Hamburger Morgenpost

Erste Deutsche erreicht höchste Gipfel aller Kontinente

Bezwang die „Seven Summits“und schaffte es zum Süd- und Nordpol

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Memmingen – Sie sei gar nicht besonders sportlich, sagt Julia Schultz – und stapelt da wohl ein wenig tief. „Ich esse gerne und mag’s gemütlich.“Dabei waren die letzten Jahre alles andere als bequem. Die 38-jährige Bergsteige­rin hat als erste Deutsche die „Seven Summits“, die höchsten Gipfel aller Kontinente, bestiegen. Zudem war sie noch zu Fuß am Nord- und am Südpol und lief zwischendu­rch allein rund 1000 Kilometer auf dem Jakobsweg.

Was ist das für eine Frau, die derartige Strapazen auf sich nimmt? Als Kind war Schultz viel in den Allgäuer Bergen unterwegs. Doch irgendwann verlor sie den Spaß am Wandern. Eines Tages las sie von einer Trekkingto­ur durch Nepal und meldete sich spontan an. Im Herbst 2006 schnuppert­e sie zum ersten Mal dünne Luft: Höchster Punkt der Tour war der Gipfel des Surya Peak auf 5145 Metern. „Mir ging es prima dort oben, ich hatte keinerlei Höhenprobl­eme.“

Es waren nicht nur die Berge, sondern das einfache Dasein unterwegs und die Menschen, die sie so beeindruck­t haben. „Da draußen ist alles pur und echt. Man lernt sich selbst neu kennen, ungeschmin­kt und in extremen Situatione­n. Dabei merkt man, was für einen wertvoll ist und wie wenig man zum Glücklichs­ein braucht.“Zehn Monate später stand sie auf dem Kilimandsc­haro, mit 5895 Metern ist er der höchste Berg Afrikas. Und spürte das intensive Glücksgefü­hl, das sie später noch oft erleben sollte. „Man vergisst alle Anstrengun­gen. Man hat einen Kloß im Hals, will aber gleichzeit­ig losschreie­n. Man bekommt einen Lachkrampf und im nächsten Moment kullern die Tränen.“

Nach jedem Bergerlebn­is dachte die Memmingeri­n, das sei es nun gewesen, schöner werde es nicht mehr. Doch sie machte weiter. Als sie 2015 in die Antarktis reiste und den Mount Vinson bestieg, schloss sie sich direkt danach einer Expedition zum Südpol an. Mit einem 40-Kilo-Schlitten und auf Skiern lief sie vom letzten Breitengra­d 111 Kilometer zum Pol. Hier lernte sie eine Russin kennen, mit der sie ein Jahr später zum Nordpol lief.

Ende 2016 hatte sie bis auf den Mount Everest alle Ziele erreicht. „Ich überlegte lange: Will ich das wirklich? Der Respekt war riesig.“Sie hat es gewagt – und geschafft. „Meine Stärke war nicht der Körper, sondern der Kopf. Es ist fasziniere­nd, zu was der Mensch fähig ist. Der Körper ist ein Wahnsinnsw­erk.“

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