Was kann Ottensens „Bolero“-Ersatz?
Im „Riedel’s“lassen sich Sommerabende verbringen – doch beim Essen hapert es noch
Tischlein, wechsel dich: Aus der Cocktail-Institution „Bolero“in Ottensen wurde das „Riedel’s“– und verspricht „mit Liebe zubereitete“Köstlichkeiten „im kleinen Paris an der Elbe“. Leider hapert es da noch ein bisschen.
Der erste Eindruck: Sieht doch ganz gut aus hier! Vorne gibt es Bar-Restaurant-Atmosphäre mit groben Holztischen, gemütlichen Lederbänken, einem großen Tresen und warmen Farben. An der offenen Küche vorbei geht es in einen weiteren Raum mit Blick zum großen Garten. Hier lassen sich lauschige Sommerabende verbringen – als Reminiszenz an alte Zeiten ist eine lange Cocktailliste vorhanden!
Die Speisekarte ist moderner Standard: Ein bisschen Fleisch, ein bisschen Fisch, ein bisschen Pasta, wechselnde Bowls, dazu Salate und Burger. „Sind die Pappardelle hausgemacht?“, fragen wir etwas naiv – und werden ausgelacht: „Nein, dann müssten wir die ja viel teurer machen!“, lautet die Antwort.
Ja, teuer ist es wahrlich nicht für Ottenser Gentrifizierungsverhältnisse: Hauptgerichte starten bei 12,50 Euro, ein Glas (guten) Wein (0,2l) gibt es ab 5,50 Euro, was mittlerweile selten ist.
Doch günstig ist nicht immer gut. Das merken wir beim Bestellen: Der eine Kellner kennt die Tageskarte nicht und schickt seine Kollegin, die weiß Bescheid, doch in dem Durcheinander geht die Bestellung der hausgemachten Hackbällchen mit JoghurtChili-Limette-Minz-Dip (8,80 Euro) unter.
Die zweite Vorspeise, ein üppiger und gut abgestimmter Brotsalat mit Rucola und Parmesan (12,80 Euro), kommt daher mit den Hauptgängen. Das Malheur wird aufrichtig entschuldigt und später mit einem Gratis-Espresso ausgeglichen.
Kann ja mal passieren, denken wir und stürzen uns auf die Teller. Da haben wir: geräucherte, kalte Forellenstücke, die aussehen, als hätte sie jemand unmotiviert aus der Packung geholt und auf den Teller gekippt. Dazu gibt es lauwarmen Kartoffel-Brokkoli-Minzstampf, der erst mit viel Salz seine Aromen freigibt (14 Euro).
Die vegetarischen Bandnudeln (12,50 Euro) mit Kirschtomaten sind okay, von der Limetten-Zitronenbutter merkt man aber eher wenig.
Ein bisschen Platz haben wir noch: Der Blueberry Cheesecake (7 Euro) ist leider aus, also neben wir den Walnuss-Schoko-Brownie mit Birne auf Karamellspiegel (7 Euro) – ist lecker, aber keine Offenbarung.
Dass uns zum Abschluss noch die (sehr viel günstigere) Abrechnung des Nebentischs präsentiert wird, verstärkt den Eindruck eines zwar sehr freundlichen, aber doch etwas verpeilten Services. Fazit: Zum Trinken gut, zum Essen so lala ... Riedel’s (Ottensen), Bahrenfelder Str. 53, Mo-So 17-2 Uhr, Tel. 3907800, www.riedelsottensen.de