Die Plastik-Pest im Bio-Müll
Stadtreinigung kämpft mit Papiertüten gegen Kunststoffpartikel im Kompost
Weicher, schwarzer Humus – nichts anderes soll in einem Sack Blumenerde sein. Eigentlich. Inzwischen befinden sich aber auch immer mehr Plastikteilchen in dem sogenannten Qualitätskompost. Weil das Gift für unsere Böden ist, ruft ganz Norddeutschland jetzt zum AntiKunststoff-Kampf auf !
Die Stadtreinigung Hamburg (SRH) und 22 weitere Entsorgungsunternehmen im Norden haben gestern gemeinsam eine große Aufklärungskampagne gestartet – damit in den Biotonnen künftig auch wirklich nur Biomüll landet. Denn daraus soll später mal Blumenerde und Biogas werden. Das geht aber nicht, wenn der Bioabfall mit Plastik verunreinigt ist. „Wir wollen dafür sorgen, dass die konventionellen, angeblich kompostierbaren Plastiktüten aus dem Biomüll verschwinden“, so SRH-Abteilungsleiterin Anke Boisch.
Denn auch Tüten aus dem sogenannten Bio-Plastik verunreinigen den Kompost. Der Grund: Diese Tüten dürfen einen aus Erdöl erzeugten Anteil an Plastik enthalten. Der zersetzt sich zwar langsam, wird aber nicht vollständig biologisch abgebaut. Selbst im modernen Biogas- und Kompostwerk Bützberg (Tangstedt, Kreis Stormarn) können die Tüten nicht ganz aus dem Bio-Kompost getrennt werden und landen auf den Äckern. „Damit ist der Absatz des Qualitätskompostes als natürlicher und umweltfreundlicher Dünger gefährdet“, sagt Anke Boisch. Landwirte und Baumärkte würden den mit Plastik verunreinigten Kompost nicht abnehmen. „Dadurch ist die getrennte Sammlung von Bioabfall in den grünen Tonnen bedroht“, sagt Boisch.
Etwa 135 000 grüne Tonnen gibt es in Hamburg, rund 65 000 Tonnen Bioabfall werden jährlich gesammelt – und etwa zwei Prozent davon sind so stark mit Plastik, aber auch Metall und Glas verunreinigt, dass der Bioabfall nur noch in der Müllverbrennungsanlage entsorgt werden kann.
Die Stadtreinigung appelliert jetzt an die Hamburger, auf ihr Entsorgungsverhalten zu achten – und beim Biomüll künftig die neu entwickelten Papiertüten der Stadtreinigung zu nutzen. Die sind mit Wachs beschichtet und weichen deswegen nicht durch. Dennoch sind sie biologisch abbaubar.
„Für jeden Haushalt gibt’s 30 Stück pro Jahr kostenlos“, sagt Boisch. Bestellen kann man die auf der Internetseite www.stadtreinigung.hamburg/biotuete. Reicht der Vorrat nicht aus, gibt’s für 4,50 Euro weitere 30 „Biotüten“auf Recyclinghöfen und in allen Budni-Filialen zu kaufen.