Hamburger Morgenpost

Psycho-Doping vor dem Schicksals­spiel

Geschäftss­tellen-Mitarbeite­r besuchen Team. Verletzte kehren zurück. Kauczinski: „Die Jungs brennen“

- NILS WEBER n.weber@mopo.de

Im Kampf um den Klassenerh­alt wollen die Kiezkicker nichts unversucht lassen. Die Abschottun­g der Mannschaft in dieser Trainingsw­oche wurde für einen überrasche­nden Besuch unterbroch­en, der dem Team einen zusätzlich­en Kick geben soll – und auch an die Verantwort­ung der Profis appelliert.

Nicht öffentlich. Das Trainingsz­entrum an der Kollaustra­ße ist derzeit Sperrgebie­t. Bei den Einheiten sind keine Zuschauer erlaubt, die Spieler dürfen keine Interviews geben.

Nach MOPO-Informatio­nen bekam die Mannschaft am Mittwoch Besuch – vereinsint­ern. Alle verfügbare­n Geschäftss­tellen-Mitarbeite­r, rund 40 Personen, waren per Bus vom Millerntor nach Niendorf gereist. Nur Trainer Markus Kauczinski und Sportchef Uwe Stöver hatten vorab Bescheid gewusst. Vor der versammelt­en Mannschaft verlasen drei Mitarbeite­r der Geschäftss­telle einen Text. „Das war ein Zeichen der Unterstütz­ung. Es ging darum, Geschlosse­nheit und Verbundenh­eit zu zeigen, ein Wir-Gefühl zu leben“, erklärt St. Paulis Medienchef Christoph Pieper auf MOPO-Nachfrage.

Die ungewöhnli­che, ja außergewöh­nliche Aktion, die laut Pieper nicht von oben, sondern von der Belegschaf­t initiiert worden sei, zeigt einmal mehr den bitteren Ernst der Lage und den Versuch, alle Energien zu bündeln, nichts unversucht zu lassen. Es scheint nötig zu sein.

Auch dem letzten Spieler dürfte jetzt klar sein, dass es im Klassenkam­pf nicht nur um das sportliche Schicksal geht, sondern auch das persönlich­e Schicksal vieler Vereinsmit­arbeiter. Im Abstiegsfa­ll drohen Gehaltskür­zungen und der Verlust von Arbeitsplä­tzen.

Damit die Verantwort­ung nicht zur Last wird, versucht die sportliche Leitung des Tabellen-17. eine betont positive Grundstimm­ung vor dem Duell mit dem Tabellenna­chbarn Fürth zu verbreiten.

„Es hört sich bescheuert an, aber wir freuen uns drauf“, sagt Kauczinski. „Ich spüre eine gute Stimmung. Die Jungs brennen darauf, dass wir dieses Spiel kriegen. Wir haben etwas gutzumache­n.“Eine Menge.

Positive Nachrichte­n gibt es auch von der Personalfr­ont. Die lange verletzten Bernd Nehrig und Waldemar Sobota sind zurück im Training und laut Kauczinski nicht nur morgen im Kader, sondern sogar Optionen für mehr. Auch die in Regensburg kurzfristi­g ausgefalle­nen Jeremy Dudziak und Lasse Sobiech haben ihre Erkrankung­en überstande­n. Die Rückkehr gebe dem Team einen emotionale­n Schub, so der Coach, das Quartett bringe „gute Ausstrahlu­ng und Emotionali­tät“auf den Platz und in die Gruppe.

Es hört sich bescheuert an, aber wir freuen uns drauf. Markus Kauczinski, Trainer

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Nanu, wer kommt denn da? Trotz Abschottun­g beim Training bekamen die Kiezkicker Besuch von rund 40 Mitarbeite­rn des Klubs.
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