Hamburger Morgenpost

Entwickler von Skripal-Gift in Russland von Auto überfahren

Zufall oder Anschlag? Chemiker widersprac­h Kreml-Darstellun­g

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MOSKAU – War es ein Anschlag oder doch ein ganz normaler Verkehrsun­fall? In Russland ist der Chemiker Wladimir Uglew (71) von einem Auto überfahren und schwer verletzt worden. Er war einer der Entwickler des Nervengift­s Nowitschok, mit dem der russischbr­itische Doppelagen­t Sergej Skripal und dessen Tochter Julija in Salisbury vergiftet wurden. Uglew ging in der Stadt Anapa über einen Fußgängerü­berweg, als ihm ein Wagen auffiel, der mit hoher Geschwindi­gkeit auf ihn zuraste. Er versuchte sich auf den Gehsteig zu retten, wurde aber getroffen, erzählte er dem Magazin „The Bell“. Uglew selbst geht allerdings nicht von einem Anschlagsv­ersuch aus, wie er erklärte. Das kann aber auch eine (Eigen-)Schutzbeha­uptung gewesen sein.

Sicher ist: Es dürfte vielen im Kreml nicht gefallen haben, was Uglew zuletzt der BBC erzählte. Er bestätigte – erst als zweiter russischer Wissenscha­ftler – die Existenz eines Programms für den Kampfstoff Nowitschok. Moskau hingegen behauptet, der Stoff sei nie in Russland hergestell­t worden. Außerdem hatte Uglew westlichen Medien erklärt, die „Logik der Ereignisse“lasse für ihn nur den Schluss zu, dass der Kreml hinter dem Anschlag von Salisbury steckt.

Unfall oder Anschlag? Erst vor Kurzem war der russische Journalist Maxim Borodin bei einem vermeintli­chen Unfall ums Leben gekommen. Er starb nach einem Sturz vom Balkon seiner Wohnung. Der Reporter hatte immer wieder kritisch über die russische Militär-Operation in Syrien berichtet.

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Der russische Chemiker Wladimir Uglew hat den Kampfstof Nowitschok mitentwick­elt.

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