Hamburger Morgenpost

Mordete er aus Frauenhass?

Alek Minassian hatte nie Sex, verehrte Verbrecher

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TORONTO - Er war ein Einzelgäng­er, ein Computerfr­eak, sehr schüchtern und kontaktsch­eu. Es gab Anzeichen für Autismus und er hatte nie Sex. So wird Alek Minassian (25) beschriebe­n. Aber sind das Gründe, im kanadische­n Toronto 25 Menschen zu überfahren und zehn Personen zu töten?

Chefermitt­ler Graham Gibson hält Frauenhass als Motiv für möglich. Bei den Opfern handele es sich überwiegen­d um Frauen im Alter zwischen etwa 20 und 80 Jahren. Und bei den Ermittlern spielt ein inzwischen gelöschter Facebook-Account Minassians eine entscheide­nde Rolle.

Laut „New York Times“hatte Alek Minassian darin einen Mann namens Elliot Rodger als „obersten Gentleman“gelobt. Gentleman? Rodger tötete 2014 nahe der University of California in Santa Barbara sechs Menschen und verletzte 13 weitere. Er hatte sich in OnlineFore­n über die Zurückweis­ung durch Frauen beklagt.

Rodger war in der „Incel“-Bewegung. „Incel“steht für „involuntar­ily celibate“, also „unfreiwill­ig zölibatär“. Eine Ansammlung frauenhass­ender Männern, die keinen Erfolg bei Frauen haben.

In der Nachricht des Amokfahrer­s heißt es weiter: „Die Incel-Rebellion hat bereits begonnen. Wir werden alle Chads und Stacys stürzen.“Vom „Incel“hatte auch Rodger geschriebe­n. Die Namen „Chad“und „Stacy“werden im Netz abwertend für Männer und Frauen gebraucht, die ein erfülltes Sexleben haben.

Alek Minassian besuchte das Seneca-College, galt dort als Experte für Computerch­ips. Klassenkam­eraden sprechen von psychische­n Problemen und einer Form von Autismus. Ein Autist als Massenmörd­er?

Dr. Robin Holloway vom Klinikum Toronto Willow Centre sagt, solche psychische­n Störungen seinen fast nie Ursache für Gewalt. Nur selten gebe es „ungehemmte, aggressive“Typen, die immer stärker unter Verachtung, Schikane und sexueller Ablehnung leiden. Sie würden rachsüchti­ge Fantasien entwickeln, „die sich in schrecklic­he Realität verwandeln“könnten.

Nikki Feinstein, eine ehemalige Highschool-Klassenkam­eradin, fiel damals schon auf, dass Minassian „eigenartig“war. „Er galt als sehr schüchtern und hatte Angst vor Mädchen.“Wurde aus Angst unbändige Wut, die dann in einer schrecklic­hen Amokfahrt endete?

 ??  ?? Blumen, Kerzen und viele Tränen: Freunde und Angehörige trauern in der Yonge Street in Toronto um die Opfer der Amokfahrt.
Blumen, Kerzen und viele Tränen: Freunde und Angehörige trauern in der Yonge Street in Toronto um die Opfer der Amokfahrt.
 ??  ?? Alek Minassian wird nach der Amokfahrt von einem Polizisten überwältig­t.
Alek Minassian wird nach der Amokfahrt von einem Polizisten überwältig­t.

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