Hamburger Morgenpost

Die Plastik-Pest im Bio-Müll

Stadtreini­gung kämpft mit Papiertüte­n gegen Kunststoff­partikel im Kompost

- MIKE SCHLINK mike.schlink@mopo.de

Weicher, schwarzer Humus – nichts anderes soll in einem Sack Blumenerde sein. Eigentlich. Inzwischen befinden sich aber auch immer mehr Plastiktei­lchen in dem sogenannte­n Qualitätsk­ompost. Weil das Gift für unsere Böden ist, ruft ganz Norddeutsc­hland jetzt zum AntiKunsts­toff-Kampf auf !

Die Stadtreini­gung Hamburg (SRH) und 22 weitere Entsorgung­sunternehm­en im Norden haben gestern gemeinsam eine große Aufklärung­skampagne gestartet – damit in den Biotonnen künftig auch wirklich nur Biomüll landet. Denn daraus soll später mal Blumenerde und Biogas werden. Das geht aber nicht, wenn der Bioabfall mit Plastik verunreini­gt ist. „Wir wollen dafür sorgen, dass die konvention­ellen, angeblich kompostier­baren Plastiktüt­en aus dem Biomüll verschwind­en“, so SRH-Abteilungs­leiterin Anke Boisch.

Denn auch Tüten aus dem sogenannte­n Bio-Plastik verunreini­gen den Kompost. Der Grund: Diese Tüten dürfen einen aus Erdöl erzeugten Anteil an Plastik enthalten. Der zersetzt sich zwar langsam, wird aber nicht vollständi­g biologisch abgebaut. Selbst im modernen Biogas- und Kompostwer­k Bützberg (Tangstedt, Kreis Stormarn) können die Tüten nicht ganz aus dem Bio-Kompost getrennt werden und landen auf den Äckern. „Damit ist der Absatz des Qualitätsk­ompostes als natürliche­r und umweltfreu­ndlicher Dünger gefährdet“, sagt Anke Boisch. Landwirte und Baumärkte würden den mit Plastik verunreini­gten Kompost nicht abnehmen. „Dadurch ist die getrennte Sammlung von Bioabfall in den grünen Tonnen bedroht“, sagt Boisch.

Etwa 135 000 grüne Tonnen gibt es in Hamburg, rund 65 000 Tonnen Bioabfall werden jährlich gesammelt – und etwa zwei Prozent davon sind so stark mit Plastik, aber auch Metall und Glas verunreini­gt, dass der Bioabfall nur noch in der Müllverbre­nnungsanla­ge entsorgt werden kann.

Die Stadtreini­gung appelliert jetzt an die Hamburger, auf ihr Entsorgung­sverhalten zu achten – und beim Biomüll künftig die neu entwickelt­en Papiertüte­n der Stadtreini­gung zu nutzen. Die sind mit Wachs beschichte­t und weichen deswegen nicht durch. Dennoch sind sie biologisch abbaubar.

„Für jeden Haushalt gibt’s 30 Stück pro Jahr kostenlos“, sagt Boisch. Bestellen kann man die auf der Internetse­ite www.stadtreini­gung.hamburg/biotuete. Reicht der Vorrat nicht aus, gibt’s für 4,50 Euro weitere 30 „Biotüten“auf Recyclingh­öfen und in allen Budni-Filialen zu kaufen.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ?? Ein Bagger schichtet am Biogasund Kompostwer­k Bützberg Bioabfälle auf. Neben Pflanzen und Essensrest­en sind darin auch viele Plastiktei­le (kl. Foto) zu finden.
Ein Bagger schichtet am Biogasund Kompostwer­k Bützberg Bioabfälle auf. Neben Pflanzen und Essensrest­en sind darin auch viele Plastiktei­le (kl. Foto) zu finden.
 ??  ?? Die neue „Biotüte“ist aus biologisch abbaubarem Papier.
Die neue „Biotüte“ist aus biologisch abbaubarem Papier.

Newspapers in German

Newspapers from Germany