlaub, der beruflich ständig auf Kreuzfahrt ist? „In den Bergen“, kommt es prompt. Manchmal geht Frau Kapitän auch segeln. Regatta. Die Liebe zum Meer hört ja nicht nach Dienstschl­uss auf.

Bisher waren alle Passagiere begeistert, dass das Schiff von einer Frau gefahren wird. „Endlich!“, sagen die meisten. Kapitänin Nicole Langosch

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