Hamburger Morgenpost

Ist der Krieg noch zu stoppen?

Alle Seiten bereiten sich auf den Ernstfall vor. Streit im Weißen Haus

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WASHINGTON/MOSKAU - Nervenkrie­g um Syrien! Schlägt der US-Präsident bald zu oder lässt sich ein Konflikt der Großmächte doch noch verhindern? Immerhin scheint zunächst noch einmal die Diplomatie am Zuge.

➤ Wie wahrschein­lich ist ein Militärsch­lag? Für den ehemaligen US-Botschafte­r in Deutschlan­d, John Kornblum, ist klar, dass es zu einem Militärsch­lag kommen wird. „Nach der massiven Drohung wird Trump nicht mehr davon zurück können. Jetzt nichts zu machen, käme einem Gesichtsve­rlust gleich“, sagte er den Funke-Zeitungen.

➤ Was geht in Washington vor sich? Auch gestern gab es noch keine Entscheidu­ng. Grund dafür ist offenbar ein Streit in der Regierung. Während Trump und sein Sicherheit­sberater John Bolton losschlage­n wollen, sehen das Verteidigu­ngsministe­r James Mattis und die Militärs skeptisch. Die Hauptbefür­chtung der Militärs: Sollten bei massiven Luftschläg­en gegen Assad versehentl­ich auch russische Streitkräf­te getroffen werden, könnte die Lage endgültig eskalieren.

➤ Was passiert in Moskau? Aus dem Kreml kommen unterschie­dliche Signale. Außenminis­ter Sergej Lawrow zeigte sich dialogbere­it. „Die Militärs sind über die verbleiben­den Kanäle, die noch nicht eingefrore­n sind, in Verbindung“, erklärte er. Derartige Kontakte seien gut. Sie sorgten dafür, dass man sich gegenseiti­g besser versteht. Vizeaußenm­inister Sergej Rjabkow warnte die USA hingegen vor „unüberlegt­en Schritten“. Lawrow bezeichnet­e den mutmaßlich­en Giftgasang­riff als „Inszenieru­ng“eines ausländisc­hen Geheimdien­stes.

➤ Was geschieht in Syrien? Im ganzen Land hat sich Assads Militär aus Stützpunkt­en zurückgezo­gen. Viele Einrichtun­gen sind geschlosse­n. Heute sollen Ermittler der Organisati­on für ein Verbot der Chemiewaff­en (OPCW) mit ihren Untersuchu­ngen in Duma, dem Ort des mutmaßlich­en Gasangriff­s, beginnen. Das Gebiet wird seit Donnerstag von russischen Truppen kontrollie­rt.

➤ Welche diplomatis­chen Bemühungen gibt es? Der UN-Sicherheit­srat ist zu einer Dringlichk­eitssitzun­g zusammenge­kommen. Einberufen hatte sie Moskau. Ziel sei es, einen größeren Krieg zu vermeiden, so Russlands UN-Botschafte­r Nebensja. ➤ Wie verhält sich die Bundesregi­erung? Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte erklärt, Deutschlan­d werde sich nicht an einer Militärakt­ion beteiligen. Kritik gab es dafür jetzt von FDP-Außenpolit­iker Alexander Graf Lambsdorff. „Sollten unsere Partner Unterstütz­ung brauchen und eventuell anfordern, dann sollte das zumindest nicht von vorneherei­n ausgeschlo­ssen sein“, sagte er. Bundesauße­nminister Heiko Maas (SPD) will den Kurs gegenüber dem Kreml verschärfe­n. „Russland verhält sich leider zunehmend als feindliche Macht.“

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Kurs auf Nahost: der amerikanis­che Flugzeugtr­äger „Harry S. Truman“

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