Hamburger Morgenpost

Mümmelmann­sbergKäfig-Kämpfer!

Nasrat Haqparast (22) wollte nur abnehmen – heute ist er einer der besten Fighter der Welt

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Vom Pummelchen zum ProfiAthle­ten. Wer Kinderbild­er von Nasrat Haqparast sieht, kann kaum glauben, dass der heute 22Jährige einer der besten „Mixed Martial Arts“-Fighter (MMA) ist. Der Hamburger mit afghanisch­en Wurzeln ist einer der ganz großen Käfig-Fighter. Dabei war das anfangs gar nicht sein Ziel.

„Ich war mit 14 Jahren extrem übergewich­tig“, sagt Nasrat. „Meine Eltern wollten mich damals dazu bringen, Sport zu machen. Also habe ich mit Fußball angefangen, das war aber nichts für mich.“

Zu „Mixed Martial Arts“kam er dann eher per Zufall. „Ich wollte eigentlich zum Kickboxen und war eine halbe Stunde zu früh im Studio. Da habe ich dann die MMA-Kämpfer gesehen“, erinnert er sich. „Das hat mich sofort total fasziniert. Ich habe die durchtrain­ierten Kämpfer gesehen, überall tätowiert, der Schweiß lief ihnen am ganzen Körper runter, während sie sich mit den dünnen Handschuhe­n geschlagen haben.“Riesige Kerle, muskelbepa­ckt – das genaue Gegenteil von dem damals gerade mal 1,50 Meter kleinen und 90 Kilo schweren Jungen. Nasrat nahm eine Probestund­e. „Anfangs ging’s mir tatsächlic­h nur ums Abnehmen. Ich habe in sechs Monaten 20 Kilogramm verloren. Aber dann habe ich angefangen, den Sport zu lieben – und wurde besessen davon.“

Heute ist er selbst einer dieser Fighter, kämpft in der Champions League. Doch nicht nur das. Der Kampfsport habe ihn auch davor bewahrt, auf die schiefe Bahn zu geraten, erzählt er. „Ich habe mich früher als kleiner Junge auf der Straße geschlagen, einige meiner Freunde waren drogenabhä­ngig. Der Sport hat mich vor einer schlimmen Zukunft bewahrt und mich auf den richtigen Weg geleitet.“Der 22-Jährige trinkt keinen Alkohol, raucht nicht, nimmt keine Drogen, geht nicht in Clubs. „Und ich gehe Konfrontat­ionen aus dem Weg. Ich bin kein aggressive­r Mensch.“Nur im Käfig, sagt er, werde er von der Katze zum Löwen.

Seine Eltern waren anfangs dagegen, dass er „Mixed Martial Arts“Kämpfer wird. Schließlic­h ist „MMA“die härteste Sportart der Welt. „Sie hatten Angst, dass ich mich verletze. Aber sie haben meine Leidenscha­ft erkannt, unterstütz­en mich und sind heute sehr stolz – meine größten Fans.“

Schwere Verletzung­en hatte der Hamburger in seiner siebenjähr­igen Karriere noch nicht. „Meine Nase war gebrochen, mein Ohr schwer verletzt, aber daran erkennt man auf der Straße, dass ich ein Kämpfer bin“, sagt er und lacht.

Sein nächster großer Kampf steht demnächst an: Am 22. Juni kämpft Nasrat in der Barclaycar­dArena gegen Marc Diakiese (25) an. Der Engländer ist ein Freund von ihm. „Das ist ein komisches Gefühl. Aber es ist ja ein Teil unseres Jobs. Und während des Kampfes muss man kaltblütig sein“, sagt er. „Ich hasse meine Gegner ja nicht und will ihnen nichts Schlimmes, sondern nur gewinnen. Nach dem Kampf umarmen wir uns und alles ist gut.“

Einen Vorteil sieht er bei dem Heimspiel trotzdem: „Hamburg ist wie mein Wohnzimmer.“Schon drei Mal hat er in der Arena gekämpft. „Meine Heimatstad­t gibt mir natürlich mehr Selbstbewu­sstsein, Familie und Freunde werden kommen, die Atmosphäre ist anders – und meine Motivation zu gewinnen noch größer.“

Bis dahin wird Nasrat bis zu 14 Mal pro Woche trainieren. Für einen Kampf, der nur 15 Minuten lang geht. Zur Vorbereitu­ng fliegt er nach Kanada. Denn: „Dort kann ich mit den Besten trainieren, um der Beste zu werden. Nicht alles zu geben, würde an meinem Ego kratzen. Wenn ich etwas mache, dann muss es perfekt sein.“

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„UFC Fight Night“im Oktober 2017 in Polen
Nasrat (l.) im Kampf gegen den polnischen Kampfsport­ler Marcin Held bei der „UFC Fight Night“im Oktober 2017 in Polen
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So sah Nasrat als Kind aus: Als er 14 Jahre alt war, wog er schon 90 Kilo. Damals schickten ihn seine Eltern zum Sport.
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Heute schreibt Anne Tafferner

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