Psycho-Doping vor dem Schicksalsspiel
Geschäftsstellen-Mitarbeiter besuchen Team. Verletzte kehren zurück. Kauczinski: „Die Jungs brennen“
Im Kampf um den Klassenerhalt wollen die Kiezkicker nichts unversucht lassen. Die Abschottung der Mannschaft in dieser Trainingswoche wurde für einen überraschenden Besuch unterbrochen, der dem Team einen zusätzlichen Kick geben soll – und auch an die Verantwortung der Profis appelliert.
Nicht öffentlich. Das Trainingszentrum an der Kollaustraße ist derzeit Sperrgebiet. Bei den Einheiten sind keine Zuschauer erlaubt, die Spieler dürfen keine Interviews geben.
Nach MOPO-Informationen bekam die Mannschaft am Mittwoch Besuch – vereinsintern. Alle verfügbaren Geschäftsstellen-Mitarbeiter, rund 40 Personen, waren per Bus vom Millerntor nach Niendorf gereist. Nur Trainer Markus Kauczinski und Sportchef Uwe Stöver hatten vorab Bescheid gewusst. Vor der versammelten Mannschaft verlasen drei Mitarbeiter der Geschäftsstelle einen Text. „Das war ein Zeichen der Unterstützung. Es ging darum, Geschlossenheit und Verbundenheit zu zeigen, ein Wir-Gefühl zu leben“, erklärt St. Paulis Medienchef Christoph Pieper auf MOPO-Nachfrage.
Die ungewöhnliche, ja außergewöhnliche Aktion, die laut Pieper nicht von oben, sondern von der Belegschaft initiiert worden sei, zeigt einmal mehr den bitteren Ernst der Lage und den Versuch, alle Energien zu bündeln, nichts unversucht zu lassen. Es scheint nötig zu sein.
Auch dem letzten Spieler dürfte jetzt klar sein, dass es im Klassenkampf nicht nur um das sportliche Schicksal geht, sondern auch das persönliche Schicksal vieler Vereinsmitarbeiter. Im Abstiegsfall drohen Gehaltskürzungen und der Verlust von Arbeitsplätzen.
Damit die Verantwortung nicht zur Last wird, versucht die sportliche Leitung des Tabellen-17. eine betont positive Grundstimmung vor dem Duell mit dem Tabellennachbarn Fürth zu verbreiten.
„Es hört sich bescheuert an, aber wir freuen uns drauf“, sagt Kauczinski. „Ich spüre eine gute Stimmung. Die Jungs brennen darauf, dass wir dieses Spiel kriegen. Wir haben etwas gutzumachen.“Eine Menge.
Positive Nachrichten gibt es auch von der Personalfront. Die lange verletzten Bernd Nehrig und Waldemar Sobota sind zurück im Training und laut Kauczinski nicht nur morgen im Kader, sondern sogar Optionen für mehr. Auch die in Regensburg kurzfristig ausgefallenen Jeremy Dudziak und Lasse Sobiech haben ihre Erkrankungen überstanden. Die Rückkehr gebe dem Team einen emotionalen Schub, so der Coach, das Quartett bringe „gute Ausstrahlung und Emotionalität“auf den Platz und in die Gruppe.
Es hört sich bescheuert an, aber wir freuen uns drauf. Markus Kauczinski, Trainer